Um den vorherigen Thread nicht zu kapern, hier der Beginn des versprochenen Reiseberichts.
Nochmal zur Erinnerung: Es handelt sich um die Überführung eines fabrikneuen Wohnmobils aus dem Herstellerwerk in Middlebury, Indiana zum Vermietstandort, in unserem Fall Los Angeles.
Paket:
Das Ganze war als Paket gebucht, d.h. das Wohnmobil, Flüge, das Flughafenhotel für die erste Nacht und der Transfer vom Flughafenhotel zur Fabrik. In unserem Fall dann noch ein Mietwagen für eine Woche für die Fahrt von LA nach San Francisco, von wo wir dann nach Hause geflogen sind.
Das Wohnmobil-Paket beinhaltete 30 Tage WoMo, 4.000 Freimeilen, alle Versicherungen, die man dafür brauchen kann und ein wirklich best in class Ausstattungspaket für das ganze Gebrauchs-Zeug und ein Garmin Navi.
Mobilfunk:
Für Mobilfunk hatten wir uns vorher SIM Karten besorgt, die dann passend zum Ankunftsdatum aktiviert werden und dann für 30 Tage halten. Ist etwas teurer als diese in USA zu kaufen, dafür hat man sie halt gleich und muss nicht rumrennen. Der Anbieter H2O ist ein virtueller Netzbetreiber, der im AT&T Netz arbeitet. Dort hat man die beste Abdeckung für die Frequenzen, die ein deutsches Mobile kann. Die Datenpakete in USA sind recht teuer, aber dafür gab es eine Promo mit zum Teil 2-stelligen GB Datenpaketen. Ich habe meine 12GB nicht leerbekommen, aber meine Frau und ich haben uns doch jeder durch 8 GB gefräst. Dafür gabs regelmäßige Whats App Telefonate nach Hause, häufiges ergänzendes Navigieren und gelegentliche Mediathek- oder Youtube Sessions. Und ein paar Telefonate, aber die fallen nicht wirklich ins Gewicht.
Ich hatte die SIM-Karten und Pakete bei 2 verschiedenen Anbietern bestellt, die Preise waren nicht ganz identisch, aber ähnlich. Funktioniert haben beide problemlos. Nachladen kann man die Karten dann in USA (weil wir mehr als 30 Tage brauchten). Dafür braucht man, wenn man es online macht, aber eine amerikanische Kreditkarte (haben wir uns ausgeliehen). Vermutlich kann man aber auch in einem Shop Rubbelkarten kaufen.
Fahrzeug:
Zur Beschreibung des Wohnmobils mit allen Stärken und Schwächen siehe hier
https://www.kastenwagenforum.d…usa-gruselkabinett.32924/
Der Hinflug war ereignislos. War zwar United, aber wir wurden nicht rausgeprügelt
Der Service war eigentlich sogar ziemlich gut.
Am Flughafen O´Hare gabs dann etwas Sucherei nach dem Shuttle zum Hotel, weil die Ausschilderung doch etwas mäßig war. Und die Shuttles sehen alle ziemlich gleich aus. Und es war saukalt. So richtige Winterklamotten hatten wir nicht mit, weil wir ja in wärmere Gefilde fahren wollten, also musste etwas geschichtet werden. Dann gings einigermaßen.
Das Hotel war ein Best Western, in den üblichen amerikanischen Beige- und Dunkelbraun- Tönen, zum Teil mit fast psychedelischen Mustern. Ansonsten ok.
Am späten Nachmittag gab es im Hotel eine Session mit dem Roadbear Mitarbeitern, wo das ganze Paperwork ausgefüllt wurde (Mietvertrag etc.), wo man schon erste "Mitfahrer" traf. Erstaunlich viele Holländer (mehr als Deutsche), die wohl mal eine Auszeit vom Wohnwagen brauchen, und - weniger erstaunlich - die meisten in unserem Alter (50+), was angesichts der Reisezeit nun kein Wunder ist.
Auch interessant - die unterschiedlichen Wünsche, die jeder so mitgebracht hatte. Einige wollten möglichst das größte WoMo, das geht, andere, wie wir, lieber etwas handlicher.
Und die Fahrzeiten fingen bei ambitionierten 2 Wochen an - dann zwar nur bis nach Las Vegas, aber das ist trotzdem schon eine Herausforderung. Und 3 Wochen nach LA sowieso. Da lagen wir mit unseren 30 Tagen schon ganz gut im Rennen.
Die Session war gut organisiert, die Mitarbeiter sprachen Holländisch und Deutsch, und solange man den richtigen hatte, war die Verständigung dann einwandfrei.
Abend besuchten wir dann noch unseren Neffen, der in Chicago bei einer großen Ketchup- Firma arbeitet, um wenigstens etwas von Chicago zu sehen. Wir wollten uns noch etwas mehr anschauen, aber das angekündigte Wetter (Winter Storm Stella, der auch Kanzlerin Merkel daran hinderte, Donald zu besuchen) hielt uns davon ab. Dann halt das nächste Mal, es soll ja schon ganz nett sein. Aber vielleicht dann im Frühsommer
Dann am nächsten Morgen Frühstück in der Hotellobby, die mit 50 Wohnmobilisten hoffnungslos überlastet war (das Buffet auch). Dementsprechend gabs viel Gedränge und Geschiebe. Aufgrund des Wetters (mittlerweile 10cm Schnee und Matsch) war dann allerdings der Bus über eine Stunde zu spät, so dass noch Zeit zum Austausch blieb. Das hat sich auch gelohnt, da wir dort den Tip bekamen, die Heizung gleich auszuprobieren, weil, wenn man erstmal vom Hof ist, ist´s zu spät.
Da alle pünktlich nach den Frühstück ausgecheckt hatten, gabs dann in der Wartezeit natürlich lange Schlangen vor der einzigen Toilette in der Lobby
Auch interessant, wie sich einige Leute fast auf den km genau die Fahrstrecke ausgerechnet und danach ihre Meilenpakete geplant hatten. Nach unserer Erfahrung - da man mit dem WoMo ja auch vor Ort hin und her fährt -viel zu knapp kalkuliert. Wir hatten als große Linie ca. 3700 Meilen geschätzt, und gebraucht haben wir mit den ganzen Kurzstrecken fast 4200. Also mindestens 10% mehr einplanen.
Aber dann gings endlich los. Fast 3 Stunden Fahrzeit und eine kurze Einweisung an Bord:
-Einteilung in 4 Gruppen á 6 Fahrzeuge
-Keine Fotos in der Fabrik
-Alles muss schnell gehen, nach der Fahrzeugeinweisung gleich vom Hof fahren, danach wird sofort die Charge für den nächsten Tag aufgebaut.
-Gepäck ausladen und zum WoMo bringen.
-Einer geht zur Einweisung, der andere zum Kaffeetrinken, damit´s nicht zu voll wird
-In der Gegend leben Amish People, die der modernen Welt etwas ablehnend gegenüberstehen und sich auch nicht gerne fotografieren lassen. Einige der dort verwendeten schwarzen Pferdekutschen haben wir auch gesehen.
Mangels eigener Fotos hier der Parkplatz der Coachmen Fabrik:
http://www.snowbirdrvtrails.com/344coachmenb.jpg
Dementsprechend ging´s dann auch vor Ort ziemlich zackig. Die Einweisung war kurz und knackig, aber, wenn man nicht ganz unbedarft war, eigentlich ausreichend. Für Totalneulinge m.E. etwas knapp und schnell, aber das Handbuch im Fahrzeug war gut bebildert und beschrieben, daher ok. In dem Tempo kann man sich nicht alles merken, und ich musste später für die Markise dann auch nochmal nachlesen. Den Rest kannten wir von früher, der hat sich auch in den letzten 20 Jahren nicht verändert. Insgesamt dauerte das Ganze nicht länger als 30 Minuten. Nach Reparatur der Heizung, die wir gleich mal angelassen haben, und Freischaufeln der Motorhaube von Schnee gings schnell raus und on the road (so gegen Mittag).
Die Gegend war unspannend, und - gepaart mit dem graumatschigen Wetter - auch nicht so, dass man länger verweilen wollte. Die Kommentare der Mitarbeiter des Vermieters waren entsprechend - die sind für die 3 Monate der Überführungsvorbereitung im Werk, danach gehen sie an die Vermietstandorte ("in Middlebury will man ja nicht wohnen, wenn man nicht muss..."). Konnten wir nachvollziehen.
Das erste Teilstück hatte etwas über 300 Meilen, die man einigermaßen gut schafft. Die Zeitverschiebung macht sich in den ersten Tagen ja schon noch deutlich bemerkbar. Erstmal alles wieder zurück Richtung Chicago, und dann nach Südwesten.
Viel zu sehen gabs nicht, nur Straße uns unspannende Gegend bei miesem Wetter. Wichtigstes Accessoire auf diesem Teil der Reise: Hörbücher. Wir hatten eine Reihe von Krimis mit, die uns über den ganzen Urlaub auf den Langstrecken begleitet haben.
Island-Krimi - naja, ziemlich grau...
Inspektor Lynley von Elisabeth George - eigentlich ganz gut, aber ziemlich langatmig. Liest sich vermutlich besser, als es sich hört
Brunetti - war eine gekürzte Hörbuch Fassung, das war dann schon wieder fast ZU kurz
Kluftinger Krimi - ziemlich gut
Eberhofer Krimi - sensationell, da hatten wir zum Glück 2 dabei
Ansonsten ab und zu mal Radio, aber so dolle war der Empfang meist nicht.
Zwischendurch erstmal in den Supermarkt zum Auffüllen des Kühlschranks. Wie immer, übertreibt man beim ersten Einkauf, aber Platz war ja in dem Gefährt genug und der Kühlschrank war auch ziemlich groß.
Erster Stop KOA Springfield Illinois. Telefonisch vorreserviert, da wir schon absehen konnten, dass wir nach den Öffnungszeiten ankommen würden. Aber da sind die KOAs vorbildlich organisiert, das klappt alles reibungslos. Das WoMo war noch nicht in voller Ausrüstung, die WoMos sind bei Auslieferung im Winterbetrieb ohne Wasser im Tank, aber mit Frostschutzmittel, so dass man schon einen voll ausgestatteten Campground braucht. Temperaturen so um die Null grad (nachts darunter), so dass die Heizung gerne durchlief. Aber die mitgelieferten Decken waren auch sehr kuschlig, so dass alles fein war. Die eigene Toilette haben wir trotzdem benutzt, man will ja nicht unnötig in der Kälte rumlaufen. Bis das abkühlt, dauert es schon etwas, und solange genug Platz im Tank ist, sollte es auch kein Problem sein (war auch keins)
Aber das fast 2cm dicke Stromkabel war bei der Kälte schon eine Herausforderung. Abends raus ging ja noch, aber morgens rein, ui...
Morgens dann der Versuch, den rechten Seitenspiegel zu verstellen, der nicht ganz ideal stand. Geht leider nur, wenn man die Inbusschraube der Halterung aufdreht. OK, das gab der Leatherman nicht her, das musste also noch warten.
ok, hier mal Pause....