Norwegen - kreuz und quer durch den Südwesten

  • Die erste größere Fahrt mit unserem Vantourer liegt hinter uns. 3 Wochen etwas sprunghaft unseren Ideen und dem besseren (?) Wetter hinterher durch den Südwesten dieses großartigen Landes. Einen Reiseplan hatten wir nicht, nur ein paar Ideen und Wünsche, eine Straßenkarte, Reise-, Wander-, Kletter- und Sprachführer. Die Planlosigkeit sieht man wohl auch auf der schlussendlich gefahrenen Route.



    Ideen und Wünsche waren: Kjeragbolten auf jeden Fall, dann bei passablem Wetter Preikestolen und Trolltunga jeweils mit Übernachtung, eine 3-tägige Wanderung in der Hardangervidda, Klettern bei Kristiansand und im Setesdal, evtl. nach Bergen, Abschluss im Nissedal. Gebucht waren Fähren Hirtshals - Kristiansand und Langesund - Hirtshals.



    Erste Zwischenstation war jedoch Lübeck. Einen vollen Tag hatten wir für diese Stadt, die etwa auf halber Strecke zum Fährhafen liegt, eingeplant.



    Zwei Tage später sind wir am südlichsten Punkt Norwegens angekommen, am Lindesnes Fyr. Der dortige Womo-Platz war ziemlich voll. Aber Landschaft und Museum dort lohnen sich.


  • Die ersten Tage sind sehr erholsam. Mit das erfreulichste in Norwegen: Die entspannte Situation auf den Straßen. Meist eng, kurvig, wenig Verkehr, keiner hat's eilig, kein Drängeln, sowieso darf man meist nur 50 - 70 fahren, wenn's hoch kommt, auch mal 80. Und alle halten sich dran. Sehr lässig. Wetter passt auch, Sonne, Strand, Fels.



    "Badeplatz" Havika. Wasser allerdings 14 °C.




    Klettern bei Tjøm


    Dann, pünktlich zur ersten Wanderung im Sirdalen, Regen und fallende Temperaturen.



    Nette Begegnung mit einer Kreuzotter. Schönes Tier.

  • Inzwischen hatten wir uns mit Anne und Matthias getroffen, zwei Jugendfreunde. Das Setesdal ist die nächste, diesmal gemeinsame Station. In einem Seitental unterhalb des Løefjell, an dessen Granitwänden wir auch kletterten, hatte Matthias schon im Vorfeld einen schön gelegenen Platz am Flussbett gefunden.






    Leider finden Myriaden von Gnitzen den Platz auch toll und so fahren wir nach einer Nacht weiter ins eigentliche Setesdal auf den Campingplatz. Bilder vom Løefjell gibt es später. Wir haben ihn nämlich bei besserem Wetter nochmals aufgesucht.



    Hier erste Revision eines verbreiteten Vorurteils: So teuer ist Norwegen gar nicht. Jedenfalls nicht die Campingplätze.

  • Weiter geht es Richtung Dalen in der Telemark, dort Wanderung, Stabkirche, Freilichtmuseum.... Fotos erspare ich euch. Temperatursturz, abends und morgens hat die beste Ehefrau von allen ihren Daunenmantel an. Auch am Nachmittag kaum zweistellige Werte. Wetter soll nun überall schlecht sein - dann isses ja egal, wohin. Also zum Kjerag, einem der Pflichtziele. Die Fahrt führt durch hochsommerliche Landschaften.



    Am Øygardstølen, dem Ausgangspunkt zum Kjeragbolten, angekommen - Dauerregen, Nebel, 10 Grad. Wollen wir? Ja, besser als im Kasten hocken zu bleiben.



    Der Nebel verzieht sich bald bzw. wir steigen aus den Wolken.



    Vorteil: Es gibt keinen Andrang am berühmten Klemmblock. Der Blick auf den fast 1000 m tiefer liegenden Lysefjord ist wirklich beeindruckend. Ein Boot fährt durch .... nee ... ein Schiff. Da sind sogar Autos drauf.



    Auf dem Rückweg kommt sogar die Sonne raus. Aber nur kurz und der weitere Abstieg wird etwas spannend. Teilweise nur 15 Meter Sicht.



    Auf dem Parkplatz angekommen suchen wir unseren Kasten. Man sieht nun kaum noch was. Aber wir finden ihn :)



    Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz oberhalb des Øygardstølen, da der Campingplatz in Lysebotn aufgrund eines Basejumper-Festival voll belegt ist. Tolle Aussicht (die man zwischendurch mal kurz sah).

  • Jetzt geht's doch etwas durcheinander - kein Wunder bei der Route. Zurück aus Dalen und vor der Fahrt zum Kjerag nutzen wir ein kurzes Schönwetterfenster zum Klettern am Løefjell , dem wohl lohnendsten Kletterziel im Setesdal.




    3. Seillänge einer Route, deren Name mir gleich wieder entfallen ist - man wird doch älter ...
    Kaum zu glauben, dass wir am Tag danach nass wurden und froren. Und zwar richtig.

  • Die nächste Fahrt führt uns an eine Badebucht im westlichen Teil des Lysefjordes. 35 km Luftlinie sind es ... wir benötigen 5 Stunden, nicht zuletzt durch eine Straßensperrung mit weiträumiger Umleitung. Bleiben? Wetter ist schlecht, weiterhin Regen, trüb, kühl. Der Wetterbericht verspricht eine Regenpause ab dem späten Abend bis zum Vormittag - also abends auf zum Preikestolen! Gegen 20 Uhr am Parkplatz angekommen fahre ich auf die Schranke zu, sie öffnet sich, wir also rein. Es schifft wie Hölle. Was machen? 2 Stunden mit Zeltgeraffel in diesem Wetter auf den Preikestolen laufen und das Zelt bei Dunkelheit im strömenden Regen aufbauen? 200 NOK zahlen, wieder rausfahren und sich diesen Krampf sparen?


    Wann kommen wir wieder her? Eben. Also Rucksäcke packen und um 21:15 Uhr los.


    Das Wetter ist so besch ...eiden, dass ich die DSLR im Rucksack lasse. Daher nur ein Handy-Foto:


    Aber: schon um 21:30 hört es auf zu regnen, es tröpfelt nur noch. Es lohnt, die Kamera vorzuholen




    Die erste Aussicht auf den Preikestolen, den wir gegen 23 Uhr erreichen:


    Es sind noch zwei Verrückte, die hier, jeweils solo, ihr Zelt aufgebaut haben. Einer streckt zur Begrüßung kurz den Kopf raus: "Fantastic view, isn't it?"

  • Der Zeltaufbau gestaltet sich etwas schwierig. Schräger Fels oder sumpfiges Gras? Wie weit sollte man bei dieser Sicht Richtung Abgrund (604 m bis zum Fjord)? Wo halten Zeltnägel? Aber es geht. Die Nacht ist eher ungemütlich, kalt (eine Leichtluftmatratze ist bei 3-4 °C nicht der Hit), aber weitgehend regenfrei. Etwa um 5 schäle ich mich aus Schlafsack und Zelt.




    Nur einige Minuten zeigt sich die Sonne. Um 5:30 Uhr ist sie wieder weg.




    Leider ist es windstill, was diese Dreckviecher von Gnitzen sehr zu schätzen wissen. Daher ein gerafftes Morgenprogramm: Fotografieren, Kaffee kochen, Zelt abbauen, packen und weg. Um 8:30 sind wir wieder im Kasten. Es regnet in Strömen.

  • Beeindruckende Bilder und auch spannend zu lesen – vielen Dank bisher schon mal.
    Ich war vor 20 Jahren auch einmal für 3 Wochen in Norwegen unterwegs. Damals noch mit einem umgebauten Bedford Blitz, welcher sich noch mit Zwischengas schalten lies und schon eine Oldtimer-Zulassung hatte.Wir hatten glücklicher Weise ein Zeitfenster erwischt in welchem es tatsächlich innerhalb der 3 Wochen nur hin und wieder mal kurz geregnet hatte – sogar Bergen in der Sonne erlebt.
    Heute bin ich jedoch zum Warmduscher mutiert und bewundere deinen Beitrag vom bequemen Stuhl aus und würde auch schon gerne aber getraue mich nicht ob der Wahrscheinlichkeiten des dortigen Klimas … da besuche ich dann lieber eure Heimat, die Toskana von Deutschland und trinke eine Weinschorle auf Abenteurer wie euch …weiter so freue mich auf noch mehr Eindrücke …

  • Danke für diese Rückmeldung. Tja, ein so richtig gutes Wetter hatten wir nicht. Siehe dazu die nächste Episode....


    Das Wetter bleibt .... nun ja .... es lässt Raum für Verbesserungen. Das richtige Wetter also für einen Fahrtag. Es geht vom Campingplatz Preikestolen bis nach Kinsarvik an einem Seitenarm des Hardangerfjorden. Mit der Fähre über Fjorde, durch Tunnel, über Berge, u. a. auf der R520, deren Befahrung sehr lohnend ist. Wasser überall. Von oben, von unten, von der Seite ... mehrmals fühlen wir uns wie in einer Autowaschanlage, weil neben der Straße herabstürzende Wasserfälle diese mit ihrer Gischt einhüllen. Mehrere Fälle unterwegs gelten als Touristenattraktionen, u. a. der bekannte Latefoss. Wir steigen immer nur kurz aus. Immerhin wird man bei der Weiterfahrt wieder einigermaßen trocken.



    Auf den höchsten Bergpassagen des "Saudavegen" liegt etwas Neuschnee aus der vergangenen Nacht.




    Am Campingplatz in Kinsarvik angekommen, sagte der Betreiber, Bergen hätte heute einen neuen Rekord aufgestellt. Es war der 26. Juni - und an jedem Junitag hatte es geregnet. Am späten Abend dann ein Hoffnungsschein über den Bergen des Folgefonna.



    Der morgige Tag soll einigermaßen trocken werden, evtl. sogar etwas Sonne. Wir wollen die bekannte Wasserfallwanderung ab Kinsarvik machen, eine kurze Unternehmung, die man auch bei unsicherem Wetter angehen kann. Und die Wasserfälle sollten ja gut bestückt sein.

  • Da ist man doch froh, wenn man keinen Hund dabei hat, der einen Spaziergang fordert ;)
    Toller Bericht, wunderschöne Fotos. Wenn wir Norwegen nicht ohnehin schon fest für nächstes Jahr geplant hätten, würden wir das spätestens jetzt tun!

    Viele Grüße von Steffi & Co. 2 Menschen und 2 kleine Hunde im Wingamm Oasi 540 Tour auf Ducato 2,3-160, Bj. 2019.

  • Ja, unsere beiden Hunde blieben zuhause bei Töchterchen. Es wäre mitunter zumindest herausfordernd gewesen. Aber wir hatte auch tolle Tage. Die Bergener mussten nämlich dann die Hoffnung begraben, dass sie einen Rekord-Juni mit ausschließlich Regentagen bekommen. Ab dem 28. war das Wetter sogar meist gut :)

  • Sehr schöner Bericht.


    Ich fahr im August auch (wieder) zum Klettern nach Norwegen. Wart ihr eher alpin unterwegs oder Sport? Hast du bis auf Løefjell noch mehr Empfehlungen?


    Gruß Maximilian

  • Klasse Bericht eurer Weißnichtwowiralsnächsteshinfahrensollen-Tour :)
    ABer ist doch auch egal: EInmal hin, einmal zurück und ihr habt eh zwei grundunterschiedliche Perspektiven.
    Und "Wetter" ist ja auch nicht immer gleich.
    Mehr an "[W]irrfahrkilometer" braucht es in einem Urlaub nicht, wenn man nicht nur fahren sondern auch sehen und erleben will


    *Respekt vor dem Fotografen und seiner Kunst wie auch seiner Geduld-auf-Lichtblicke*

    Ralph.
    ________________________________________________________
    Knaus BoxStar Road, L.5,41m, Fiat 2,3L 130PS Multijet, Bj. 2015, Raumbad

  • @Maximilian: Wir waren nur sportkletternd unterwegs. Zwar hatten wir das komplette Equipment mit Cams und Keilen dabei, aber ich habe nur einmal nen Cam gelegt - mit Ausnahme der Verschneidung, die ich auf dem ersten Kletterbild dieses Berichts klettere, die ist nämlich clean. Zudem war das Klettern nur Beiwerk, im Vordergrund standen ausgedehnte Wanderungen. Løefjell Empfehlung? Nun ja, wenn man Platten mag. Generell ist das eher nicht so mein Ding, ich hab's lieber strukturierter und steiler - oder eben Sandstein, da mag ich auch Platten. Übrigens sind für das Setesdal 2x60 m Pflicht. Restefjell soll auch gut sein, steht aber nur so im Setesdal-Führer von PB; wir waren nicht dort. Geklettert sind wir noch im Süden Nähe Mandal (s. o.) und an einem zufällig gefundenen Fels im Umland von Bergen. Den eigentlich gesuchten Fels haben wir nicht gefunden ....


    Nissedal sieht toll aus, erinnerte teilweise ans Yosemite, aber da ist es derzeit schwierig (zumindest in D) an Literatur heranzukommen. Der Telemark-KleFü von Götz Wiechmann ist leider vergriffen.

  • Den eigentlich gesuchten Fels haben wir nicht gefunden ..


    War es ein regensicherer, stark überhängender Fels gewesen ist den du gesucht hast: Da war ich schon mal.


    Ist fast mitten in der Stadt und beim Zustieg läuft man durch einen Garten (was aber so gedacht ist und von den Anwohner wohl auch toleriert).


    Ich hab über ne FB Gruppe so ziemlich alle Führer bekommen die es gibt - leider vieles auf norwegisch. Aber mit google translate und der Schrifterkennung klappt auch das einigermaßen. Zumal die Übersetzungen in meinem Telemark Führer sowieso mehr wie falsch sind.


    Ich will mir dieses Jahr auf jeden Fall mal die Tour am Gygrestolen anschauen.


    Gruß

  • War es ein regensicherer, stark überhängender Fels gewesen ist den du gesucht hast: Da war ich schon mal.


    Nee, wir waren bei Telavåg schon richtig, das ist einiges südlich von Bergen. War knapp daneben, wie ich nun feststellte.

  • Schöner Bericht vielen Dank dafür

    Gruß Flo
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