Ducato X250 MJ150 EU5, Fehler P0237/P0238, Positionssensor VTG defekt

  • hier eine Beschreibung, wie man den Positionssensor des VTG-Stellers am Turbolader tauscht, da ich nichts detailliertes für den Ducato gefunden habe. Erstmal ein Disclaimer: das ist eine Bastellösung. Nachmachen auf eigenes Risiko. Die Laschen zur Befestigung des Sensors sind nicht zum wiederholten auf- und zu biegen gedacht, und die Anpresskraft auf den Dichtring ist Gefühlssache. Deshalb kann Fiat Professional schlecht Gewährleistung für so eine Reparatur geben und wird es nicht machen. Die tauschen immer den kompletten Turbolader incl. Druckdose und Sensor. Den Sensor gibt es aber einzeln (ab ca. 90 EUR, bei Augustin ca. 190 EUR). Es gibt zwei Varianten des Steckers, eine für Fiat (re/li symmetrisch) und eine für Volkswagen (eine Seite gerundet). Sensor ist wohl der gleiche.


    Ausgangssituation / Fehlereingrenzung:
    Ducato X250 2.3MJ 148PS EUR5 2013, Motor F1AE3481E, Garret Turbolader mit VTG, Kilometerstand 70.000. Von einem Tag auf den nächsten seltsamer Effekt beim Beschleunigen: Fahrzeug ruckelt stark, nimmt kein Gas an. Während des Ruckelns sind kurze Zischgeräusche zu hören. Auf der Autobahn dann Notlauf. Fehlerspeicher P0237 / P0238 (Ladedruck zu hoch / zu niedrig). Erstmal alle üblicherweise verdächtigen Stecker mit Kontaktspray behandelt. Ladedrucksensor und Drosselklappe ausgebaut und gereinigt. Weiteres Vorgehen wie von Thono hier beschrieben: https://www.kastenwagenforum.d…otlauf.38446/#post-539593
    Funktionsprüfung VTG-Regelventil (Pieburg-Magnetventil) im MultiEcuScan bricht mit Fehler ab. Also Ersatzteil bestellt (ca. 30 EUR) und eingebaut. Test bricht nicht mehr ab, aber Ruckeln und Fehlerspeichereinträge sind noch da. Grund für den Abbruch war Fehlbedienung des Tests, nicht das defekte Magnetventil. Als nächstes Unterdrucksystem mit Handpumpe zur Bremsentlüftung (ca. 20 EUR) segmentweise geprüft, alles dicht.


    Bleibt noch der Turbo. Weitere Eingrenzung entweder mit MultiEcuScan oder mit Handpumpe und Multimeter. In beiden Fällen Kamera / Endoskop auf Gestänge von Unterdruckdose zu Turbo richten um zu sehen, ob es sich bewegt. Das Gestänge muss sich mit Unterdruck gut 1 cm in Richtung Druckdose bewegen lassen. Die Stange hat eine Nut, so dass man die Bewegung auf dem Kamerabild leicht erkennt (Bild 1, Pfeil 1).



    Bild 1


    Test über MultiEcuScan: kurz Motor an, damt Unterdruck im Reservoir (Dytech) vorhanden ist. Dann Motor aus, Zündung ein, MultiEcuScan mit Steuergerät neu verbinden ("Disconnect" + "Connect" in der Software, sonst kommt eine Fehlermeldung, diese Erkenntnis hat mich die 30 EUR für das neue Magnetventil gekostet). In MultiEcuScan Parameter "Actual Turbo Control Position" und "Desired Turbo Control Position" auswählen und Test des Turbo-Magnetventils ausführen. Der Test gibt zweimal nacheinander Unterdruck auf das System. Dabei muß sich der Stellarm bewegen und "Actual Turbo Control Position" muss sich während des Tests ändern. Bei mir bewegte sich der Stellarm, aber "Actual Turbo Control Position" blieb konstant. Also Sensor defekt, VTG und Druckdose OK.


    Alternativ Test mit Handpumpe und Multimeter: Unterdruckleitung zur Druckdose am Magentventil abziehen und Handpumpe auf die Leitung stecken. Beim Abpumpen muß sich der Stellarm bewegen. Dann Stecker vom Sensor (Bild 1, Pfeil 3) lösen und mit Multimeter am Sensor Widerstand mit / ohne Unterdruck messen. Wenn der Widerstand sich nicht deutlich unterscheidet ist der Sensor defekt.


    Austausch des Positionsensors:
    Die Druckdose sitzt am Turbo hinten unten. Man kommt auf den ersten Blick schlecht hin. Zugang hat man von unten zwischen VA-Träger und Ölwanne. Die Dose muss aber gar nicht raus, man kann den Sensor bei eingebauter Dose wechseln. Das hat auch den Vorteil, dass die Einstellung des Hebelarms unverändert bleibt:
    Fahrzeug auf Rampen fahren oder beidseitig anheben, absichern. Besser geht es mit Grube oder Bühne. Hätte ich vorher gewusst wie es geht und wie lange es dauert, dann wäre ich in eine Hobbywerkstatt gefahren. Wenn man weiß wie es geht ist es eine Sache von unter einer Stunde.



    Bild 2


    Starterbatterie trennen, Stecker am Sensor abziehen und das zweiteilige Wärmeschutzblech über dem Sensor aufbiegen. Ist nur verhakt, nicht vernietet (Bild 2 Pfeil 1). Pluskabel von Generator ausclipsen und aus dem Weg schwenken (Bild 1, Pfeil 3 und Bild 2, Pfeil 2). Der Sensor ist mit 5 Metall-Laschen auf der Dose befestigt (Bild 2, Pfeil 3). Die vorsichtig aufbiegen, Sensor entnehmen.



    Bild 3: Druckdose offen


    Kontaktfläche (Dichtfläche) an der Dose reinigen (der rote Ring auf Bild 3 sind Reste der alten Dichtung vor der Reinigung). Neuen Sensor einsetzen, dabei aufpassen dass der Dichtring nicht herausfällt. Laschen wieder zu biegen, erfordert etwas Kraft und Ausdauer, da das Blech recht dick ist. Mit Handpumpe Dichtheit prüfen. Wenn vorhanden mit MultiEcuScan Test des Magnetventile durchführen und Position überwachen.



    Bild 4: alter und neuer Sensor


    Ich habe nach dem Wechsel eine längere Testfahrt gemacht, zunächst mit geringer Last, dann wechselnd Autobahn schnell, Landstraße, Stadtverkehr, falls die Motorsteuerung den neuen Sensor anlernen muss. Eine explizite Anlernfunktion habe ich dafür nicht gefunden. Fährt jetzt wieder wie vorher.


    Garret / Honeywell haben hier einen kopfüber hängenden Sensor konstruiert, der an tiefster Stelle des Unterdrucksystems liegend unfreiwillig als Wasserauffangschale fungiert. Korrosion an Feder und Leiterplatte des alten Sensors (Bild 4) zeigen das. Das Wasser tritt vermutlich primär über das Magnetventil ein, das direkt unter der Teilung der Wasserführung des Windlaufs sitzt und zur Regelung Umgebungsluft incl. Wassertröpfchen ansaugt. Andererseits erkennt man an der Korrosion an der Druckdose außen, das auch am Turbo genügend Feuchtigkeit ankommt. Da die Dose leicht schräg steht, aber Korrosion innerhalb Dichtrings umlaufend zu erkennen ist, ist es denkbar dass Feuchtigkeit nicht ausschließlich über die Unterdruckleitung sondern ggf. auch über die Dichtung eintritt.


    Fazit: beim X250 die Windlaufverkleidung abdichten und vernünftig dimensionierte Ablaufkanäle einbauen. Sonst tropft es auf Magnetventil und Turbo / Druckdose (und Drosselklappe, Luftmengenmesser, Injektoren etc.). Vielleicht baue ich auch noch die 3-teilige Unterbodenverkleidung ein.


    Das pulsierende kurze Zischen beim Beschleunigen war vermutlich das zur Umgebung öffnende Unterdruckventil. Die Druckdose hat korrekt gearbeitet, Ladedruck war vorhanden, aber Positionssensor hat etwas anderes gemeldet. Daher hat die Motorsteuerung über das Ventil versucht, zu korrigieren.


    Viele Grüße,
    Stefan

    Westfalia Columbus 600D 109kW BJ2013, 100Ah LFP, 200Wp Solar, VBCS, Lesjöfors *198, 8' ZLF von Caravantechik, Grabber 235/75 R15.

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