Ein bisschen Pfalz muss sein...

  • Die letzten Urlaubstage des Jahres habe ich in Rheinland-Pfalz verbraten. Auf meiner knapp 1 1/2-wöchigen Tour ging es erst einmal in den Süden ins Dahner Felsenland, also schön mittendrin im Pfälzer Wald. Vier Nächte habe ich mir den Campingplatz Neudahner Weiher bei Dahn gegönnt, und hätte tatsächlich direkt aus dem Kastenbettchen in den Teich hüpfen können.




    Wer Natur und Ruhe sucht, ist hier genau richtig. Zwar ist dieser Teil der Pfalz für Wanderer ein highlight, aber ich war erstaunt über die vielen gut ausgebauten und beschilderten Radwege, die mitten durch die prächtige Landschaft des herbstlichen Pfälzer Waldes führen. Für einige Touren sind Brochüren erhältlich; die Wege selbst sind auch für weniger geübte Radler gut geeignet. Einige Touren führen an den zahlreichen Burgen der Pfalz vorbei, aber auch an Biergärten, wie zum Beispiel die "Raubritter-Tour".










    Grüsse
    Rainer

  • Dann wollte ich ja unbedingt mal an die Weinstraße. Also gut hundet Kilometer landaufwärts Richtung Neustadt. Erste Anlaufstation war der SP in Lambrecht (6 km nach Neustadt) mit sieben Plätzen und allesamt belegt. Dann eben mitten ins Geschehen ab zum SP Neustadt, aber auch hier kuschelten die Camper um die Wette. In weiser Voraussicht hatte ich mir ein paar Winzer mit Unterschlupfmöglichkeit notiert, und bin dann auf dem Weingut Müller-Kern in Hambach tatsächlich noch fündig geworden. Besser hätte ich es (fast) nicht treffen können: Die Wiese war n bisschen schräg (und ich ohne Rampen), aber die Aussicht auf die Weinfelder und das Hambacher Schloss genial. Sehr netter Empfang ("Übrigens, um fünf haben wir eine Weinprobe.") ("Hier am Kühlschrank können sie sich gerne bedienen."). Mit 15 Euro nicht billig, aber mit WC/Dusche und sehr netten Gastgebern. Sehr faire Weinpreise von qualitativ hochwertigen Tropfen. Die Rieslinge sind IMHO moselebenbürtig.







    Warum ich mir ausgerechnet diese Gegend ausgeguckt hatte, war "eigentlich" das Kuckucksbähnle, eine alte Dampfeisenbahn, die zwischen Neustadt und Elmstein verkehrt. Natürlich fuhr ich nicht mit der Bahn, sondern mit dem Rad die Strecke ab, wobei ich das eisenbahngeschichtliche Kleinod dann in Elmstein gerade noch so erwischen konnte. Der Radweg selbst war so la la, viel Berg und Tal und Sucherei. In dieser Gegend sind die Radwege leider nicht so gut ausgebaut. Natürlich kann man den "Weinstraßen-Radweg" abfahren, der aber wenig abwechslungsreich nur an den Rebstöcken vorbei führt.






    Warum es so voll war, hatte ich erst vor Ort erfahren: In Neustadt fand ein mehrtägiges Weinfest statt, oder besser gesagt: Eine "Weinkirmes". Oktoberfestambiente, völlig überlaufen - mit weinfestlicher Romantik hat das für mich nix zu tun. So bin ich dann nach zwei Nächten wieder weitergezogen. Natürlich habe ich die Gegend nicht verlassen, ohne dem berühmten Hambacher Schloss einen Besuch abzustatten.




    Grüsse
    Rainer

  • Nun war der (hoffentlich gute) Septimus Romulus Victor örtlich ziemlich gebunden, und ich zum Glück nicht, so ging es dann fix weiter an die Nahe. Ich hatte mir in Bad Sobernheim den Stellplatz Am Nohfels ausgeguckt, der erstens gute Kritiken vorweisen konnte, und wo zweitens ein schicke Wellness-Anlage in der Nähe war, wo ich bei schlechtem Wetter saunieren konnte. Mit schlechtem Wetter war nix, die Tage wurden wämer und wämer. Auf den Wiesen rund um Stellplatz lag das Obst zentnerweise, so wurden dann mal rasch ein paar Birnen für die abendliche "Cena" vorbereitet.





    Also wieder radeln, aber nicht den Radweg entlang der Nahe, sondern den Glan-Blies-Radweg, der ungefähr 3 km nahe Bad Sobernheim beginnt, und entlang einer Bahntrasse, die heute von Draisinen genutzt wird, entspannt durch die Pfalz führt. Natürlich bin ich nicht die 130 km nach Lothringen geradelt, sondern habe so bei 30 km wieder kehrt gemacht. Nur wenige Einkehrmöglichkeiten - der Radweg führt idylisch, still und naturnah durch eine wenig bekannte Gegend; unterwegs trifft man auf alte Bahnhofbauten und die Draisinenradler, die die Strecke auf den alten Schienen abstrampeln. Mal was anderes.









    ;
    Grüsse
    Rainer

  • Wie es meistens so ist: Man könnte länger bleiben, aber ich wollte an die Saar. Den SP Saarburg hatte ich schon länger ins Auge gefasst, ergo gings jetzt auf die letzte Etappe vor Heimkehr ins Schlemmerland des Rieslings. Aufgrund der Beliebtheit hat man die Wiese nebenan auch noch für uns Camper geöffnet, und ich hatte am zweiten Tag Glück und konnte ein Plätzchen in der ersten Reihe ergattern. Der Stellplatz ist beliebt, aber es ist genug Platz für alle. Der Betreiber ist selbst Winzer und vertreibt die Weine über den Stellplatz. Sehr gute Rieslinge zu zivilen Preisen.




    Und es wurde noch wärmer.


    Nach meiner bescheidenen Meinung ist die Saar weitaus attraktiver als die Mosel - jedenfalls für Radler. Man fährt beständig "nahe" am Fluss, was an der Mosel teilweise nicht so ist. Es geht einfach etwas "enger", beschaulicher, naturnaher und weniger touristisch zu. Am ersten Tag ging es gleich nach Mettlach - bekannt von Villeroy & Boch. Weniger bekannt ist das Brauhaus, wo man einkehren und den "Mettlacher Gefillde" probieren sollte. Weitere Radtouren gingen über den Hunsrück-Radweg nach Zerf. Von dort kann man sich via den Ruwer-Hochwald-Radweg quasi bis nach Trier rollen lassen. Mein Tipp für die Trierer Einkehr: Weinstube Kesselstatt direkt am Dom. Zurück nach Saarburg entweder mit dem Rad oder auch mit der Bahn. Die Fahrradmitnahme ist übrigens kostenlos (am gesamten WE oder werktags ab 9 h). Weitere Radelmöglichkeiten: Auf dem Saarradweg zur Mosel, und dort am besten moselaufwärts halten Richtung Nittel. Einkehrmöglichkeit dort Weinhaus/Biergarten Apel.










    Zurück an der Saar streift man den Ayler Kupp, einer der namhaftesten Rieslinglagen der Welt.




    Und damit endet auch meine kleine Reise durch "Mitteldeutschland"... Schön war's. Sehr schön. Ein Stück Heimat.


    Grüsse
    Rainer

  • Netter Bericht über unsere Heimat (Südpfalz).:fingerh: Noch eine Ergänzung:


    Das trifft für die (meist) asphaltierten Radwege zu, aber nicht auf die MTB-Routen. Da sollte man sein Gefährt schon etwas beherrschen.
    https://www.mountainbikepark-pfaelzerwald.de/


    Na klar. Du bist ja auch ganz "anders" unterwegs als ich bzw. meine Mum mit ihren fast zwoundachtzig. ;)


    Ich meinte da ja auch eher die Auswahl an Wegen. Da ist für jeden etwas dabei, und das ist an manchen Plätzen leider nicht so.


    Grüsse
    Rainer

  • Am ersten Tag ging es gleich nach Mettlach - bekannt von Villeroy & Boch.


    Mettlach ist sowas wie ein kleines Outlet-Cener, hier sind u.a. auch Landsend und WMF.


    Von da aus ist man auch schnell an der Saarschleife.

    Gestanden hab ich unten am Fluss in der Nähe der Personenfähre Welles - hier soll angeblich ein Stellplatz sein, Schilder hab ich nicht gefunden, aber Platz war satt.


    Von da aus kann man auch schön wandern, oben, von wo das Bild gemacht ist, ist auch ein Baumwipfelpfad:

    Auf der anderen Uferseite ist die Burg Montclair, zu der man auch schön spazieren kann.

    Will man mit der Fähre rüber, muss man die Betriebszeiten beachten:

    Gruß, Rudi
    __________________________________________________________________________________________________

    Knaus BoxStar Freeway 2.3 Bj 2015

  • Hallo Rainer, super Bericht und schöne Bilder ! Du bis praktisch durch meine alte Heimat in meine Neue gereist :)


    Der SP Saarburg boomt, normalerweise ist die Wiese zu. Saarburg hat sogar zwei Stellplätze :)

    Gruß, Michael


    Weinsberg Carabus Fire 601 MY18, mit Solarpanel 100WP, GW-Cam, 120 Lifepo4, sonst alles Serie :D

  • Hallo Michael,


    freut mich, wenn es gefällt. Der SP Saarburg ist wohl längst kein "Geheimtipp" mehr. Im Oktober ist anscheinend sowieso der Bär von der Leine. Tja, das müssen wir halt hinnehmen... im Boom ist man nicht mehr alleine, aber es ist noch tragbar, da vielerorts auch mit den Stellplätzen "nachgerüstet" wird. So ganz einsam ist ja auch nix, und jedenfalls in Saarburg gab es viele nette Gespräche...


    Grüsse
    Rainer

  • Und warum hast du das dann nicht gemacht....:D


    Bin eben ein Weichei ;)


    Übrigens darf hier gerne mehr "angehangen" werden, da sich einige ja doch in der Pfalz weitaus besser auskennen als ich. @Wernersberger , lieber Steff, wenn du also da noch n paar Insidertipps hast (und diese verraten möchtest)... immer her damit. Mir hat gerade die Südpfalz richtig gut gefallen. Da war ich nicht zum letzten Mal.


    Die Mosel-Saar-Region wird seit gut zwei Jahren von den Niederländern geflutet


    Das geht da aber noch... fahr' mal in die Eifel. Wenn das da so weitergeht, wird niederländisch zweite Amtssprache. Aber ich sach' ja immer.. Ohne unsere Nachbarn wäre die Eifel tot.


    Grüsse
    Rainer

  • Mir hat gerade die Südpfalz richtig gut gefallen.


    Ist auch sehr gut im zeitigen Frühjahr. Wenn woanders noch (manchmal, immer seltener) Schnee liegt, wird es dort schon frühlingshaft.


    Personenfähre Welles - hier soll angeblich ein Stellplatz sein,


    na ja, SP ist übertrieben. Nennen wir es Parkplatz auf dem eine Übernachtung (noch) geduldet wird.
    Es gibt dort eine schöne Wanderung beginnend von Mettlach zur Burgruine Montclair, dann mit der Fähre übersetzen, (hier wäre der Startpunkt ab SP) über ein Kerbtal zur Cloef (Aussichtspunkt oberhalb der Saarschleife) und dann ein Stück über den Saar-Hunsrück Steig zurück nach Mettlach.
    https://www.saar-hunsrueck-ste…arschleife-tafeltour#dm=1


    Nach meiner bescheidenen Meinung ist die Saar weitaus attraktiver als die Mosel - jedenfalls für Radler


    Jepp, erzähl es nicht so laut, sonst kommen noch alle:rolleyes:;)


    Gruß
    Volker

    Gruß Volker
    Wenn man in beiden Händen ein Glas Bier hält, kann man sich gar nicht mehr ins Gesicht greifen. - Nur so als Tip :)
    La Strada Fano auf Renault Master 2.3dci 125PS, EZ 2012, Hecktriebler

  • Übrigens darf hier gerne mehr "angehangen" werden, da sich einige ja doch in der Pfalz weitaus besser auskennen als ich. @Wernersberger , lieber Steff, wenn du also da noch n paar Insidertipps hast (und diese verraten möchtest)... immer her damit.


    Vielleicht werde ich hier ab und an etwas tippen...


    Zunächst sicher kein Geheimtipp, da hier schon mal ein Kawa-Treffen stattgefunden hat: der Campingplatz am Dahner Büttelwoog. ("Büttel" nennt sich eine markante Felsformation wenig südlich, Woog = Weiher.) Von diesem Treffen stammt auch das nachfolgend verlinkte Foto.
    https://www.kastenwagenforum.d….23675/page-2#post-323135
    https://www.camping-buettelwoog.de/


    Meines Erachtens schöner gelegen als der Platz am Neudahner Weiher, allerdings etwas "betriebiger", da unmittelbar gegenüber das nahe Badeparadies liegt.
    https://www.felsland-badeparadies.de/


    Idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Dahner Felsenland, z. B. den "Felsenland-Sagenweg"
    https://www.dahner-felsenland.net/vg_dahner_felsenland/Tourismus/Wandern/Felsenland Sagenweg/


    Wenige hundert Meter südlich des Büttelfelsens liegen die markanten "Lämmerfelsen".
    [Blockierte Grafik: http://wandern-pfalz.de/fotoskom/Deidesheim/Laemmerfelsen-quer.JPG]
    Von links: Lämmchen (versteckt im Wald), Bock, Hirt, Westgratfelsen, der schlanke Theoturm, Himmelsleiter


    Zum "PAMINA*-Radweg", der von Hinterweidenthal bis an den Rhein führt, sind es nur wenige hundert Meter. Viele Radwanderer beenden diesen Weg in Wissembourg (Weißenburg), da man bis dorthin die landschaftlich sicherlich schönste Strecke bewältigt hat und fahren an den Ausgangspunkt zurück - oder per Zug ab Wissembourg wohin auch immer. Bei Hinterweidenthal passiert man den Heufelsen:
    [Blockierte Grafik: http://paminablog.de/wp-content/uploads/2018/03/img_8134.jpg]
    *PAMINA steht für den PAlatinat (frz. für Pfalz), MI für den MIttleren Oberrhein und NA für Nord-Alsace
    Man kann auch nur bis Bundenthal fahren und dann per Zug zurück. Wer dies vorhat, sollte vorher den saisonabhängigen Fahrplan studieren.
    http://www.wieslauterbahn.info…f/Fahrplan/Flyer_2018.pdf


    Gelegentlich fahren dort auch historische Züge, mit Dampf oder Diesel. Hier ein Schienenbus vor dem Hochstein bei Dahn:
    [Blockierte Grafik: https://www.pfalz-express.de/wp-content/uploads/2015/10/Anlage-Schienenbus-zum-Martinimarkt-am-Hochstein-bei-Dahn-Aufnahme-und-Rechte-fritz-engbarth.jpg]

  • Hallo Rainer , mal wieder ein toller Bericht und sehr sehr schöne Fotos . Waren dieses Wochenende auch spontan im Dahner Felsenland , ist ja für uns nur 90 km in diese Region ; also Heimspiel .
    Fahrt bitte alle an den Neudahner Weiher , dann bleibt Büttelwoog für uns etwas leerer ......kann leider Steff nur beipflichten ; Büttel ist nicht an der Strasse , Kinder/Familienfreundlich, Hundefreundlich (alles auf seperaten Plätzen /bzw. Abschnitte vorgesehn) und auch für "Friedhofsparker";) (also total Ruhe und in diesem Bereich Kinder nicht gerne gesehn ) hat es hier am Tal-Ende platz .


    Rainer bitte weiter mit so schönen Berichten , vielen Dank und viele Grüsse Guido

  • Meines Erachtens schöner gelegen als der Platz am Neudahner Weiher, allerdings etwas "betriebiger", da unmittelbar gegenüber das nahe Badeparadies liegt.
    https://www.felsland-badeparadies.de/


    Letzteres war mit der Grund, warum ich mir das Dahner Felsenland ausgeguckt habe. Am ersten Tag habe ich die Wellnessanlage ausgetestet, die mit zu den schönsten Europas zählt. Als Saunafan sage ich "Daumen hoch!"...


    Beim Schienenbus, der übrigens auch in der Eifel auf vielen Strecken unterwegs war, bekomm' ich Herzbluten.


    Danke für die Infos, Steff.
    Grüsse
    Rainer

  • @Cachaito
    Für dich als Eisenbahninteressierten:
    In Schwarzerden am Bahnhof stehen auch noch alte Waggons und Loks rum.
    OstertalBahn
    Schwarzerden, Werkstr. (Bahnhof), 66629 Freisen
    06858 1465
    https://goo.gl/maps/iBvqkEdtf1y
    http://ostertalbahn.homepage.t-online.de
    Die machen auch immer mal wieder Fahrten wie rollende Weinproben und Nikolaustouren.
    Schwarzerden liegt übrigens am Fritz Wunderlich Radweg mit Anbindung an das saarländische Radwegenetz und an den Glanradweg.
    Gruß
    Volker

    Gruß Volker
    Wenn man in beiden Händen ein Glas Bier hält, kann man sich gar nicht mehr ins Gesicht greifen. - Nur so als Tip :)
    La Strada Fano auf Renault Master 2.3dci 125PS, EZ 2012, Hecktriebler

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