Unterflur-Montage der Batterien

  • Ich rechne bei 700 Watt "nur" knappe 60 A aus, den Wirkungsgrad des Wechselrichters mal vernachlässigt.
    Einer Li-Ion Batterie macht eine solche Belastung nichts aus, die ist dafür gebaut. Bei Blei ist das dann schon etwas anderes. Eine Gel Batterie könnte einem das schon etwas übelnehmen. Eine AGM ist auch für hohe Ströme gebaut.


    Gruß
    Jürgen

    Grüße aus Oberfranken (Forchheim)
    Jürgen
    Malibu 600 DB2; BJ 2015; Fiat; 3,5 t Maxi; 3 l; Solar 100 W; Alu Tankgasflaschen; Sat-Anlage; LiFePO4 rundum

  • Diese 70 Ah bedeuten aber einen Stromfluss in Höhe von 210 A. Also bei all diesen Kalkulationen nicht vergessen, dass die ganzen schönen Kapazitäts-, Zyklen- und Lebensdauer-Angaben in den Datenblättern von Versorgungsbatterien meistens für einen Strom (in Ampere) in Höhe von 1/10 der Kapazität gelten und sich all diese Angaben bei drastisch höherer Belastung ebenso drastisch verschlechtern (können).


    Interessant. Mal nachrechnen (bitte korrigiert mich).


    Eine meiner AGM-Batterien hat 220Ah. Macht nach deiner Formel 220/10 = 22A. Da ich davon zwei parallel geschaltet habe, kann ich den Wert vermutlich verdoppeln auf 44A.


    Die Datenblätter gelten demnach für einen Entnahmestrom von 44A was einer Leistung von 528W entspricht. Demnach wäre ein Verbraucher also noch im "Normbereich", wenn er 0,5kW verbraucht.


    Die zwei geplanten Verbraucher, die da signifikant drüber liegen sind der Fön (1,2kW) und das Kochfeld (2kW). Beides wird immer nur für kurze Zeit benutzt, aber dafür täglich. Wie stark schädigt das die AGM-Batterien? Kann man da eine Aussage treffen?


    Michael

  • Generell vermute ich, dass du in keinem Datenblatt Angaben zu konkreten Auswirkungen auf die Batterie-Lebensdauer für deinen doch recht speziellen Anwendungsfall finden wirst. Zumindest der Einfluss dieser hohen Entladeströme (bis zu 200A für 20 Minuten?) auf die entnehmbare Kapazität sollte allerdings im Datenblatt angegeben sein. Aber vielleicht gibt es ja User, die schon länger mit einem Fön (1,2kW) + Induktionskochfeld (2kW) unterwegs sind und praktische Erfahrungen beisteuern können.


    Gruß Manfred

  • Ich würde die Batterien einfach auf dem Blumenwagen belassen. Bei einer 50mm² Kupferseilverbindung rollen die artig mit :)
    Duck und wech...

  • So, kurzes Fazit nach dem ersten Urlaubseinsatz.


    An den unterflur verbauten 2x220Ah habe ich einen 2200W-Sinus-Wechselrichter und ein 50A Ladegerät gehängt (beides von Fraron). Auf dem Dach ist eine 320Wp Solaranlage mit einfachem PWM-Laderegler (SolarXXL, Chinaware) und die Lichtmaschine ist über ein cyrix-ct angeschlossen. Sämtliche Kabeldurchmesser sind üppig bemessen.


    Verbraucher direkt an 12V:
    - Waeco 140l-Kühlschrank
    - Heizung, Planar2D
    - LED-Licht und Kleinkram


    Verbraucher am 230V-Wechselrichter:
    - Induktionskochfeld 2kW
    - Elgena 6l-Boiler 0,6kW
    - Fön 1,2kW
    - Nespresso Pixie 1,2kW
    - Mikrowelle 0,8kW
    - Reiskocher 0,3kW


    Nun waren wir im Süden bei bestem Wetter unterwegs, so dass ich die Heizung nur aus Prinzip mal aufm Brenner angemacht habe. Alle anderen Verbraucher wurden ohne große Rücksicht auf die Akkus genutzt, vor allem der Kühlschrank lief quasi permanent. Ich habe zwar den Bistro-Gaskocher dabei gehabt, aber nicht benutzt. Alles was gekocht wurde, wurde also mit Strom gekocht.


    Die maximalste Entladung war laut Batteriecomputer 65%, also noch nicht mal die Hälfte der Gesamtkapazität. Landstrom wurde folglich nicht benötigt.


    Der Ladestrom durch Solar lag zwischen 5A und 16A und ohne Verschattung waren die Akkus mittags voll. Dann hab ich spaßeshalber den Boiler eingeschaltet um die Nachmittagssonne auch noch zu verbraten. Die 65% hatten wir nach zwei Tagen aufm Campingplatz im Halbschatten.


    Einige Erfahrungen zum Verbrauch:
    - Das Kochen führt erwartungsgemäß mit Abstand zum größten Verbrauch. Eine große Mahlzeit für drei Personen kostet ca. 15-20% Batteriekapazität. Das gute ist, dass man diesen Verbrauch ja einfach steuern kann (Bistro-Kocher, Restaurant...).
    - Bei den permanenten Verbrauchern liegt der große Kühlschrank bei 35°C Außentemperatur bei rund 50Ah pro Tag, also gut 10% der Batteriekapazität.
    - Die Solaranlage lädt bei halbwegs guten Bedingungen etwa 20% der Gesamtkapazität pro Tag nach.
    - Der Boiler verschlingt erstaunlich viel Energie nur für's Warmhalten. Mit Landstrom kein Ding, aber im Autark-Modus ist es besser, das Wasser nur bei Bedarf aufzuwärmen.
    - Über Verbraucher, die man nur mal kurz benutzt (Fön, Nespresso, Mikrowelle etc.), braucht man sich keine Gedanken zu machen. Ein Espresso kostet mit Aufwärmen der Maschine z.B. unter 1%...


    Ziel war es, zwei Tage ohne Nachladen auszukommen, ohne sich einschränken zu müssen. Das ist erreicht. Im Sommer mit Sonne könnte ich vermutlich 'ne ganze Woche rumstehen, oder vielleicht sogar endlos, ohne den Motor starten zu müssen. Ich bin erst mal sehr zufrieden. Was natürlich noch aussteht ist der Härtetest... bei 5°C und Regen will ich warmes Duschwasser und 'ne laufende Heizung... ich denke, das wird dann deutlich spannender.


    Danke an alle, die zu diesen Themen was geschrieben haben (nicht nur in diesem Faden). Ich habe hier viel gelesen und vieles davon umgesetzt.


    Michael

  • Hi Michael,


    Was natürlich noch aussteht ist der Härtetest... bei 5°C und Regen will ich warmes Duschwasser und 'ne laufende Heizung... ich denke, das wird dann deutlich spannender.


    hast du mittlerweile Erfahrungen in der Wintersaison gemacht?


    VG!!

  • Jein. Im Winter machen wir kein Camping. :)


    Unsere Saison geht los, wenn es tagsüber stabile 10°C hat. Nachts hatten wir auch schon mal Frost. Da gab es bisher keine Probleme.


    Die Heizung (Planar 2D) läuft bei uns wenn's draußen kalt ist tagsüber grundsätzlich durch, auf ca. 22°C. Nachts lasse ich sie im Ventilationsbetrieb, so dass sie bei 14°C anspringt. Bei uns wird durchschnittlich alle zwei Tage geduscht, drei Personen mit warmem Wasser aus'm Boiler. Allerdings sehr sparsam, wegen Wasserverbrauch. Gekocht wird nahezu ausschließlich mit Induktion und Mikrowelle. Auch alle anderen oben genannten Geräte werden ganz normal benutzt.


    Solar bringt im Frühjahr zwar manchmal was, aber nicht relevant. Über Ostern hab ich dieses Jahr sogar vergessen, die Solaranlage einzuschalten. Trotzdem haben wir es bisher nicht geschafft, die Restkapazität laut Batteriecomputer unter 50% zu bringen.


    Allerdings bleiben wir eigentlich nie für mehr als 24h an einem Ort stehen. Selbst eine läppische halbe Stunde Fahrzeit drückt bis zu 50Ah in die Batterien, so dass ich mir mittlerweile keinerlei Sorgen mehr mache, dass wir jemals zu wenig Saft haben werden. Nach drei Tagen auf'm Campingplatz ohne jeglichen Motorstart, bei schlechtem Wetter, ohne Landstrom und ohne die Campingplatzduschen zu benutzen, wäre vermutlich Ende... ein eher theoretisches Szenario. :)


    Was die Abhängigkeit der Kapazität zur Außentemperatur angeht: pff, da denk ich überhaupt nicht drüber nach, so lange die Reserven dermaßen groß sind.


    Michael

  • Noch ein Nachtrag. Dieser Bemerkung aus der Planungsphase habe ich damals nicht so recht geglaubt:


    Nebenbei bemerkt: Wenn Du 400 Ah installieren willst, gehst Du auf keinen Stellplatz mit Stromanschluss. Also brauchst Du auch kein Ladegerät und keinen Platz dafür. Dir reicht die Lichtmaschine und eine evtl. später noch zu installierende Solaranlage.


    Es stimmt. Den Landanschluss und das riesige 50A-Ladegerät hätte ich mir sparen können. Komplett. Einfach weglassen. Haben wir noch nie benutzt. Nutzloses Geraffel für knapp 1000€, das ich durch die Gegend fahre. Nur so als Tipp für Nachmacher. ;)


    Michael

  • Knapp vier Jahre später...


    ...hab ich jetzt das erste mal einen Stresstest gemacht, um zu sehen, wie gut die Akkus noch funktionieren. Ist ja vielleicht für den einen oder anderen hier von Interesse.


    Dafür habe einen 1kW-Heizlüfter am Wechselrichter angeschlossen, was zu einem konstanten Entladestrom von gut 90A führt. Jeder Akku wird also mit ca 45A belastet.


    Code
    Zeit   Vlast    Vruhe     Verbrauch
    0h     12.0V    12.6V     0Ah - 100%
    1h     12.0V    12.1V     105Ah - 79%
    2h     11.6V    12.0V     198Ah - 40%
    2.5h   11.4V    11.8V     255Ah - 23%
    3h     10.9V    11.4V     317Ah - 0%


    Nach ziemlich genau 3 Stunden zeigt der Batteriecomputer 0% an. In dem Moment unterschreitet die Spannung unter Last die 11V und bei 10.9V meldet sich der Wechselrichter mit einem ersten Warnsignal (bei 10.7V würde er abschalten).


    Zusätzlich habe ich zwischendurch auch noch die maximale Last getestet. Dafür musste das Induktionskochfeld herhalten, das bei Vollgas 200A zieht. Das geht bis zu einem Ladestand von etwa 30% (Ruhespannung ist dann gerade noch 12V). Wenn die Last bei tieferer Entladung abgerufen wird, geht die Spannung unter 11V und der Wechselrichter meldet sich.


    In der Praxis (also normales Van-Life mit Heizung, Kochen auf Induktion und Kühli) wurden die Akkus bisher nie unter 40% entladen, so dass das mit der Gasamtkapazität echt gut hinkommt.
    Großes Thema im Thread waren auch Probleme mit Kälte: die gab es bisher nicht, aber zwischen November und Februar sind wir ja auch nicht unterwegs.


    Fazit:
    Bin sehr zufrieden. 70% der Nennkapazität lassen sich auch nach vier Jahren mit hoher Last abrufen. :fingerh:


    Michael

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