Die Pössl-Mülltasche

Zitat von SwissFrosch

...Produktionsort Zeulenroda-Triebes mit HR in Jena. Also wundere ich mich mit meinen bescheidenen Deutschland Kenntnissen und denke Jena liegt doch nicht in Sachsen? Könnte es auch Thüringen sein? Aber so etwas kann doch nicht Jutta und Jürgen passieren, oder?
...

Hallo Fridolin,
also formaljuristisch hast du natürlich Recht. Die Hintergünde sind aber komplizierter.

Geründet wurde das Unternehmen 1910 in Plauen, das zweifellos in Sachsen liegt und erst 1992 ist man nach Bernsgrün umgezogen. Dieser Standort liegt ganz weit im Osten des Freistaates in einer umstrittenen vogtländischen Grenznase an drei Seiten eingeklemmt von sächsischem Gebiet. Sogar die Post war sich nicht ganz sicher und hat Zeulenroda eine sächsische Postleitzahl mit einer Null am Anfang zugeordnet. (Ansonsten hat Thüringen eigentlich die Neun.)

Grenzen sind recht willkürliche Festlegungen. Viel wichtiger ist doch, was für Menschen da leben. Die Vogtländer sind ein freundlicher gemütlicher Menschenschlag, der eher zu den Sachsen passt. Sie sprechen einen eigenen Dialekt, der weder mit Sächsisch noch mit Thüringisch zu tun hat, eher schon mit unserem Nordfränkisch. Deshalb können wir sie gut verstehen. Die wahren Thüringer leben nördlich des Thüringer Waldes. Kerngebiet ist die "Achse" Gotha - Erfurt - Weimar - Jena. Das winzige friedliche Stück norwestliches Vogtland haben sich die Thüringer in den Wirren der Kleinstaaterei angeeignet. War wohl zu schwach.

"Greiz, Schleiz, Lobenstein.
Das Fürstentum ist viel zu klein.
Und fällt einmal ein Nachttopf um,
dann stinkt das ganze Fürstentum."

Die Obrigkeit wechselt, die Untertanen bleiben sich treu. Damit teilen wir ein gemeinsames Schicksal. Wir leben südlich des Thüringer Waldes im Thüringisch besetzten Nordfranken und sprechen hennebergische Mundart, (die mit Thüringisch so wenig zu tun hat wie Bayrisch mit Ostfriesisch.) Hier steht demnächst eine Gebietsreform an und die Separatisten jaulen schon wieder mal auf. Maximalforderung: Gündung eines eigenen Bundeslandes Franken! Minimalforderung: Wechsel der Schirmherrschaft. Im benachbarten Landkreis Coburg haben sie schon vor fast hundert Jahren die Chance genutzt und sich freiwillig den Bayern ergeben. Aber bis heute essen sie Thüringer Klöße und Thüringer Rostbratwust. ;-.)

Grüße aus dem Werratal
(ehemals Bezik Suhl,
noch Landkreis Hildburghausen
demnächst... ?)
von Jutta+Jürgen

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Zitat von FrankNStein

...Die vogtländische "Sprache" ist für mich persönlich, das Extremste, was ich bisher an Dialekten in Deutschland gehört habe...

Hallo Frank,
keine Bange, ich habe mit Vogtländern zusammen studiert und die konnten fast alle auch ein bisschen Deutsch.

Ich finde extreme Dialekte prima. Man ist mitten in D und es hört sich an wie im Ausland. So kann der weltoffene Kastenwagenfahrer den "Europäer in sich" schon ohne weite Fernreisen entwickeln. Kommt er dann ins echte Ausland, ist die Situation schon vertraut. Die Norweger unter sich sprechen einen unverständlichen Dialekt, aber fast alle können ein bisschen Deutsch.

Reisen bildet. Zurück zum Müllthema.
Für den Müll stehen in Norge überall große bärensichere Stahlcontainer, die auch von Touris genutzt werden dürfen. Der Deutsche macht eine Wissenschaft und ein Riesengeschäft aus dem Müll und ein Vorhängeschloss an seine Mülltonne.

Grüße von J+J