Marokko 2018

Nachdem wir 2014 schon einmal eine 3½-wöchige Tour durch Marokko unternommen hatten, eröffneten sich dieses Jahr für uns die Möglichkeit auch einmal 8 Wochen im Stück unterwegs zu sein. Die Entscheidung, wo es hingeht, fiel uns nicht schwer: ins Warme! Die Abfahrt in der 1. Märzwoche aus der Mitte Deutschlands gestaltet sich witterungsbedingt schwierig.
Unser Außenwasserhahn am Haus kann bei -9° Tagestemperatur zur Fahrzeugbetankung nicht in Betrieb genommen werden. Wir bummeln eine Woche durch Frankreich und Spanien. Am siebenten Tag sind wir in Algeciras auf der Fähre.

Der Grüne Norden Marokkos empfängt uns feucht und regnerisch

Wir treffen gleich am 2. Tag eine junge Südkoreanische Familie, die mit Ihren Hyundai-Selbstausbau ein Jahr unterwegs sein wollen. Ihr Weg führte sie mit dem Schiff von Korea nach Wladiwostok, dann über Moskau, St. Petersburg durch Finnland nach Norwegen zum Nordkap, dann über Schweden und Dänemark nach Berlin und München, durch Frankreich und Spanien nach Marokko.

Wir besuchen betriebsame Städte.....

und einsame Dörfer.

Ein fünfbeiniges Pferd versperrt uns den Zugang zu einem lauschigen Standplatz am Strand.

Fortsetzung folgt.....

Die richtungsweisende Beschilderung stellt immer wieder eine Herausforderung dar. Ist das die richtige Abfahrt?

Müssen wir hier rechts, oder links?

Auch sonst ist einiges gewöhnungsbedürftig:
Wer zuerst die Nerven verliert, muß von der Straße runter in den Dreck.

Manche Verkehrszeichen erschließen sich trotz fremdartiger Beschriftung sofort:
Auf manchen werden ganze Tiergeschichten erzählt, die wir nicht so richtig verstehen:
Irgend ein Märchen mit den 17 Stadtmusikanten.

Aha, deshalb:

Wir haben geplant, dieses Mal bis Mauretanien zu fahren. Die auf der N1 angezeigten Entfernungen machen schon nachdenklich, aber wir haben ja Zeit.

Ab Tan Tan und El Ouatia haben wir mit enormen Wind zu kämpfen. Nach El Ouatia ist die N1 neu ausgebaut, aber man kann wegen des Sturmes nicht schnell fahren und da wo Sand ist, ist dieser auch in Bewegung.
Am Meereseinbruch von Sidi Akhfennir mache ich nur einen sehr kurzen Versuch auszusteigen um zu fotografieren. Man kann die Kamera fast nicht halten. Wir treffen jemanden, dem ist die Fahrertür an seinem Mercedes 309 um 180° herumgeschlagen und nun läßt sie sich nicht mehr schließen.

In Tarfaya stellen wir uns in der Stadt zwischen das Museum Antoine de Saint Exupéry und einem hohen Verwaltungsgebäude. In der Stadt ist man daran, die teilweise hüfthohen Sandverwehungen von den Straßen mit Radladern aufzunehmen.
Hier an der Atlantikküste ist ja immer ordendlich Wind, aber dieses Jahr läßt das kalte Atlantikwasser das thermischen Gebläse auf Hochtouren laufen. Wir checken die verschiedenen Wettervorhersagen. Für die nächsten 7 Tage ist für unsere geplante Strecke zwischen Tarfaya und Dakhlar mit durchweg bedecktem Himmel, mit Nebel und mit Windgeschwindigkeiten tagsüber mit 70 bis 100Km/h zu rechnen. Das brauchen wir nicht, und wir beschließen schweren Herzens umzukehren um von der Atlantikküste wegzukommen.
Im Landesinneren sieht das Wetter wieder besser aus.

Wir setzen uns für ein paar Tage in eine Palmoase und machen erst mal gar nichts, genießen nur die Ruhe und das schöne Wetter.

Wir nehmen ein Angebot an, mit hinauszufahren zu den großen Kamelherden in der Wüste. Ein über 40 Jahre alter Landrover ist unser Gefährt hierfür.

Danke, wenn ich Zeit habe, geht es Stück für Stück weiter

Zitat von göll mountain

Wo ist denn diese Palmoase, wo ihr in paar Tage gestanden seid?
Martin

Das ist die Oase Tighmert ca. 15km südlich von Fask

Besonders interessant ist für uns immer wieder das Einkaufen auf den Märkten in den kleinen Städte und Dörfern.Hier der Viehmarkt von Guelmim
Vom Ursprung bis zum Endprodukt ist hier alles erhältlich, und garantiert Freilandhaltung. Wir entscheiden uns dieses Mal für Ziege.
Und dazu noch ofenwarmes frisches Brot,
Gewürze,
und Gemüse:
Nachdem wir uns die letzten Tage mit z.B. Kameltajine und Lammspießchen haben bekochen lassen, bereiten wir nun mal wieder selbst zu.

Von dem frisch aufgebrühten Zucker haben wir unzählige Gläser genossen.
Als wir weit im Süden an einem abendlichen Lagerfeuer zu Gast waren, wurde die Runde nach jedem Glas frisch Aufgebrühtem sichtbar fröhlicher. Auch wir bemerkten an uns eine zunehmende Lockerheit. Am nächsten Tag fragten wir, wozu täglich jemand die frischen Triebe der kleinen Sträucher neben unserem Auto abernte. Ja, das sei das Kraut, das mit dem Tee zusammen aufgebrüht wird, aber nur abends, oder wenn es sehr kalt ist!

Am Souss:

und im Draa-Tal:

Auf kleinen Straßen durch den Antiatlas:

zu magischen Plätzen:

und der Aufstieg zu einer Speicherburg:

Irgendwie ist das bei mir etwas ins Hintertreffen geraten. Es sind gerade tausend Sachen gleichzeitig zu erledigen und jetzt am Wochenende waren wir beim Marokkofahrer- und Wohnbustreffen bei Aicha und Reinhard Schatz in der Rhön. Als wir auf unserer Tour das Anwesen der Fam. Schatz in Marokko besuchten, hatten die beiden uns zu diesem Treffen eingeladen. Vom Freitag bis Sonntag bei netten Gesprächen, Fotos rumreichen und Lamm am Spieß kam echt Marokkofeeling auf.
Nun will ich noch weiter im Fotoarchiv der diesjährigen Tour kramen: Auf Lehmpiste....

oder verwunschenen, verwucherten Wegen.....

....geht es zu traumhaften Übernachtungsplätzen

Mit klarem Nachthimmel....
Verdammt, der Stein, der da gestern Nacht noch oben auf dem Felsen war, liegt nun neben unserem Auto....

.....und mit neugierigem frühmorgendlichem Besuch

Hab ich doch tatsächlich schon 2 Fotos doppelt eingestellt, obwohl ich die Auswahl aus 1800 habe.

Uns beeindruckte immer wieder die Phantasie, die entwickelt wird, um Markteinkäufe nach Hause zu transportieren:
Einen Moment lang glaubten wir nach unserem Marktgang in Teluét, dass auch bei unserer blauen Zitrone schon aufgeladen wird:

Die Straßenmärkte in kleinen Ortschaften engen den Verkehrsraum der zumeist einzigen Straße schon ein wenig ein, und Marktstände und Publikum müssen ein wenig rücken, wenn man durchfahren will. Da ist es günstig ein "Räumfahrzeug" voraus zu haben:

Langsam machen wir uns aus dem Süden wieder auf in Richtung Europa. Durch das Draa-Tal...

Kommen noch zufälligerweise in die internationale Marokkorundfahrt: und ein Berber-Musikvestival:

...durch das Asif Ounila-Tal:

...die fast vegetationslose Südseite des Hohen Atlas empor:
...und die grüne Nordseite hinunter, Marrakesch entgegen

Marrakesch empfängt uns mit heftigen Regengüssen. Der Jamaa el Fna steht teilweise knöcheltief unter Wasser:

Mit der Atlasüberquerung bei strahlenden Sonnenschein gestern hatten wir Glück, heute ist die Schneefallgrenze auf 1500m gesunken, und das Mitte April. Wir treffen die nächsten Tage immer wieder Leute die an diesem Tage oben festgesteckt haben.
Wir verbringen noch enige Tage auf dem Anwesen der Familie Schatz:
....und fahren weiter zu den Wasserfällen von Ouzoud:

Hallo Mariechen,
ja, es ist einfach und unbeschwert. Wenn man die etwas andere Mentalität der Menschen akzeptiert und sich selbst ein paar Regeln auferlegt, die eigentlich überall zu beachten sind.
Es gibt Infrastruktur für Wohnmobilisten inzwischen auch in entlegenen Gegenden, zwar nicht immer nach mitteleuropäischen Maßstäben, aber in jedem Fall ausreichend. Das schöne jedoch ist, man kann im Prinzip überall auch frei stehen. Man sollte jedoch, wie sonst auch, den Dunstkreis großer Städte meiden.
An touristischen Hotspots muß man schon vertragen können von aufdringlichen Händlern belästigt zu werden und in den engen Gassen des Souks von Marrakesch wird sicherlich öfter mal in die prallen Taschen von uns Touristen gelangt.
Da wo Marokko in unseren Augen am schönsten ist, in den kleinen Städten und Dörfern, im Atlas und Antiatlas, in der Wüste, erstaunt immer wieder die enorme Gastfreundschaft, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit der Menschen.
Und etwas ist uns immer wieder aufgefallen: Der große Stolz der Menschen, selbst in den entlegendsten Dörfern, auf Ihr Land Marokko.