Hallo,
dass wir mit unserem Kastenwagen ein halbes Jahr bis Indien unterwegs waren, habe ich ja hier schon mitgeteilt. Nunmehr haben wir Haus und Hof wieder soweit in Schuss, dass ich Zeit finde hier ein wenig mehr von unserer Reise zu veröffentlichen.
Dazu nachstehende Startinfos:
Ich habe alle 14 Tage per e-mail an unseren Verwandtschafts- und Freundeskreis berichtet, so dass sich alle einen Eindruck unserer Erlebnisse machen konnten. Diese Berichte wurden nur in Textform gegeben, Bilder unserer Reise zeigen wir erst jetzt mit Beamer und beim Grillen.
So möchte ich es auch jetzt handhaben. Ich werde nicht alle 13 Berichte auf einmal öffentlich machen, sondern dies so im Wochenabstand tun. So kann jeder, der seinen Spaß an dieser Reise hat, kommentieren und so hoffe ich, mit Spannung dem nächsten Bericht entgegensehen.
Bilder zeige ich gerne bei den Treffen, in der Regel werden wir einen Beamer dabeihaben. An dem Treffen bei Werder werden wir ja das erste Mal an einem Kastenwagentreffen teilnehmen, wir sind schon gespannt auf neue Bekanntschaften.
Teilnehmer:
Alexandra und ich mit Fiat Ducato Kastenwagen
Dietrich (alleinreisend) mit Fiat Ducato Kastenwagen-Hochdach
Hotte(alleinreisend) mit Mercedes Vito Und Dachzelt
Und nun der Bericht 1:
05.11.2010 Tag 14 Km 5.024 N 36.98055 E 050.57377 Höhe -28m NN
Bericht 1
Hallo,
nun sind wir zwei Wochen unterwegs. Wir sind am Kaspischen Meer, herrlicher Sonnenschein, Stimmung ist gut.
Aber der Reihe nach:
Wir fuhren bei herrlichem Sonnenherbstwetter los, übernachteten das erste Mal noch in Deutschland, an der Grenze zur Tschechien, und hatten am nächsten Morgen das erste Problem. Der Kaltwasserschlauch zur Nasszelle, direkt am Heizungsschlauch verlegt, hat sich durch die Heizung aufgewärmt, das Wasser dehnte sich aus, und welch ein Ärger, er platzte. Pfusch von Knaus. Zum Glück haben am Sonntag die Baumärkte bei den Tschechen auf, so dass ich alles zur Reparatur kaufen konnte. Die Bastelei war mühsam, aber es hat geklappt. Von nun an halten wir das Wassersystem drucklos, wenn die Heizung läuft (Hahn offen, Pumpe stromlos).
Die Reise durch Tschechien, Ungarn, Serbien, Bulgarien und die Türkei fand überwiegend im Regen statt, so dass wir keine Lust zu langen Pausen hatten. Wir haben Ankara ausgelassen und sind weiter nördlich gefahren. Die Straßen in der Türkei sind fast durchgehend vierspurig, bzw. im Bau, dann allerdings katastrophal. Unsere Schlafplätze waren alle o.k., einmal hat uns, schon weit in Anatolien, die Polizei „umquartiert“. Nett und freundlich, sehr um unsere Sicherheit bemüht.
Und als wir in Anatolien so schön weit oben waren, so etwa bei 1.800 m, es lag Schnee, er fiel auch noch leicht, fuhr Hotte in ein Schlagloch, mit der Folge einer doppelten Reifenpanne. Links beide Räder. Sch….! Da er zwei Ersatzräder mithat, also Radwechsel. Und nun, wie schön, können wir sehen, dass beide Felgen hin sind. Er braucht also zwei neue Kompletträder.
Die nächste größere Stadt, Erzincan, -ich liebe die Türken- bot Rettung. Ein freundlicher Mensch an einer Tankstelle begriff unser Problem, telefonierte und fuhr zunächst mit uns zu einem Reifenhändler. Dort fassten wir zwei Continental-Winterreifen, nagelneu; dann ging´s zu einer Werkstatt und irgendwie trieben die zwei neue, wenn auch gebrauchte, passende Felgen auf. Dann Montage. Auswuchten konnten sie auch, auf Sonderwunsch.
Das Ganze kostete uns etwa vier Stunden und Hotte 225,00 €. Und wir waren zufrieden. Die Hilfsbereitschaft der Türken ist toll. Nicht nur bei dieser Gelegenheit.
Die Reise ging weiter, bei Dogobayazit der Berg Ararad, Noah war gerade nicht da, in herrlichem Sonnenschein.
Dann die Grenze zum Iran. Wir kannten den Übergang ja schon von der Chinareise. An sich kein Problem, Personenpasskontrolle, Carnet fürs Auto. Ein Iraner nahm sich unser an, ungefragt und ungebeten. Wir ahnten da schon, was vielleicht noch kommt. Die Abzocke und sie kam: Der letzte Stempel auf einem Laufzettel. Schon nach der Grenze, am Stadtrand gibt´s noch ´ne Bude, wo in einer Liste das Auto eingetragen wird. Dann gibt´s den Stempel und hundert Meter weiter gibt man den Laufzettel ab. Dann ist man im Iran. Aber wenn der letzte Stempler bockig ist und ´nen schlechte Charakter hat und Freunde, denen es auch allen so schlecht geht, dann gibt´s den Stempel nur gegen Bares. Mit der Begründung, wir dürften in den Iran nur mit an der Grenze gekauften Dieselkreditkarten fahren, wollten sie zunächst für ca. 1.000,00 € pro Fahrzeug die Weiterfahrt ermöglichen. Naja, am Ende erwarben wir pro Fahrzeug für je 200,00 € Dieselkarten für je 200 l. Inzwischen wissen wir, die Karten sind auch zweihundert Liter wert. Allerdings kosten hundert Liter Diesel im Iran eigentlich nur 11,00 €. Aber was soll´s, Mit der Polizei hätten wir das Problem sicher lösen können, aber Aufwand und Nutzen!
Jedenfalls sind wir im Iran. Und es bestätigt sich unser Eindruck von der Chinareise. Wir werden zwar viel begafft, schließlich sind wir in Gegenden unterwegs, wo wohl kaum viel individuell reisende Westeuropäer auf Reisen sind, aber wir werden ständig gefragt, wo wir her sind und nach der Antwort mit „Welcome“ begrüßt.
Zwischendurch habe ich mal bei einem Halt vergessen den rechten Mittelfinger beim Türzumachen aus der Tür zu nehmen, so dass er bis zum halben Fingernagel drin blieb – wat hat det wehjetan – aber ich bin dank der medizinischen Betreuung meiner Alexandra auf dem Weg der Besserung.
In der Nähe von Ardabil wollten wir in einem Dorf übernachten. Großer Auflauf. Die versammelte Jugend mit Mopeds stand helfend zu Verfügung. Natürlich verstand kein Mensch Englisch, bis da plötzlich ein junger Ingenieur herangekarrt wurde, als Dritter auf einem Moped. Der sprach gut Englisch, die große Stunde von Dietrich nahte. Zunächst platzierte der Ingenieur uns vor der Villa seines Freundes, dann saß er denn ganzen Abend bei uns im „Wohnzimmer“ und schwätze mit uns. Sandi und Dietrich schwätzten fleißig mit und ich versuchte auch was zu verstehen. Aber da die beiden mir übersetzten, war ich nur mäßig hilflos.
Der nächste Tag brachte dann eine ungeplante Überraschung: Unser Ingenieur organisierte für uns zwei Betriebsbesichtigungen, zum einen eine Kartoffelzuchtfirma (oder wie heißt sowas richtig) und dann eine Mineralwasserfabrik, also eine Abfüllanlage. Dank der Übersetzungkünste meiner beiden Dolmetscher, könnte ich locker die Produktionsleitung beider Unternehmen nunmehr übernehmen! Wir wurden geradezu zu Profis geschult.
Es war hochinteressant, die uns das alles zeigten waren unglaublich freundlich und regelrecht herzlich zu uns. Die Wasserfritzen beglückten uns dann zum Ende mit ca. 30 Liter Mineralwasser und 6 mal 1,5 Liter Trinkjougurt. Nach einer Verkostung haben wir unsere 6 Flaschen Hotte gegeben, dem schmeckt sowas, uns eher nicht.
Dietrich hat die Pullen nach dem morgentlichen Aufstehen einem gerade aus seiner Hauseinfahrt kommenden Taxifahrer geschenkt. Der hat zwar zunächst verblüfft reagiert, aber nach Kontrolle der Haltbarkeit die Flaschen gerne genommen. Dietrich lehnte jegliche Bezahlung ab und begnügte sich nach der Art der Eingeborenen mit einer freundlichen Geste.
Südlich von Astara, Grenzübergang nach Aserbaidschan, wurden wir von der Polizei gesucht. Wie toll! Wir haben die Autos in einer Seitenstraße abgestellt und bummelten durch die Stadt. Schon auf dem Rückweg zu den Autos stoppte die Polizei uns, wollte gleich die Pässe sehen und forderte uns auf, zu den Fahrzeugen zu gehen. Und da war dann ein ganz Wichtiger. In Zivil. Der kontrollierte die Pässe, konnte aber nichts mit all den bunten Stempeln und Visen in unseren Pässen anfangen, telefonierte fleißig, wohl mit einem Colonel, und wurde irgendwann von einem pensionierten Polizisten (oder war er mal Lehrer) kräftig gemaßregelt, telefonierte weiter und hielt unsere Pässe fest. Zwischenzeitlich „durfte“ ich ihm meine Fotos zeigen und als sich mit Hilfe eines Iraners, der gegenüber wohnte und Englisch konnte, herausstellte, dass wir Deutsche sind, nicht aus Aserbaidschan kommen und weiter nach Pakistan wollen, bekamen wir unsere Pässe wieder und wir kutschen weiter.
Der Iran ist toll. Die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Alexandra wird von Frauen angesprochen, Männer dürfen das nicht. Mit Dietrichs Hilfe finden sich auch immer wieder Leute mit denen man Englisch kommunizieren kann. Und meine Alexandra wächst bei den Gesprächen dann auch über sich hinaus. Sie könnte ja sogar Russisch, aber das spricht hier wohl niemand.
Der Straßenverkehr ist ja bekanntlich ein wenig anders als bei uns. Mir macht das einen Höllenspaß und eigentlich fährt man genauso sicher wie zu Hause. Eben nur anders, wenn man weiß, wie´s geht.
Nach nun drei Tagen am Kaspischen Meer, geht´s morgen, spätestens übermorgen wieder ins Landesinnere. An Teheran vorbei, nach Qom.
Und in zwei Wochen schreibe ich wieder. Wann ich diesen Bericht allerdings abschicken kann, weiß ich noch nicht. Bisher habe ich noch kein Internetcafe o.ä. gesehen.
Herzliche Grüße von uns allen
Andreas