Eine Marokko-Reise in Zeiten von Corona

  • Wir, Birgit und Frank reisen nun seit 9 Jahren mit unserer „Blaue Zitrone“.
    Neugierig auf Land und Leute haben wir in den vergangenen Jahren auf diese Weise 30 Länder erkundet. Darunter auch schon Touren außerhalb Europas, wie durch die Türkei und Georgien zum Hochkaukasus und auch, nun inzwischen zum dritten Mal, den nordafrikanische Staat Marokko. Durch frühe gesundheitliche Einschränkungen bedingt ist diese Form des Unterwegsseins mit dem eigenen mobilen Zuhause die einzige Möglichkeit für Frank, Etappe für Etappe, wie es gerade die Tagesform zulässt, die für uns erreichbare Welt zu erleben.
    Das aus den geplanten 8 Wochen Reisezeit ein viertel Jahr werden wird, hätte außer professionellen Glaskugellesern und Lottozahlenvorhersagern niemand auch nur im Entferntesten absehen können
    Wir waren dann durch die Corona-Maßnahmen genau einen Monat länger in Marokko als wir es ursprünglich vorhatten. Keinen Tag haben wir davon bereut, denn wir haben Menschen kennengelernt, denen wir sonst nie begegnet wären.
    Ich werde in Abschnitten hier mal berichten, wie auch schon auf der Marokkoreise 2018 .


    In der vorletzten Februarwoche gestartet, ging es durch das noch winterliche Deutschland nach Süden. Die Cevennen in Frankreich erlebten wir im Nebel.

    Am Mittelmeer in Frankreich wurden wir durch einen nächtlichen Sturm durchgeschüttelt, erlebten die Mandelblüte in Spanien, kauften bei einer uns inzwischen schon bekannten Agentur Tickets für die Überfahrt und gelangten nur wenig später mit der Fähre von Algeciras bei Gibraltar nach Tanger-Med in Marokko.

    Bei der Abfertigung in diesem Hafen stellen wir kurz vor dem Zollterminal fest, dass wir einen Tag früher einreisen, als geplant. Somit sind auch die bei der Einfuhrverzollung für das Fahrzeug notwendigen Papiere, wie die Grüne Karte erst ab morgen gültig. Zum Glück wollte, im Gegensatz zu unseren bisherigen Reisen ins Land, niemand diese sehen.

    ....Fortsetzung folgt.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Im nördlichen, frühlingshaft grünen Landesteil treffen wir uns mit Freunden, die den Winter in Marokko verbracht haben, in Asilah und stehen für ein paar Tage am Atlantikstrand vor der Stadt.


    In der Nähe der antiken römischen Stadt Volubilis entdecken wir einige Tage später bei einer Wanderung durch Zufall, weil in keinem Reiseführer erwähnt, ein kleines Dorf das noch vormuslimischen Ritualen frönt. In einer wunderspendenden Grotte werden Opfertiere geschlachtet und andere Opfergaben verbrannt. Die lange Treppengasse dorthin ist von unzähligen Händlern gesäumt, von denen man die dazu notwendigen Utensilien erwerben kann: Kerzen in allen Farben, Orangenblütenwasser, verschiedenes Räucherzeug, lebende Ziegen, Schafe, Kaninchen, Hühner und Tauben. Dazu getrocknete Geckos, Mäuse, Ratten, mumifizierte Katzen und Schildkrötenpanzer.



    Am Abend treffen wir ein amerikanisches Paar. Barbara und Jack aus einer Kleinstadt in Minnesota sind beide 74 Jahre alt. Sie haben sich in Spanien einen Campingbus gemietet und sind für 6 Wochen damit in Marokko unterwegs. Wir sind leidenschaftliche Geschichtensammler, deshalb fragen wir auch immer nach den Lebenswegen unserer Gesprächspartner. Jack hat einen sehr interessanten beruflichen Hintergrund. Er war Entwicklungsingenieur bei der Firma Honeywell zu Zeiten der Vorbereitung des NASA-Mondlandeprogramms und hat an der Entwicklung des Abstandsradars für das Landemanöver der Mondfähre mitgearbeitet. Als am 20.Juli 1969 die Landefähre von Apollo 11 auf dem Mond aufsetzte verfolgte er dieses im Fernsehen und zwar in Jugoslawien wo er sich zu dieser Zeit auf einer Urlaubsreise aufhielt. In seinen Jugendjahren war er in der ganzen Welt als Hitchhiker (Tramper) unterwegs. Er erzählt von seiner Afrikadurchquerung und Indienreise, wir von unseren Trampertouren zu DDR-Zeiten in die von uns damals erreichbare Welt. Es ist schon weit nach Mitternacht, als die Flasche marokkanischen Weins geleert ist und wir uns bei bitterkalten Temperaturen zurückziehen.


    Unser Smartphone mit der marokkanischen SIM-Karte schwächelt. Deshalb fahren wir am frühen Morgen nach Meknes in die Altstadt, um im Souk einen neuen Akku zu erwerben. Wenn man nicht gleich den richtigen Laden findet geht das in Marokko so: Man fragt einfach jemanden, der so aussieht als ob er es nicht eilig hätte und man wird bis zum Erwerb der Ware umfassend betreut. Sprachliche Hürden werden einfach mit Gestik und dem Herzeigen des Gegenstandes umgangen. In stark touristisch erschlossenen Gebieten wie Agadir oder Marrakesch kann das schon mal Geldforderungen von Seiten des „Helfenden“ nach sich ziehen. Hier jedoch wie sonst auch im Lande gehört das zur selbstverständlichen Freundlichkeit der Menschen.
    Fortsetzung demnächst......

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Schön, Marokko.
    Würde ich auch gerne wieder hin. z.Zt. aber wegen C. unmöglich


    Für eine blonde Frau bekommt man da 20 Kamele.Hab meine Frau gefragt, aber die war aus unerfindlichem Grund dagegen, tzzz, tzzz, tzzz!
    https://www.kamelmilch.store/was-kostet-ein-kamel/
    20 x 4.000 Euro = 80.000 Euro, das wär ein Luxus-Kasten!

  • Boah, 59 Kamele, jetzt kriegt der neue Kasten noch Allrad...
    und eine güldene Klobrille!:D
    Da kann man mal sehen, wollten die mich doch auf dem Basar schon wieder bescheixxxen!

  • Für eine blonde Frau bekommt man da 20 Kamele


    Bei Bedarf kann ich dir Kontakt zu einem Händler herstellen.


    ....weiter geht die Reise:
    In Fes haben wir noch einiges an Besichtigungen von 2018 her offen, deshalb haben wir diese Stadt erneut auf unserer Liste. Wir lassen uns einen Stadtführer vermitteln. Dies ist unabdingbar im Gassengewirr der größten Medina Marokkos. Selbst bei bestausgeprägtem Orientierungssinn verbringt man ohne Hilfe nur jede Menge Zeit mit ergebnislosem Suchen in diesem Irrgarten.

    Ich lasse mir in der Messerschmiedegasse ein spezielles Schnitzmesser anfertigen. Wir sagen was wir möchten, Mourchid führt uns zielstrebig dorthin. Er hat in Deutschland studiert, spricht daher perfekt Deutsch aber er redet auch sehr viel vom einzig wahren Gott den es gibt und das wir in Europa mit unseren Religionen einem Irrglauben anhängen, nur hier wird der wahre Glaube von den Menschen verinnerlicht. Er möchte uns missionieren. Ein interessantes Gespräch für uns ostdeutsche Atheisten. Wir erzählen ihm von dem kleinen Dorf, das wir hier im Land vor einigen Tagen besucht haben, in dem es auch gar nicht muslimisch zugeht. Er gerät in Rage. Ja das kenne er auch, Teufelsanbeter, Satanisten, die alle dereinst in der Hölle schmoren werden. Denn die, die gibt es im Islam auch.


    Weiter nach Osten geht unsere Reise. Keinerlei ausländische Fahrzeuge außer unserem sind in den nächsten Tagen zu sehen. In Taza besuchen wir die kleine beschauliche Medina und den bunten Wochenmarkt vor der Stadt.


    Dann die Rekkam-Hochebene: über 100km kein Auto, keine Menschenseele, nur platte, konstant über 1200 Höhenmeter liegende Landschaften aus Lehm, Geröll und Stein und vereinzelten Grasbüscheln. In der Mitte der Hochebene ist Matarka erreicht ein kleiner verstaubter Wüstenort, der bei unserer Ankunft nur deshalb etwas lebendig wirkt, weil auch hier gerade Wochenmarkt ist.


    Danach wieder lange Strecke in der Einsamkeit. Bei Tendrara treffen wir auf die neuausgebaute Asphaltstraße, die von Saïdia am Mittelmeer bis in Marokkos Südosten führt. In der nächsten Stadt, Bouarfa, ist ebenfalls zu sehen, wie mit neuen Straßen und anderen Infrastrukturmaßnahmen der marokkanische Staat hier im abgelegenen Osten des Landes in letzter Zeit kräftig investiert hat.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Habt ihr schon einen Termin, wann ihr Marokko wieder verlasen dürft ?
    Meine Tochter war wochenlang in Tafraoute fest.Zur Zeit darf sie in Südmarokko reisen. Und ist jetzt am Meer.
    Die Auflagen wurden auch zurückgenommen, und sie kann jetzt auch Surfen gehen.

    [COLOR="#0000FF"]Ein kluger Mann lebt weder geistig noch finanziell über seine Verhältnisse[/COLOR]

  • Halloooooooo!!
    Reiseberichte sind das Wertvollste, was wir in diesem Forum bekommen.


    Lasst ihn doch einfach mal erzählen und staunt höchstens. Das motiviert Reiseschreiber. Nicht Kamele...

    Schöne Grüße aus dem Allgäu Peter


    Pössl 2winR 25 Citroën Jumper Heavy 3.0 6m X290 - 2015 - Gastankflaschen - NH TTT - H7LED

  • Kurze Zwischenfrage ist erlaubt.

    Habt ihr schon einen Termin, wann ihr Marokko wieder verlasen dürft ?


    Das steht dann am Ende des Reiseberichts.


    ich habe gerade gesehen das ihr ein Sonnensegel am Kasten habt


    Ja, wir haben eine Kederschiene über die gesamte Länge des Fahrzeugs. Das Segel ist schon uralt mindestens 25 Jahre, dürfte so nicht mehr erhältlich sein, hat die Vorgängerfahrzeuge überlebt, aber leider nicht diese Reise. Ich habe das Tuch aus Blödheit eigenhändig aufgeschlazt.
    Aber wo hast du das Bild davon bei Schatz gesehen? Jedenfalls nicht in unseren Reiseberichten.


    Morgen geht es weiter.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Hallo Toldi hier die Route der bisher erzählten Geschichte:
    https://www.google.com/maps/di….5564777!2d35.8360447!3e0
    Wir bevorzugen zumeist die kleinen Straßen über die Dörfer.

    Ihr hattet YouTube affine Mitreisende...


    Aha, die Mayers. Schöne Videos zum Thema. Die kommen dann auch noch vor in unserer Geschichte, die jetzt so weitergeht:


    In der Oase Figuig im am weitesten östlich gelegenem Zipfel Marokkos, hart an der algerischen Grenze, können wir die alte Bewässerungskultur bewundern.


    Dieser abgelegene Platz in der Wüste ist schon seit der Steinzeit besiedelt. Natürliche artesische Brunnen an einem lang gezogenem Travertinfelsen spenden rund ums Jahr Wasser.





    Leider verfällt die uralte Oasenkultur mit ihren hunderten Kilometer messenden irrgartenähnlichen Mauern, zahlreichen Lehmbauwerken und Wasserverteilungssystemen zunehmend. Die Dattelpalmen werden nicht mehr gepflegt, die Gärten nicht mehr bestellt. Dafür entstehen außenherum in der Wüste zahlreiche große neue Dattelplantagen mit automatischen Bewässerungsanlagen nebst modernsten solarstromgespeisten Tiefbrunnenpumpen.



    Wir stehen mit unserer „Blauen Zitrone“ im Garten des Hotels Figuig. Mi Blick über die Oasengärten bis weit auf die Wüstengebirge Algeriens, haben wir an drei Abenden tiefschürfende Gespräche mit allen weiteren Gästen, fünf an der Zahl. Ein Pensionärsehepaar aus Österreich, er ist emeritierter Medizinprofessor und Reproduktionsmediziner, hat maßgeblich die In-Vitro-Fertilisation nach Mitteleuropa gebracht und ebenfalls noch ein junges Französisches Paar mit 9-jährigem Sohn. Die Franzosen sind mit ihren Motorädern unterwegs. Die Österreicher mit einem Wohnmobil. Die Französin ist Ärztin und spricht hervorragend deutsch. Die ethischen Aspekte der modernen Fortpflanzungsmedizin werden ausgiebig und kontrovers erörtert.


    Am vierten Tag sind wir die alleinigen Gäste und beschließen ebenfalls weiterzureisen.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Sind die Strassen alle befestigt oder auch offroad?


    Ja, fast alles asphaltiert,manche Strecken nur einspurig, auch mal ein Stück Schotter/Kiespiste aber alles gut befahrbar.

    Heute liegt es ja am Ende der Welt


    Leider, wie wir weiter deutlich sehen können:
    Eine weite Strecke fahren wir am Grenzwall zu Algerien entlang. Die Schienen der grenzüberschreitenden Eisenbahnstrecke nach Bérchar in Algerien liegen sorgfältig in Zweimeterstücke geschnitten quer auf ihren Schwellen. Marokko befindet sich seit über 25 Jahren im Kriegszustand mit Algerien. Dieser von der Welt vergessene kalte Krieg lässt uns an die Zeit der deutschen Teilung erinnern. Ähnlich wie für den eisernen Vorhang zwischen den beiden deutschen Staaten werden immense Mittel aufgewandt um diese wirklich monströse Grenzbefestigung im Niemandsland in der Wüste zu errichten und zu unterhalten. Durch Geröll, Felsen und Sand führt ein tiefer Graben und eine hohe Aufschüttung 2700 km durch die Sahara. Gigantische Bagger und Baumaschinen haben eine klaffende Wunde geschlagen. Durch die Wahl eines neuen Präsidenten in Algerien, hofft man inzwischen auch in Marokko auf eine Verständigung, denn auch hier verläuft die Grenze oft durch Familien.


    Am 13. März in Boudnib angekommen erreichen uns Meldungen über die teilweise Einstellung des Flug- und Fährverkehrs nach Europa.

    Wir treffen auf zwei Briten mit Landrovern, die tagelang einsam offroad in der Wüste unterwegs waren. Jetzt müssen sie nach Hause, wieder arbeiten. Ihre gebuchte Fährgesellschaft hat das Ticket storniert. Anscheinend gehen nur noch Fähren über die spanische Enklave Ceuta. Wir sind nicht beunruhigt, wir haben ja Zeit. Zumal Verwandte von uns eine Nachricht schicken: soeben haben wir unseren geplanten Flug nach Agadir von Berlin aus angetreten.
    Am nächsten Tag nach Ankunft in Ihrem Hotel in Agadir wird ihnen jedoch mitgeteilt, dass ihre gebuchte Rundreise nicht stattfinden wird. Sie verbringen noch einen ganzen Tag in Unsicherheit auf dem Flughafen und können dann wieder zurückfliegen.


    Es ist inzwischen noch ein Paar aus München mit ihrem Allrad-LKW eingetroffen. Wir unterhalten uns mit ihnen lange über die inzwischen entstandene Lage und kommen einhellig zu dem Ergebnis: Wir werden unsere Reise fortsetzen, zumal Marokko wesentlich niedrigere Infektionszahlen als die Mitteleuropäischen Länder hat. Auch die Rückfahrt über Ceuta ist keine Option, da dort mit Sicherheit in dieser Situation eine sehr große Konzentration von Menschen und auch vollgestopfte Fähren zu erwarten sind und auch Spanien als Ankunftsland ist nun in Sachen Corona Hochrisikogebiet.


    Am 16. rollen wir weiter, ziehen eine Schleife durch die Berge in Richtung des Hohen Atlas,


    kommen am Riesenstaudammprojekt Kadoussa vorbei. Die Staumauer wirkt fast fertig, das noch bewohnte Dorf Ksar Gouraane wird wohl bald geflutet werden.



    Im 1350 m hoch liegenden Gourrama ist normales geschäftiges Leben alle Geschäfte haben geöffnet der Souk ist voller Menschen.

    Diese Kleinstadt ist auch der Handlungsort von „Gourrama“ dem bewegenden autobiografischen Roman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser über das Leben in der Fremdenlegion der französischen Kolonialmacht der 20er Jahre.
    An einer Moschee entdecken wir ein Plakat, mit Verhaltensregeln und Maßnahmen zu Corona.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • An den blauen Quellen von Meski angekommen, sehen wir quirliges Treiben unter den dichten Palmen. Bunt gekleidete Berberfrauen waschen Wäsche im Bach und dem von den Quellen gespeisten Schwimmbecken toben die Kinder. Doch genau hier holen uns die Corona-Maßnahmen nun endgültig ein. Der Wächter vom Wohnmobilplatz an den Quellen sagt, dass er eigentlich auf Weisung des Bürgermeisters keine neuen Gäste mehr aufnehmen darf. Aber wir sind hier in Marokko, und so exakt scheint die Weisung dann doch nicht gewesen zu sein. Wir sollen bis morgen hierbleiben und dann werden wir sehen, der Bürgermeister warte selbst noch auf Genaueres vom Provinzgouverneur.
    Wir treffen auf Andreas und Tina, einem jungen Paar aus Deutschland. Sie sind für 14 Tage mit dem Flugzeug nach Fès gekommen und von dort mit einem Mietauto die 350 km über den Hohen Atlas gefahren, um ihren Freund Mohamed hier zu besuchen. Mohamed ist noch keine 30 Jahre alt und Händler, Fremdenführer, Dolmetscher für Deutsch, Englisch und Französisch, auf eigene Rechnung ohne Anstellung und Versicherung, wie viele hier. Die Sprachen hat er sich selbst beigebracht im Umgang mit Touristen. Andreas und Tina sind oft in Marokko. Normalerweise mit Ihrem Allrad-LKW. Mohamed haben sie auch auf einer dieser Reisen kennengelernt. Jetzt versuchen sie gerade herauszufinden, ob der gebuchte Rückflug übermorgen überhaupt noch stattfindet.

    Am nächsten Tag sitzen wir bei Mohamed in seinem Laden, der auch gleichzeitig seine Wohnung ist und trinken Tee. Er wirkt sehr niedergeschlagen. Für heute hätte er auf Vermittlung eines Taxifahrers eine Gruppe von mehreren Deutschen hier empfangen um ihnen die Palmgärten an den blauen Quellen zu zeigen und um mit ihnen zum alten Ksar hinaufzusteigen. Für danach hatte seine Mutter schon ein Essen vorbereitet. Nun darf er nicht mehr. So eine Chance gibt es nicht oft. An diesem Einkommen hängt seine ganze Familie. Der Bürgermeister hat ihm heute Morgen mitgeteilt, daß sich keine weiteren Ausländer hier aufhalten dürfen. Selbst das Schwimmbecken wurde gesperrt und mit rot-weißem Flatterband umzogen. An der Zufahrt zu unserem Wohnmobilplatz wird die Schranke geschlossen und die Einfahrt schon weithin mit Steinen blockiert. Auch das Restaurant oben auf dem Felsen hat heute Abend zu. Drei ankommende französische Wohnmobilbesatzungen zeigen sich hartnäckig und nach drei Stunden lässt man sie auf den Platz. Mohamed regt sich furchtbar auf. Die Franzosen hätten mit Bestechung Einlass erreicht, aber seiner Familie wäre ein Geschäft zunichte gemacht und das Einkommen entzogen worden. Ob der Platz vielleicht ganz geschlossen wird kann uns keiner sagen. Wir telefonieren mit Salah aus der Oase Tighmert weit im Süden, den wir auf unseren vorherigen Marokkotouren kennengelernt haben. Wir befragen ihn zu der Situation im Land. Er sagt: “Kommt hierher, zu mir, bis alles wieder normal läuft, hier gibt es kein Corona“ Bei unserer Reisegeschwindigkeit und den zu erwartenden Straßenverhältnissen wären das vier Tage Fahrt für uns.
    Am Morgen des 18. brechen wir auf. Wir möchten uns von Mohamed verabschieden, doch er ist nicht da. Alle Läden und Verkaufsbuden sind geschlossen.


    Oben im Dorf an der Hauptstraße der Gemischtwarenhändler hat offen, hier kaufen wir Lebensmittel ein, und erwerben eine marokkanische Gasflasche. Das ganze dauert etwas länger, weil erstens unser Gasflaschenadapter mit Hilfe des Inhabers des benachbarten Technikladens etwas modifiziert werden muss und zweitens wird lang und breit über die allgemeine Weltlage im Einzelnen, über Corona im Besonderen diskutiert und außerdem gibt es ja noch dreimal den obligatorischen Tee und der benachbarte Technikhändler schließt seinen Laden für uns auf damit wir uns seine Sammlung alter Geräte betrachten können.

    In einer bunten Melange aus Arabisch, Französisch, Deutsch und Englisch, erfahren wir: es werden in dieser Region alle touristischen Geschäfte wegen Corona eingestellt, was alle sehr bedauern, denn viele leben davon und Corona gibt es in Wirklichkeit gar nicht, es ist wieder nur so eine Erfindung der Amerikaner.


    In Erfoud hat ein Teil der Läden geöffnet andere sind geschlossen. Das erste Mal spüren wir, das Leben scheint schon merklich gebremst abzulaufen. Wir decken uns auf dem Markt mit frischem Obst und Gemüse ein. Vom Marktmetzger lassen wir uns Köfte (Hackfleisch) aus einer Mischung von Rind und Schaf frisch gleich mit Gewürzen durchdrehen. Auf dem Markt haben wir noch ein nettes Gespräch mit einem Händler, der uns erzählt, dass es eine Namensgleichheit zu einer Stadt in Deutschland gibt. Ja, natürlich, zwar etwas anders geschrieben, unsere Landeshauptstadt.


    Lautsprecherwagen mit weißbekittelten Insassen fahren durch die Stadt. Das einzig für uns verständliche Wort: Corona!


    Der Himmel bezieht sich ganz plötzlich, ein Staubsturm kommt auf. An der Tankstelle nimmt der junge Tankwart unsere Kreditkarte erst entgegen, nachdem er sich einen Einweghandschuh übergezogen hat. Die ersten Menschen mit Mundschutzmasken tauchen im Stadtbild auf. Ist das nun wegen dem Sandsturm, oder schon Corona?


    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Das Tafilalt um Erfoud ist dicht besiedelt, doch wir biegen vor Rissani auf die N12 ab, die wieder lange Strecken durch Wüste führt. Der Staubsturm nimmt zu und uns die Sicht. Nach Alnif sehen wir einen großen verlassen wirkenden Hotelkomplex im traditionellen Kasbahstil in der Einöde stehen.
    Da der Sturm nicht nachlässt, beschließen wir im Schutz der Hotelmauer auf dem Parkplatz zu übernachten. Beim sondieren des Geländes stellen wir fest, dass es in einem Torturm Leben zu geben scheint. Leute mit Mopeds steuern zielgerichtet im dicksten Staub ein kleines Fensterchen an und fahren zurück, nachdem sie große Tüten entgegengenommen haben, ein Alkoholverkauf.
    Wir fragen nach, ob wir hier auf dem Parkplatz übernachten dürfen. Man gewährt uns Einlass in den weiträumigen Garten. Wir können am Pool sogar duschen im sonst vollkommen gästefreien Hotel.
    Auch am nächsten Tag hat der dichte Staub in der Luft nicht nachgelassen. Die Wetter-App sagt auch noch Regen voraus. Deshalb beschließen wir 100 km Umweg über uns schon bekannte Straßen zu fahren, weil wir nicht wissen, ob der direkte Weg nach Zagora bei schlechtem Wetter befahrbar ist. Hinterher erfahren wir, die Straße über den Tafilalt-Paß ist seit einiger Zeit ausgebaut und asphaltiert.


    Direkt am Stadtrand von Zagora ändert sich das Wetter schlagartig. Wie aus einem Tunnel fahren wir aus Staub und Gewölk heraus in strahlenden Sonnenschein.


    In Zagora sind alle Läden und Restaurants geschlossen, nur Lebensmittelläden und Tankstellen haben geöffnet. Die Straßen und Plätze sind öde und leer.


    Am Abend telefonieren wir noch einmal mit Salah, er wirkt verändert. Heute am Morgen war der Bürgermeister bei ihm und hat untersagt, ausländische Gäste zu empfangen. Wir sollten trotzdem kommen, er werde schon einen Weg finden. Zur Not könnten wir auch das Auto bei ihm stehen lassen und nach Hause fliegen, wenn wir das wollten. Das ist für uns keine Option und außerdem ist es bis dorthin von Zagora aus noch mindestens zwei Tage Fahrt. Wie gern hätten wir bei seiner Familie im Hof am allabendlichen Feuer gesessen, aber das liegt in der momentanen Situation auch einfach zu weit weg von jeglicher Infrastruktur.
    Wir rufen Aicha in Marrakech an. Kommt morgen gleich her, hier ist alles zentral, da kriegt man einiges geregelt, so ihre Aussage.
    Nach dem Telefonaten treffen wir Abdoul den Autoschrauber, den wir von Andreas und Tina grüßen sollen. Er will sich sofort vergewissern und hat die beiden per Whats-App Anruf auch gleich am Telefon. Dadurch erfahren wir, dass ihr Flug planmäßig von Fès abgegangen ist und sie pünktlich in Deutschland angekommen sind.


    Früh brechen wir am nächsten Tag auf. Diesen Passübergang aus dem Draa-Tal über den hohen Atlas sind wir schon mehrmals gefahren. Zu unserer großen Überraschung ist die Passstraße komplett eine Baustelle und wir holpern über den 2260m hohen Tichka-Paß auf Baustellen-Behelfspisten in Matsch und Nebel.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:

    Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Transnistrien, Tschechien, Türkei, Ungarn und andere....


  • Sehr schöner, kurzweiliger Bericht. :fingerh:

    Gruß aus der Südpfalz, Martin
    Knaus BoxStar Road 540 mit Raumbad (Fiat Ducato 250, 130PS, Autom.) aus 6.2014. Ohne Werksbeklebung, Markise, Trittstufe, Remis-Verdunklung. Mit Sonderlackierungen, Fensterfolie, Trennvorhang, 2. Aufbaubatterie.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!