Teil 1:
27.04.2018, ca. 15:00 Uhr, äußerst linke Spur auf 3 spuriger Autobahn mit maximaler Verkehrsdichte Richtung Nürnberg, ca. 130...140km/h, Überholvorgang im Automatikmodus im 5. Gang bergauf unter Vollast.
Comfortmatic schaltet ohne Vorwarnung und ohne irgendwelche Auffälligkeiten spontan in den Leerlauf begleitet von einem Alarm-Gong. Vollständiger Traktionsverlust, außer Lenken und Bremsen und Ausrollen keine weitere Option.
Mit Warnblinkanalge gelang es (mit viel Glück) langsamerwerdend und begleitet von Hupkonzerten und Alarmgongen die rechte Spur zu erreichen. Mit noch mehr Glück fand sich direkt anschließend auch noch eine Ausfahrt zur Tank-/Rastanlage in der ich auch noch eine längsliegende Parklücke erreichen konnte.
Die Reaktionen meiner Frau lasse ich nun mal weg.
Nach einer Sicht-Kontrolle des Systems keinerlei Auffälligkeiten, auch kein Überhitzungsgeruch usw.
Neustart des Motors mit Einlegen des 1. Gangs im Auto- wie im Man.-Modus erscheint problemlos.
Wir fahren nach einer Beruhigungspause langsam stets auf der rechten Spur und im manuellen Modus weiter ohne Probleme.
Wieder zuhause nehme ich mir diesen italienischen Magnetti-Marelli-Fiat-Alptraum zur Brust.
Kausalkette und Diagnose:
1. Fehlerspeicher-Abfrage ohne Fehlereinträge
2. www-Recherche liefert in 2 von 8 ähnlichen Fällen Maßnahmen am Kabelbaum ohne genaue Beschreibung.
Tatsächlich ist der Verlegung des Kabelstranges im Bereich des Getriebesteuergerätes (und Motorsteuergerät) als Murks zu bezeichnen. Im Bereich des Längsträgers (hinter dem linken Scheinwerfer) fehlt der Scheuerschutz. Ein Durchscheuern auf Masse liegt nahe.
Maßnahme Scheuerschutz nachgerüstet an 3 Segmenten zwischen den Halterungen des Kabelbaumes.
Kabelbaum jedoch (noch) nicht durchgescheuert.
3. Kontrolle des Relais für die Hydraulikpumpe:
Relais Funktion i.O., jedoch extrem (zu) hohe Kontaktkräfte im Relaissockel:
Konsequenz: Im Kunststoff-Relaissockel ist eine Rastkupplung eines Steckerpins ausgebrochen, so dass dieser Pin während der Montage nach unten abgerutscht sein muß. Die Sichtprüfung der Kontaktspur auf der Zunge des Relaiskontaktes zeigt eindeutig eine Kontaktüberlappung von max. 0,2...0,3mm statt ca. 10mm.
Erstaunlicherweise hat dieser Zustand 51Tkm gehalten.
Könnte wetten, dass die extrem zu hohen Kontaktkräfte des Pumprelais auch etlichen anderen hier und sonstwo zum gleichen Problem führen könnten. Daher meine Epfehlung zur Kontrolle an alle Comfortmatic-Fahrer !
Eigentlich hätte das Thema damit bendet sein können, aber nun ging es erst richtig los !
4. Eine weitere intensive Kontrolle der gesamten Getriebesteuerung liefert mir erschreckende Erkenntnisse:
Druckspeicher ist defekt, da die Hydraulikpumpe extrem häufig (alle 2 Schaltvorgänge) extrem kurz (ca. 2 Sek.) anläuft. -->Bruch der Speicher-Membran.
Dadurch wird die elektrische Pumpe bis hin zum Dauerlauf in den Misuse getrieben und verbrennt oder fällt vorzeitig wegen verschlissener Schleifkohlen aus. Parallel wird nur ein kleines und immer das gleiche Ölvolumen verdichtet und expandiert, so das ein Abtransport der hydraulischen Verlustleistung in weitere Bereiche zur Abkühlung unterbleibt. Das Hydrauliköl wird immer weiter aufgeheizt.
Nachforschungen indizieren, dass die Temperatur des Hydrauliköles per Modell überwacht wird. Knapp über 130°C erfolgt eine Sicherheitsmaßnahme in Form eines Notlaufes per Leerlauf um das System zu schützen. Darüberhinaus wird ein Zähler im Speicher für jedes Starten des Notllauf-Programms bzw. jedes Übertemperaturabschalten hochgezählt und läßt sich im Nachhinein auslesen (z.B. MultiECUScan).
Nun meine Kritikpunkt an die Kollegen in Italien: Temperaturen können physikalisch limitiert niemals springen. Es bleiben etliche Sekunden bis die Temperatur den kritischen Wert von 130°C erreicht. Eine Vorwarnung des Fahrers (ohne Notlauf) einige 10°C unterhalb dieser Schwelle kostet wenige Zeilen Software Code, also praktisch nichts. Das ist doch nun wirklich keine rocket science, auch nicht in Italien !
Der Gewinn an Sicherheit für alle wäre erheblich.
Ja, die Automobilwissenschaftler haben festgelegt, dass das angeblich nicht sicherheitsrelevant ist und auf der gültigen ASIL-Norm (automotive safety integrity level) nur mit der niedrigsten Einstufung (QM) gehandhabt wird. Aber Stand der Technik ist eben mehr.
Fortsetzung Teil 2
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