Batman und das schlingernde Bett

  • Montag der 10. April.


    Zu spät für einen Aprilscherz und noch zu früh für eine Ostereiersuche.


    Aber genau passend um den Bock ab zu holen.


    Punkt 10:00 stehen wir auf dem Parkplatz des Kasten-Dealers aus dem badischen Malsch und hoffen darauf endlich unsere Dosis Freiheit und Unabhängigkeit von Hotelbetten, abholen zu können.


    Ich bin wahrlich kein Camping-Fan.


    Im Besonderen habe ich eine gewisse Voreingenommenheit gegenüber dem Menschenschlag des Campers. Ähnlich der Eigentümer einer Kleingartenparzelle mit Gartenzwerg davor, stelle ich sie mir vor.


    Wie sie dann abends nach dem Essen, gleich einer Truppe Pinguine in Richtung der Waschhäuser trotten, ihre neonfarbigen Kunststoffschüsseln mit benutzen Campingtellern, welche unkaputtbar sind und somit auch ohne Leben …zum Spülen bringen und sich dabei über Heringe und Kühlboxen unterhalten.


    Nein, das wäre nicht gerecht und doch sehr diskursbehaftet – so darf man nicht denken, nicht von der eigenen Frau und Tochter.


    Die sind nämlich absolute Campingfans. Die Frau durch ihre Eltern gefangen in jedem Urlaub auf einem Campingplatz bis der Retter in Person von mir kam und sie befreite von Eltern und Ravioli aus der Dose.


    Doch sobald unsere Tochter die Mehrheit der Frauen in unserer Familie festigte war sie wieder da – die Campinglust in den Genen der Damen – somit zum Teil getrennter Urlaub.


    Die mit der anderen Chromosomenverteilung auf dem Platz der Zelt-Fetischisten und ich bei den Herren Kempinski und Hilton.


    Gibt es hierfür Kompromisse haben wir uns gefragt?


    Moderationen durch Freunde und Eheberatungen haben uns dann zu dem Bock gebracht – ein Ding in dem man schlafen kann – welches Zugang auf Campingplätzen findet, aber auch auf einem Hotelparkplatz gestellt werden darf.


    Entscheidungen trifft man und überlegt sie nicht – dieser Philosophie folgend, konnten wir uns innerhalb von 14 Tagen Recherche und mehrfachen Besuchen von Dealer-Werkstätten für einen Bock und zwar den Bock im Speziellen und Besonderen entscheiden.


    Verzweifelte Blicke der Prinzessinnen in Verbindung meines emotionslosen Auftretens führten zu erfolgreichen Verhandlungen und da das Geld da war und Mario Draghi mir keine Zinsen dafür zahlen möchte, wurde der Bock gekauft.


    Jetzt steht er da und wurde uns in aller Ausführlichkeit erklärt. Er hat 4 Reifen, ein Lenkrad und noch ein paar weitere spezielle Errungenschaften, in welche jedoch die Damen eingewiesen wurden – ich bin nur der Chauffeur des Bocks!


    Na, ja die erste Tankrechnung durfte ich dann auch zahlen.


    Und dann stand er da. So einsam und verlassen auf dem Parkplatz vor unserem Haus. Die kleine Prinzessin wollte sofort darin schlafen – die große fand, dass dies eine super Idee war und ich hatte am nächsten Morgen einen geschäftlichen Termin, welcher Anzug und Krawatte verlangte.


    Doch ist nicht das wahre Glück das der Anderen?


    Der Bock wurde durch die Damen mit unseren Bettbezügen beladen – die Wassertanks haben sie befüllt – so komische Chemie dem Toiletteneimer zugefügt und ich habe eine gute Flasche Rotwein, Korkenzieher und Gläser mitgebracht.


    Sage und schreibe 3 Kilometer sind wir gefahren. Ein öffentlicher und kostenloser Stellplatz in unserer Heimatstadt war unser Ziel. Ungefähr 5 Minuten haben wir gebraucht und dann standen wir dort wo auch andere standen.


    Das Dach haben sie dann aufgestellt und alles bereit gemacht für die Nacht.


    Ich habe die Damen dann ausgeführt in ein nahe gelegenes Restaurant – denn alles sollte man feiern und in Relation zu dem Kaufpreis des Bocks war die Restaurantrechnung Peanuts, da hätte ich locker noch ein paar Digestives mehr trinken können.


    Zurück im Bock war es schon spät und wir haben uns ganz intim zusammen die Zähne geputzt. Wenn man seine Familie mal wieder etwas näher kennen lernen will, dann ist so ein Kastenwagen wirklich ein toller Katalysator – meine Tochter kann sogar singen während sie Zähne putzt – ob sie irgendwie besonders begabt ist?


    Genau 5 Minuten habe ich gebraucht um wirklich bequem und gemütlich liegend ein zu schlafen.


    Im Halbschlaf habe ich Jugendliche gehört, welche leicht angetrunken an uns vorbei zogen und dabei sangen, dass Batman gestorben wäre – oder geboren? – Ich weiß es nicht mehr.


    Was ich jedoch noch weiß und an was ich mich genau erinnern kann ist die Stimme meiner Tochter. Von oben aus ihrem Reich rief sie: „Papa, mir ist das zu unheimlich hier“.


    Diskutiert man spät nachts in einem Bock mit seiner so besonders begabten Tochter – hatte ich erwähnt, dass sie während des Zähne putzen singen kann?


    Nein, natürlich diskutiert man da nicht.


    Also Tochter zu der Mutter der Tochter und Vater der Tochter ins eigentlich für die Tochter gedachte Reich oben auf dem Dach.


    Ich habe super geschlafen und das leichte schlingern hat mir sogar gefallen – morgens im Freien gepinkelt – im Stehen – jawohl das Campen macht mich noch zum richtigen Mann und dann heimgefahren um dort zu duschen und zur Arbeit zu fahren.


    Zumindest hatte ich auf meinem Termin eine nette Anekdote zu erzählen.


    Nein, im Ernst mir hat es gefallen und hätten wir nicht schon vor längerem Flugtickets für über Ostern gekauft gehabt, dann wären wir bestimmt auch gleich mit dem Bock weg gefahren – aber das Wochenende steht ja vor der Tür und der Bock auch.


    Mal schauen, vielleicht kaufe ich mir ja auch mal so eine Kunststoffschüssel für den Campingplatz und diskutiere über die Möglichkeiten Dosengulasch mit frischen Kräutern zu pimpen – oder auch nicht.


    Oder wenn ich es schaffe alle Hemmungen zu verlieren und bereit bin mich gänzlich der Lächerlichkeit Preis zu geben, dann melde ich mich in einem Internetforum für Kastenwagen an und stelle mich dort vor …


    Einzig frage ich mich, ob meine zum Teil mit mir verwandten Familienangehörigen echt Recht haben – schläft man da oben wirklich mit dem Kopf in Richtung Lenkrad oder liegt der Kopf nicht eigentlich hinten und die Füße vorne – doch wo ist eigentlich vorne und wo hinten?


    Fragen, die ich versuchen werde die nächste Zeit im Bock und mit Hilfe des Bocks zu beantworten.


    Wer?


    Der Bock?


    Hymer Grand Canyon mit so einem Dach zum Aufstellen dabei und wie schon erwähnt Lenkrad, 4 Räder und ….

  • Schön geschrieben Hannes;)
    Viel Spaß beim gemeinsamen kennenlernen.

    Gruß Flo
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  • :tearsofjoy::tearsofjoy::tearsofjoy:

                    :S "Bleibt's so, wiad's seid's, wos andas bleibt eich eh ned übrig!" ;)
                                    
    frei nach Günter Grünwald


                                                bami

    2 Mal editiert, zuletzt von bami ()

  • Schreib mehr, du kannst es!!!

    2 Menschen und 3 Hunde im Roadcar 540. Hinten drauf Fahrräder. In der Garage Hundeanhänger und Boot (Gumotex Palava). Hinten dran Anhänger mit Vespa GTS 300 oder Fiedlerbühne. Aber nicht immer alles gleichzeitig. Aber immer mit meinen Hunden.

  • Servus Hannes ... der Nomadengeheimdienst hat dich enttarnt, schein ja dann dein Name zu sein?


    Nach der gelungenen Einleitung ist schon mal klar dass du der erste (höchtwahrscheinlich auch der einzige) golfspielende Sansoniteurlauber bist der ein wahrer Gewinn für die Campinggemeinde wird ;)


    Du hast ja dann die einmalige Chance die Glückliche Kindheit deiner Frau ansatzweise nachzuholen und das schwere Traume eines Hotellebens mit im morgengrauen ausgelegten Reservierungsgandtüchern mit hilfe deiner Selbshilfegruppe erfolgreich zu therapieren. ;)


    Ich wünsch dir jedenfalls eine Menge bewustseinserweiternden Spass dabei und anregende Gespräche an den Waschbecken der Campingplätze. ;)


    Und ich freu mich jetzt schon auf all deine Kurzgeschichten ;)


    Robert

  • @Alle: Vielen Dank für die netten Kommentare im Allgemeinen – …





    Servus Hannes ... der Nomadengeheimdienst hat dich enttarnt, schein ja dann dein Name zu sein?



    Ja und sogar tatsächlich ohne das sonst typische „Jo“ davor, dennoch wäre es mir zumindest noch derzeit lieber, wenn wir dies unter uns zwei diskret behandeln könnten - ;)





    Eine Reise nach Amsterdam ist tatsächlich geplant, jedoch erst für nächstes Jahr …

  • Danke für eine kurzweilige Heimfahrt mit den Öffis aus der Arbeit. Ich kringel mir einen ab, um mich rum schauen schon alle.
    Herzlich willkommen
    Schöne Grüße Markus

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