Ducato L4H2 mit ungewöhnlichem Grundriß

  • Hallo!


    Nachdem ich mir hier in den letzten Monaten viele Tips und gute Ratschlage geholt habe (Danke nochmal dafür!), aber irgendwie nie dazu gekommen bin ein Ausbautagebuch zu führen, wollte ich wenigstens mal ein paar (Ausbau-)Bilder in mein Album einstellen.


    Mein Ducato hat einen für diese Fahrzeugklasse eher ungewöhnlichen Grundriß: Duschkabine hinterm Fahrersitz, gefolgt von einem Hochschrank. Gegenüber, halb in der Schiebetür, die Küche. Dahinter schließt sich quer eine vollwertige Dinette / Sitzgruppe für vier an und ganz hinten im Heck gibts quer ein Einzelbett über einer großen Heckgarage, welches sich mit ein paar Handgriffen auf 140 cm Breite ausziehen läßt. Man findet diese Art von Grundriß öfters bei Expeditionsmobilen, für mich ist er optimal: Festes Einzelbett, schnell gebautes Doppelbett, echte Sitzgruppe für vier Personen, Stauraum ohne Ende (weiß gar nicht, was ich da alles reintun soll), gutes Raumgefühl.
    Viel Spaß beim Bilder angucken.


    Gruß,
    Christian



    P.S.: Nein, die Bilder sind nicht spiegelverkehrt, ich habe tatsächlich einen Rechtslenker :s7

  • Hallo!


    Danke für euer Lob :P


    Zitat von Habenkarl


    Ein Grundrissplan würde dem Ganzen die Krone aufsetzen.


    Da muss ich derzeit noch enttäuschen. Es gab keinen Plan (zur Verwunderung meines Nachbarn, der öfter mal den Fortgang begutachtet und auch schon danach gefragt hat), sondern nur eine grobe Skizze des Grundrisses auf einem normalen Blatt Papier, dazu einige dutzend Detailskizzen auf irgendwelchen Notizzetteln, immer wenn mir mal irgendwas eingefallen ist. Muss also erstmal einen Plan zeichnen.


    Zitat von weissfranz


    Weißt Du wieviel der Gesamtausbau Gewicht hat (inkl. Heizung, Batterei usw.) ?


    Weiß ich leider noch nicht, war noch nicht auf der Waage u.a. weil die Batterien noch nicht drin sind.



    Warum ist das denn ein Rechtslenker?


    Kurze Antwort: Weil er günstig war.
    Lange Antwort: Nachdem ich 2009 die grundsätzliche Entscheidung für einen Campingbus getroffen habe (noch unter dem Eindruck von drei Wochen Neuseeland in einem 208 CDI KaWa) habe ich mich mal bzgl. Basisfahrzeugen umgeschaut. Natürlich galt auch bei mir das Motto "große Träume, kleines Geld", konkret wollte ich einen Sprinter NCV3, mindestens aber den Vorgänger mit Baujahr jünger als 2005, oder einen Transit der aktuellen Generation. Das Ganze bitte mit nicht mehr als 150.000 km und für max. 10-11.000 €. Sowas gibts (fast) tatsächlich: Die NCV3-Sprinter haben dann allerdings so ab 300.000 km auf der Uhr (was mir zuviel war) und / oder sind fürchterlich zusammengeritten (spricht: mindestens starke Kratzer, im Regelfall aber ein Fall für den Karossieriebauer, der die ganzen Beulen rausdengeln muss. Typische Kurierhuren halt: Jeder war mal drauf, keiner hat sie geliebt.) und / oder die 209er Version mit 3.000 kg zGG und folglich für den geplanten Umbau zu grenzwertig. Bei den Transit sah es kaum besser aus.
    Dann entdeckte ich bei mobile.de zufällig zwei Transit: Nagelneu, ohne EZ, 10 km für sehr wenig Geld (ca. 15.000 €, wenn ich mich richtig erinnere). Dummerweise allerdings keine Kastenwagen, sondern Plattform-Fahrgestelle. Natürlich habe ich mich gefragt, warum die so billig sind und meine selbstgegebene Antwort war logisch: Das sind Rechtslenker, die will hier keiner. Meiner messerscharfen Logik zufolge sollten demnach Linkslenker in Großbritannien oder Irland günstig zu kriegen sein. Also machte ich mich auf die Suche.
    1. Erkenntnis: Eine gute Anlaufstelle ist vantrader.co.uk
    2. Erkenntnis: Eine andere gute Anlaufstelle ist ebay.co.uk, wo das Fahrzeugangebot ein Vielfaches von dem des deutschen eBay beträgt
    3. Erkenntnis: Linksgelenkte KaWa gibt es so gut wie gar nicht
    4. Erkenntnis: Irland ist uninteressant (schlecht, weil Irland = €, während UK = GBP), die wenigen irischen Fahrzeuge findet man im Regelfall auch im britischen eBay.
    5. Erkenntnis: Der britische Markt ist voll von dreijährigen, im Regelfall alles Leasingrückläufer in (rein nach den Bildern zu beurteilen) erstaunlich gutem Zustand (selten mal größere Blechschäden)
    6. Erkenntnis: Die Autos sind sogar erstaunlich günstig, speziell wenn das Pfund mal wieder schwächelt (was ja mittlerweile Dauerzustand ist)
    7. Erkenntnis: NCV3-Sprinter gibt es sehr oft als lang / hoch (war mir zu lang), und in brauchbarer Anzahl als mittellang / hoch (sowas wollte ich). Alles andere (kurzer Radstand, kein Hochdach) ist eher selten.
    8. Erkenntnis: Britische NCV3-Sprinter sind fast alles 311 CDI. Die unbrauchbare 2xx-Version mit 3 to. zGG ist kaum zu finden, ebenso wie die stärkeren 313 oder 315 CDI. Letztere sind dann aber gleich mal einiges teurer als 311er.
    Zwischenfazit: Ein Rechtslenker aus England? Warum eigentlich nicht? Ich bin in England, Schottland, Wales, Irland, Australien, Neuseeland zehntausende Kilometer mit Rechtslenkern gefahren und habe kein Problem damit. Schalten mit links ist ganz easy und - entgegen einigen Vorurteilen - sind bei den allermeisten Autos die Bedienhebel für Blinker und Scheibenwischer NICHT spiegelverkehrt angeordnet (ich hatte das bei dutzenden Mietwagen genau einmal, das war ein Peugeot 306, IIRC). Ich bin anglophil. Ich liebe Schottland, bin eigentlich fast jedes Jahr dort, ich mag Irland und hab noch viel zu wenig davon gesehen, das Gleiche gilt für Wales. Südengland ist sicherlich auch ein(ig)e Reise(n) wert. Ich will und werde mit meinem Bus viel auf die britischen Inseln fahren. Spätestens ab Tunnel / Fähre ist der Rechtslenker kein Nachteil, sondern sogar klar ein Vorteil. Rechtslenker - warum eigentlich nicht?
    Gegenargumente: Man kann halt beim Kauf in UK nicht mal eben schnell zum gucken hinfahren, sondern die Sache wird umständlich. Man muss hinfliegen und bucht sicherheitshalber auch gleich einen Rückflug. Dann die Überführung auf eigener Achse, Kosten für Fähre oder Tunnel. Auch nach dem Kauf: Umrüsten auf kontinentale Scheinwerfer (beim NCV3 rd. 170 €), Untersuchung nach §21 StVO etc. Kostet alles extra. Kann sich aber rechnen.
    9. Erkenntnis: ca. Ostern 2010, neues Ziel: Sprinter NCV3 ab Bj. 2007, max. 100.000 Meilen, max. 8.500 Pfund, das waren damals rd. 10.000 €.
    10. Erkenntnis: Sowas gibts! Nicht einen, wenn man bei den beiden o.a. Quellen sucht findet man so ca. zwei dutzend
    11. Erkenntnis: Was es nicht gibt sind 8.500 Pfund oder 10.000 €. Noch nicht. Trotzdem gucke ich ab und zu nach Teilen, ich habe zwar noch kein Auto, aber in der Garage lagern schon ein Kompressorkühlschrank (Waeco Werksverkauf, Messedisplay), eine neue Truma Combi 4 (für 800 € bei eBay geschossen) und als im Kastenwagenforum Peter aus Aachen ein günstiges Midi-Heki in Kurbelversion anbietet (ohne Zwangsentlüftung, sowas will ich, hab mich ja schlau gemacht) ist das auch schnell meins.
    Weiter träumen, weiter nach Autos gucken. Auch nach Transit (in UK fast nur als Hecktriebler zu kriegen, aufgrund der dadurch geringeren Innenhöhe (- 10 cm) für mich uninteressant) und anderen, z.B. Eurotransportern.
    12. Erkenntnis: Der Citroen Jumper heisst auf der Insel "Relay", vermutlich weil man in Frankreich gemerkt hat, dass "Jumper" in England für ein Auto irgendwie zweideutig und somit dämlich ist. Citroen Relays gibt es mindestens soviele wie Ducatos, vielleicht sogar noch mehr. Peugeot Boxer gibt es nicht so oft.


    September 2010: Trotz des festen Plans, einen NCV3 in UK zu kaufen habe ich sporadisch auch noch bei mobile.de geschaut. Und dann fand ich IHN:
    Fiat Ducato L4H2, weiß, EZ 30.04.2007, 87.000 mls / 139.000 km. Rechtslenker. 8.600 soll er kosten. Euro, nicht Pfund. Lt. Bildern schaut der gut aus. Steht in Köln. Cool... ich arbeite in Köln. Adresse bei Google Maps gesucht, Überraschung: Sind ca. 150 m Luftlinie vom Büro. Angerufen, ja noch zu haben, Termin vereinbart. Parallel in England nach vergleichbaren Autos geguckt.
    13. Erkenntis: Ein Ducato gleichen Alters mit vergleichbarer Laufleistung kommt mich in England nicht billiger. Im Gegenteil, berücksichtigt man die oben genannten zusätzlichen Kosten (s. oben) wird wohl eher teurer. Bank angerufen...
    Im Internet (u.a. Kastenwagenforum) bzgl. 250er Ducatos und Schwachstellen schlau gemacht. Hingefahren. Enorme Sachkunde vorgetäuscht ("...die Ducatos haben ja das Wasserproblem im Motorraum"). Angeschaut, sieht gut aus. Kein Rost. Kleine Delle in der Beifahrertür, sieht man aber kaum. Links fehlt das "J" vom MULTIJET-Schriftzug. Stört mich nicht. Probegefahren. Hat zwar geregnet wie Sau, fährt sich aber gut. Muss mal dringend geputzt werden. Geschichte erzählen lassen: Verkäufer ist eine Firma, die mit Motorrollern handelt, und dafür ebensolche aus England importiert. Eines Tages hatte man so viele Roller gekauft, das die nicht in den eigenen Transporter passten. Also hat man mal eben noch einen gekauft. Zurück in Deutschland hat man sich um alles nötige für eine Zulassung gekümmert (Scheinwerfer für Rechtsverkehr, § 21-Gutachten, COC etc.), war beim TÜV, ist wegen Mängeln durchgefallen (Bremsen vorne und hinten runter), hat das reparieren lassen, wieder zum TÜV "geringe Mängel" (Abblendlicht zu tief eingestellt), hatte also einiges Geld ins Auto gesteckt und zwei TÜV-Prüfberichte, aber letztendlich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Mitarbeiter wollten keinen Rechtslenker fahren.
    Kaufinteresse bekundet, Antwort "Unter 8.200 kann ich auf keinen Fall, sonst krieg ich Ärger mit dem Chef". Prima, wir hatten noch gar nicht verhandelt, aber 8.200 war mein Zielpreis. Eingeschlagen, gekauft.
    Tja, und so fahre ich jetzt einen Rechtslenker.


    (Die Folgestory wäre: Ich stelle fest, dass ich jetzt statt des geplanten Sprinter einen Ducato habe, was mir aufgrund des größeren Innenraums (+ 43 cm in der Länge und + 14 cm in der Breite) so rein grundrißtechnisch ganz neue Möglichkeiten (Querbett!) ermöglicht und baue meinen Ducato deshalb so ganz ohne detaillierten Plan auf Millimeterpapier aus (s. ganz oben) :s10


    Viele Grüße,
    Christian

  • P.S.: Noch als Ergänzung. Es begab sich neulich, tief in der Nacht, der Ducato hatte gerade seine Stoffverkleidung innen bekommen, als gegen 1 Uhr morgens ca. 30 Meter vorm Ducato ein Abschleppwagen hält. Er schaltet brav seine gelben Warnlichter ein und nimmt den drei Jahre alten VW Touran Highline mit Lederausstattung eines Nachbarn an den Haken. Nicht etwa abgeschleppt wg. Falschparken oder unbezahlter Rate, nee: einfach dreist geklaut! Da habe ich still gegrinst und mir gedacht: Wer klaut schon einen Rechtslenker :D

  • Moin nochmal,
    na das nenne ich doch mal `ne kurze, knackige Antwort!!!
    Danke für die spannende Geschichte, sehr interessant.
    Ich bin auf der Suche auch beim Duc gelandet (und nie bereut!), obwohl ich z.B. den Iveco Daily ganz oben auf der Liste hatte. Aber der ist wie der Sprinter oder Crafter einfach zu schmal für Querbetten. Ich hoffe, Du hast mal in meine Alben geschaut.

  • Moin Christian,
    die Holzdekore sind nicht geklebt sondern gemalt, beim Frontgrill wäre kleben wohl auch schwierig geworden!
    Mit etwas Übung ist das mit Rakel und Pinsel hinzubekommen,
    den Klarlack könnte man ja machen lassen (geht aber auch allein).

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