Anleitung: Austausch Glühkerze bei Truma Combi D6

  • Es war schon merhfach Thema, dass die Glühkerze bei der Truma Combi D6 defekt ist. Teilweise wurde von horrenden Werkstattrechnungen berichtet. Bei mir war sie auch defekt und ich habe sie selbst gewechselt.


    Ein Symptom für den allmählichen Ausfall der Glühkerze ist folgendes:
    Beim Versuch, die Heizung zu starten, kommt die Meldung E122H. Lt. Handbuch bedeutet das "Fehler Kraftstoffversorgung". Ist leider irreführend. Truma steht mit dem Diesel-Brenner etwas auf Kriegsfuß (ich habe auf der CMT schon erlebt, dass die Truma-Mitarbeiter (!) vom Kauf der Dieselheizung abgeraten hatten). Wahrscheinlich hatten Sie keinen Bock, dieselspezifische Fehlermeldungen zu parametrieren.
    Wenn sich die Heizung bei Batteriebetrieb (ca. 12,5 V) nicht starten lässt, aber bei eingeschaltetem Ladegerät oder laufendem Motor (ca. 14 V) anläuft, dann deutet das ziemlich sicher auf einen defekten Glühstift hin. NIcht von der unpassenden Fehlermeldung irritieren lassen!


    Das Auswechseln ist kein Hexenwerk. Um euch Mut zu machen, hier die Anleitung, wie es geht:


    Zunächst die "Beschaffungskriminalität":
    In der Explosionszeichnung von Truma mit Ersatzteilnummern ist die Glühkerze aufgeführt mit der Nummer 34020-89400. Ich habe sie leider bei keinem Online-Händler unter dieser Nummer gefunden, außer bei einem britischen Shop, der mir aber dann per Mail mitteilte, dass er nicht nach außerhalb UK liefere. Nach dem Brexit wird das sicher nicht besser ... :rolleyes: Auch ein Wohnmobil-Händler, der damit warb, Service für alle Truma-Geräte zu machen, wusste mit dieser Ersatzteilnummer nichts anzufangen.
    Stattdessen gibt es überall zu kaufen das Ersatzteil-Set mit der Nummer 34020-00236 für ca. 280 €. Da sind außer der Glühkerze noch einige Dichtungen dabei. Wenn man die aber gar nicht braucht, ist das ein stolzer Preis.


    Die selbe Glühkerze (erkennbar an der Aufschrift direkt auf der Kerze) bekommt man als Eberspächer-Ersatzteil für ca. 80 €. Allerdings sind dort die Anschlussleitungen kürzer. Der Anschluss für Verlängerungsleitungen kommt dann in einen sehr heißen Bereich direkt am Brenner. Das ist das einzig trickreiche beim Austausch mit diesem Alternativ-Ersatzteil.


    Benötigte Teile:
    - Glühkerze Eberspächer 25.2278.01.1100.xx (die Ziffern bei xx sind nicht relevant) (ca. 80 €)
    - 2 Stück Leitungs-Stoßverbinder für 1,5 mm² unsioliert (ca. 1 €)
    - ca. 20 cm Glasseideschlauch, 4 mm Innendurchmesser, silikonummantelt (ca. 2 €)
    (bekommt man alles bei Ebay)


    Benötigtes Werkzeug:
    - Schraubendreher Torx 25 (es muss ein dünner Schaft sein, also einzelner Schraubendreher mit Griff, der Einsatz aus dem Ratschenkasten geht nicht, der passt nicht in die dünnen tiefen Löcher der Verkleidung)
    - übliche Schlitz- und Kreuzschlitz-Schraubendreher, Spitzzange, Wasserpumpenzange
    - Crimpzange (siehe unten)
    - Abisolierzange (geht aber zur Not auch behelfsmäßig)


    Benötigte Zeit:
    Weniger als zwei Stunden


    Je nach Einbaulage muss die Heizung ausgebaut werden. Sie kann drin bleiben, falls man von vorne an die Stirnseite rankommt, auf der die Wasseranschlüsse sind.
    Zum Ausbau müssen entfernt werden:
    - elektrische Leitungen ausstecken, vorher Sicherung der Zuleitung herausziehen!
    - Dieselleitung: Schelle aufschrauben, abziehen
    - Wasserleitungen: Sind nur gesteckt auf den Rohrstutzen, zum Entfernen den schwarzen Ring vorne eindrücken, dann kann man sie einfach abziehen. Später werden sie einfach wieder aufgesteckt, ohne dass was befestigt werden muss.
    - Luftzufuhr (silbernes Wellrohr): Schelle lösen
    - Abgasrohr (dickes schwarzes Wellrohr). Zuerst die Schelle des außeren Rohrs lösen, das äußere Rohr zurückschieben. Das innere Abgasrohr ist mit einem Bügel befestigt. Den einfach dort auseinanderziehen, wo er in das Rohr eingesteckt ist. Nicht versuchen, den Bügel in der MItte anzuheben, um ihn über den Flansch zu ziehen, das funktioniert nicht. Einbau dann genauso: Unten einstecken, dann mit Spitz- oder Wasserpumpenzange das andere Ende mit Kraft so weit ziehen (oder mit Schraubendreher hebeln), bis es in das obere Loch einrastet.
    - Warmluftleitungen herausziehen. Sind entweder nur gesteckt oder mit einer kleinen Schraube gesichert.
    - Dann kann man die vier Schrauben am Boden lösen und das Heizgerät herausnehmen aus seinem Versteck.


    Bei mir war sie so eingebaut und ich konnte sie herausnehmen, nachdem ich sie um 90° um ihre Längsachse gedreht habe.


  • Dann stellt man das Gerät senkrecht vor sich hin und schraubt die seitliche (jetzt oben liegende) schwarze Verkleidung ab (4 Schrauben). Hierfür braucht man den 25-er Torx mit dem langen, dünnen Schaft.
    Wie man im Hintergrund sieht, hat für die ganze Arbeit "Bordwerkzeug" aus der Werkzeugtasche ausgereicht. (Lediglich die Crimpzange und Abisolierzange musste ich aus dem Haus holen, zum Crimpen unten mehr.)

  • Als nächstes schraubt man den Temperaturfühler (rot markiert) ab und zieht ihn heraus.
    Dann werden 10 Schrauben (grün markiert, man sieht auf dem Bild nur 5) des Brennergehäuses herausgeschraubt. Die beiden gelb markierten Schrauben brauchen nicht gelöst werden, das schwarze Rohr kann zusammen mit dem Brennergehäuse herausgezogen werden.

  • Auf dem nächsten Bild sieht man (rot markiert), wo die Glühkerze im Rohrflansch eingesteckt ist. (Dazu muss des Rohr herausgenommen werden, ich habe es in Einbaulage fotografiert.)
    Die Anschlussleitungen der Glühkerze (braun und weiß) sind wegen der hohen Temperaturen am Brenner teflonisoliert und gehen bis nach außen, wo sie gesteckt sind.

  • Die Anschlussleitung der oben angegebenen Ersatz-Glühkerze ist zu kurz, die Glühkerze selbst ist aber identisch mit dem Original.
    Vorne im Bild das Original, hinten die "Fälschung".


    Man muss also innerhalb des heißen Bereichs die Leitungen verlängern. Löten wäre mir zu riskant, das könnte wieder aufschmelzen. Deshalb geht nur crimpen.
    Wegen der hohen Temperaturen kommt kein übliches Isoliermaterial in Frage. Daher kann man nur unisolierte Quetschverbinder ("Stoßverbinder") verwenden und Isolierband scheidet natürlich auch aus. Ich habe zur Isolierung hitzebeständigen Glasseideschlauch gewählt. Es gibt ihn "roh" oder mit Silikon ummantelt. Der nicht-ummantelte franst leicht aus, deshalb empfiehlt sich der silikonbeschichtete.
    Zum Crimpen der nicht isloierten Stoßverbinder passt die übliche Quetschzange für die isolierten Kabelschuhe nicht, die ist viel zu groß. Bitte nicht versuchen, die Dinger einfach mit einer Wasserpumpenzange oder ähnlichem zuzuquetschen. Das geht eine Zeitlang gut, dann korrodiert das Kupfer und die elektrische Verbindung wird nach und nach schlechter. Man braucht eine Quetschzange für 1,5 mm². Ich habe auch nicht die passende, habe mich aber mit der hier beholfen und nicht ganz zugedrückt. (Die ist eigentlich für unisolierte Kabelschuhe bzw. Crimpkontakte und ist "zweistufig". Deshalb habe ich sie jeweils zweimal angesetzt für jede einzelne Crimpung):


    Wichtig ist, dass die Quetschhülse so zusammengedrückt wird, dass keine Luft mehr verbleibt zwischen Kupferadern und Hülse. Leiht Euch also irgendwo solch eine oder eine ähnliche Zange, wenn Ihr keine habt.
    Fertig gecrimpt sieht das dann ungefähr so aus (der Stecker stammt von der alten Glühkerze):


    Nicht vergessen, die Glasseideschläuche vor dem Crimpen aufzustecken! :zungelang:


    Eingebaut und Glasseideschläuche auf die Crimpung geschoben:

  • Zusammenbau dann in umgekehrter Reihenfolge.


    Hier noch ein Foto von der alten Glühkerze:


    Man sieht deutlich eine Einbrandstelle. Außerfem war ursprünglich noch ein Belag drumherum (Verkokung). Ich hatte gehofft, die zu geringe Heizleistung läge nur an der Verkokung, hab die abgefeilt und die alte Glühkerze wieder eingebaut. Hielt aber nicht lange, dann ist sie vollständig ausgefallen. Also: Wenn es Probleme gibt mit Symptomen wie eingangs beschrieben, dann Glühkerze gleich austauschen.


    Gruß
    Matthias

  • Deine Erfahrung mit „der bösen Dieselheizung „ kann ich nicht teilen.
    Mein Kasten mit der Truma Kombi D ist 10 1/2 Jahre alt und hatte überhaupt noch niemals auch nur ein Problem gehabt.
    Auf einer Messe hat mir einmal ein Truma Techniker den Tip gegeben das man die Heizung alle 3-4 Monate einmal für 5 min laufen lassen soll.Und das habe ich immer
    Gemacht.
    Frage?
    1) Wie alt ist denn deine Truma D jetzt?
    2) Hättest du die Dichtungen die bei dem Original Truma Ersatzteil dabei sind verbauen müssen oder können?

    La Strada Avanti H / Fiat Ducato 88 KW,2,3 l/Klimaautomatik,G.Jahrreifen,DachklimaTruma Aventa Compact 1700,autom. SAT Megasat Caravanmann,Solar Büttner Black Line 180 Watt,Alphatronics TFT LED SL 19 DSB+TV,Kissmann Kompressor Kühlschrank,KB 100 ENI,Batterie+Solarcomputer,Truma Combi D,
    Goldschmidt 6zoll ZLF,Multimedia AL -CAR Easinav Drive,Truma CP Plus,Moll AGM Aufbau Batt.2x95 AH,
    Fahrradträger SMV-Bike Max,Remifront,SOG,Goldschmitt Route Comfort Evo Federbein VA.

  • Die "böse Dieselheizung" in meiner Signatur ist nur eine Anspielung auf manche negativen Aussagen dazu hier im Forum ;) Ich bin zufrieden mit dem Ding.


    Unser Kasten und damit die Heizung ist jetzt 5 Jahre alt. Sie lief im Sommer öfters mit Teillast für die Warmwasserbereitung. Vielleicht habe ich sie dann im Sommer zu selten mit Volllast laufen gelassen.
    Die Glühkerze ist letztendlich durchgebrannt. Wie ich geschrieben hatte, hatte ich sie ja schon mal ausgebaut, saubergemacht und wieder eingebaut. Da zeigte sie ein komisches Verhalten: Beim Einschalten erst geringer Strom, erst mit Erwärmung stieg er an. (Glühkerzen haben normalerweise das umgekehrte Verhalten; Metalle haben positiven Temperaturkoeffizient für den Widerstand.) Nachdem sie jetzt ganz durchgebrannt ist, kann ich mir dieses Verhalten erklären: Vermutlich gab es schon eine Trennung des Drahts, die Enden haben sich aber noch berührt. Bei Ausdehnung durch Erwärmung gab es dann besseren Kontakt. Aber das ist kein stabiler Zustand .... und dann kaputt.
    Das Durchbrennen könnte auf Überhitzung durch die Verkokung zurückzuführen sein. Oder es war einfach ein Materialfehler. Ich weiß es nicht. Jedenfalls schadet es nicht, die Heizung regelmäßg mal mit Volllast laufen zu lassen, vor allem nach häufigem Teillastbetrieb (Sommer - Warmwasser).


    Die Dichtungen aus dem Satz hätte ich einbauen können, wenn ich sie gehabt hätte. War aber keineswegs nötig, die alten waren alle noch gut. Die Silikondichtungen zeigten noch keine Alterserscheinungen.


    Edit: Aus gegebenem Anlass hier noch ein Hinweis:
    Es sollte klar sein, dass die Silikondichtungen vor dem Zusammenbau gründlich untersucht werden. Falls sie Risse, Verhärtungen oder Verfärbungen zeigen, müssen sie ausgetauscht werden. Das gleiche gilt, wenn sie mit dem Metall verklebt waren. Eine dunkel gefärbte Silikondichtung, auch wenn sie noch weich ist und unversehrt aussieht, darf nicht mehr verwendet werden.
    (Ich hatte das eigentlich für selbstverständlich vorausgesetzt. Ihr wahrscheinlich auch ;). Auf den ausdrücklichen Hinweis von Andreas (s. u.) hier trotzdem diese Warnung - auf alle Fälle.)


    Gruß
    Matthias

  • Die Silikondichtungen sind normalerweise nur für den einmaligen Gebrauch gedacht und werden deswegen grundsätzlich erneuert. Es hat auch seinen Grund warum nicht sach- und fachkundige Endverbraucher diese Bauteile nicht bekommen. Da soll nicht jeder dran rumbasteln! Sollte die Heizung undicht sein oder werden ist das der einfachste Weg sich schmerzlos ins Jenseits zu befördern.

  • Wenn eine Silikondichtung verklebt ist und bei der Demontage abreißt, dann gebe ich Dir Recht. In diesem Fall hätte ich sie auch ausgetauscht.
    Was aber macht es denn für einen Unterschied, ob nach 5 Jahren auf- und zugeschraubt wird bei unbeschädigter Dichtung oder die Dichtung mehr als 10 Jahre drin blebt, wie z. B. bei Uwe (siehe oben)?

  • Herrschaftszeiten.
    Mein außerordentliches Kompliment geht an Matthias für diese nieder geschriebene Mühe zum Austausch dieser Glühkerze.
    Jedwede andere Anleitung dazu ist ein geschriebenes Märchen aus 1000 und einer Nacht.
    Hut ab mein lieber :augengross::fingerh:

  • Sollte die Heizung undicht sein oder werden


    Zur Sicherheit habe ich oben in #9 meinen Text ergänzt.


    Man könnte darüber diskutieren, ob die Dichtungen generell nach einer festgelegten Zeit ausgetauscht werden müssen (z. B. 10 Jahre). Das sollte dann aber nach meinem Dafürhalten - falls es nötig ist - unabhänig davon geschehen, ob die Heizung zwischendrin mal aufgeschraubt wurde oder nicht. In der Anleitung von Truma wird der turnusmäßige Dichtungstausch nicht gefordert.


    Gruß
    Matthias

  • So ähnlich sah es beim Tausch der Zündelektroden bei meiner Truma GASheizung auch aus. War nach 3,5 Jahren nötig - allerdings bei Dauerbetrieb jeden Winter.

    Grüße aus Oberfranken (Forchheim)
    Jürgen
    Malibu 600 DB2; BJ 2015; Fiat; 3,5 t Maxi; 3 l; Solar 100 W; Alu Tankgasflaschen; Sat-Anlage

  • Kann ich nicht nachvollziehen. Die Metallteile werden "auf Block" verschraubt. Durch ggf. unterschiedliches Drehmoment wird also der Freiraum, in dem die Dichtung komprimiert wird, nur unwesentlich beeinflusst.


    Aber jetzt gebe ich den Neu-Dichtungs-Befürwortern mal eine Vorlage:
    Könnte es sein, dass sich die Silikondichtung anders verhält, wenn sie nach Jahren einmal entspannt und wieder gespannt wird im Gegensatz zum "dauernd-gespannt-bleiben"?
    Aber, wenn das der Fall sein sollte, bitte nicht einfach "ja" schreiben, sondern eine Erklärung liefern. Ich bin gespannt .....


    Gruß
    Matthias

  • Matthias,mich würde mal die Staubablagerung in der Heizung interessieren,auf den Bild 1 und 2 sieht alles sehr sauber aus. Wie sieht es im Bereich des Lüfters in der Heizung aus ?

    Grüße Uwe und Ute aus Magdeburg


    Unterwegs mit unsern Fiat Ducato Maxi " Schnecke ",,,Carthago / malibu van 600 DB 2 low-bed ,,, Winker

  • In der Kiste, wo die Heizung drin steht, war natürlich ein Bisschen Staub am Boden. Hielt sich aber in Grenzen. Den Bereich des Lüfters, also wo die Umluft durchgeblasen wird, hatte ich nicht geöffnet. Daher kann ich Dir dazu leider nichts sagen.


    Gruß
    Matthias

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