Provenzalische Reise

  • Das so betitelte Buch fiel mir gerade wieder in die Hände und erinnerte mich daran, dass einige unserer Reisetagebücher noch nicht aufgearbeitet sind.
    Diese 1978 in Leipzig erschienene Reisebeschreibung von Fred und Maxie Wander, einem österreichischen Schriftstellerehepaar, das seit den fünfziger Jahren in der DDR wohnte, nährte damals mein Fernweh. Das der Band, wie der Stempeleintrag beweist, 1980 von mir aus der hiesigen Bibliothek entliehen wurde, aber den Weg zurück nie wieder fand, dürfte inzwischen verjährt sein.
    Jedoch so komfortabel im eigenen Auto und mit österreichischen Reisepässen ausgestattet wie die Verfasser konnten wir zu diesen Zeiten nicht unterwegs sein. Die Art des Reisens und die Destinationen unterschieden sich doch gewaltig. Erstens aus Mangel an Geld und zweitens hatten wir die falsche Staatsangehörigkeit oder auch umgekehrt.
    Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger standen wir immer mal wieder mit dem Daumen im Wind an den Straßen nach Prag und Budapest um unser Fernweh zu stillen. Die grundlegende Richtung sollte sich erst 1990 ändern.


    Seitdem haben wir nun auch in den vergangenen dreißig Jahren einige Male Frankreich, von den Alpen bis zu den Pyrenäen und vom Atlantik bis zum Mittelmeer, recht ausgiebig bereist, auch die Provence. Im September 2019 haben wir uns entschlossen über vier Wochen nicht nur unsere eigenen Spuren dort zu verfolgen, sondern auch die über vierzig Jahre alten der beiden DDR-Österreicher.



    Da ja nun auch unsere Reisetätigkeit zum Erliegen kam, ist das die Möglichkeit, auch bisher liegengebliebene Aufzeichnungen, die mein allerliebstes Eheweib handschriftlich seit längerem schon von allen Touren macht, endlich aufzuarbeiten. Zu den jeweiligen Fotobüchern entsteht auch immer ein Textband mit den Denkwürdigkeiten der Reise.


    Parallel dazu werde ich als Nebenprodukt jetzt ab und an Einiges daraus in gekürzter Form hier im Forum einstellen um mitzuhelfen die Nichtreisezeit, weshalb ja auch aktuelle Tourberichte nicht verfügbar sind, erträglicher zu gestalten. Wir möchten euch mitnehmen vom Jura an die Durance, durch die kleinen Dörfer des Luberon und der Alpilles bis an die Küste......

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:
    Reisebericht Georgien, Reisebericht Moldawien, Reisebericht Albanien, Marokko, Türkei, Norwegen, Rumänien, Frankreich, Polen, Baltikum und andere mehr

  • Mittwoch, 4. September 2019.
    Hier, bei uns im Werratal scheint es, sind die letzten Sommertage angebrochen, nachts wird es schon richtig kalt, deshalb suchen wir Sommerverlängerung und starten heute in den Süden.
    Bis Fulda fahren wir noch im Nebel, nach Frankfurt ist es schön sonnig und wir beschließen kurzer Hand, nach Hirschhorn zu fahren, um am Neckarufer den sonnigen Resttag zu genießen. Wir fahren von der Autobahn ab und über kleine kurvige Odenwaldsträßchen nähern wir uns Hirschhorn. Hier ragt ein kleiner Zipfel Hessen bis an den Neckar. Vor einiger Zeit waren wir schon mal hier. Der Wirt von der Kneipe „Zum Ätsche“ in der man den Stellplatz bezahlt, hat Frank sofort wiedererkannt. Jetzt sitzen wir mit unseren Stühlen vorm Auto in der Sonne am Wasser. Später laufen wir in den Ort und essen lecker Abendbrot. Als wir wiederkommen, ist es immer noch warm genug, um noch länger am Ufer zu sitzen.


    Donnerstag, 5. September 2019.
    Wir kommen spät los, halten uns fern von der Autobahn entlang kleiner Straßen nach Süden. Später dann doch noch ein Stück A5 um den Kaiserstuhl herum. Da wir auf der Suche nach einem neuen Reisefahrzeug sind, steuern wir ein Gewerbegebiet im Umland Freiburgs an. Leider stehen wir beim Pössl-Händler vor verschlossenen Türen. Im Freigelände jede Menge Neufahrzeuge. Jedoch ist sonst alles dunkel und verschlossen. Kein Hinweis erhellt diese Sachlage. Es ist zur Zeit Caravanmesse in Düsseldorf, reimen wir uns zusammen, es könnte sein, dass alle dorthin ausgeflogen sind.
    In Opfingen finden wir einen Schönen Platz in den Weinbergen, um unser verspätetes Mittagessen einzunehmen. Ein Kleiner Spaziergang danach und wir fahren weiter nach Breisach.
    Auf dem Parkplatz zu Füßen der Stadt sind die Plätze mit Rheinblick schon belegt. Die blaue Zitrone stellen wir etwas abseits und steigen die Treppen zur Altstadt empor. Wir werden des Laufens müde und bald sitzen wir in einem gemütlichen Terrassencafé mit tollem Ausblick. Später schlendern wir noch durch die Einkaufsstraßen unterhalb der Altstadt. Frank kauft sich ein Paar schicke weiche Schuhe und wir setzen uns auf eine Liegebank am Rheinufer nahe dem Schiffsanleger. Vom dort vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiff stammen wohl die vielen Amerikaner, die uns in der Stadt auffielen.
    Zum Ausklang des Tages entstöpfeln wir eine Flasche Wein am Rheinufer.




    Freitag, 6. September.
    Gegen 9.°° Uhr sind wir schon in Neuf Brisach, einem pittoresken fast vollständig erhaltenen sternförmigen Festungsstädtchen. Unser Spaziergang führt uns einmal quer durch und auf dem Wall außenherum. Im farbenfroh bepflanzten Festungsgraben stehen lebensgroße Tierskulpturen.
    Der nächste Halt ist in Rouffach mit sehr alten bunten Häusern und einer Kirche mit einem Turm ohne Spitze. Mittag essen wir auf der Terrasse des Restaurants „Hexenkessel“




    Weiter führt unsere Tour entlang der Weinroute der Vogesen. Einen Halt mit Vollbremsung ergibt die Sichtung eines Ortseingangsschildes mit absoluter Namensgleichheit zu unserem Wohnort. Fast alle Orte hier klingen doch sehr deutsch.



    Nun geht es höher hinauf in die Berge mit einem kurzen Aufenthalt am Stausee Alfeld, auf der Straße jede Menge bunte Radsportwerbung, und bald darauf stehen wir auf einem Parkplatz kurz unterhalb des Gipfels Balon d’Alsace. Der Gipfel in der Höhe von 1250 m erweist sich als eine abgeflachte hügelige unbewaldete Kuppe. Franks neue Schuhe müssen sich bewähren, deshalb machen wir eine schöne Rundwanderung über den höchsten Punkt. Theoretisch hätte man von hier oben einen weiten Rundblick bis zum Mount Blanc, aber leider ist es bewölkt und diesig.



    Unterhalb an der Straße sind einige Restaurants, Herbergen und Souvenirshops, das meiste davon saisonbedingt schon oder noch geschlossen.
    Inzwischen ist es still und sehr kalt geworden. Wir sitzen drin bei Rammsteinmusik.

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  • Samstag, 7. September.
    Start ist schon um 8.°° Uhr, obwohl wir nicht so gut geschlafen haben. Etwas unterhalb des von uns genutzten Übernachtungsplatzes ist eine Berghütte, die anscheinend von deutschen Jugendlichen gemietet ist. Sie haben zwischen 2°° und 4°° Uhr im Pechfinsteren unter Gebrüll und Gesängen noch eine sehr langwierige und ohrenscheinlich auch verlustreiche Gipfelerstürmung vorgenommen.
    Auf fast verkehrsfreier Straße geht es in langgezogenen Serpentinen hinab. Über Baume-les-Dames an der Doubs kommen wir ins Jura. Auf kleinsten Sträßchen arbeiten wir uns in bizarre Felslandschaften vor. In Ornans machen wir Halt. Ein beschaulicher Ort im tief eingeschnittenen Tal der Loue. Die Häuser liegen direkt am Flussufer. Alte Wassermühlen mit ihren Wehranlagen sind zu sehen. Umgeben ist der Ort von hohen Kalksteinfelsen. Durch eine schmale, sehr steile, gerade noch so von uns befahrbare Gasse erreichen wir einen tollen Aussichtsplatz über den Häusern. Gerade mit dem Kauen unseres Mittagessens beschäftigt, können wir von diesem Platz aus an der gegenüberliegenden Felswand eine Gruppe von Kletterern beobachten, die sich an einem waagerecht gespannten Seil unterhalb der Abbruchkante bewegen.




    Ein Tal weiter in der Nähe von Nans-Sous-St.-Anne gibt es schon wieder jede Menge zu sehen. Hier hat die Natur im Karstgestein des Jura gleich mehrere eindrucksvolle Monumente geschaffen. Es soll dort sogar ein abgewrackter deutscher, inzwischen ehemaliger SPD-Politiker und Bundesbänker, genau wie Barbarossa im Kyffhäuser, im Fels hocken und auf seine Renaissance warten. Die Grotte Sarrazin entpuppt sich als wirklich gewaltiger Felssturz mit kirchturmgroßem Eingang, der sich dann allmählich zu einem mannshohen Loch verengt aus dem ein dünner Faden Wasser strömt. Von Thilo jedoch ist nichts zu sehen. Fotografieren ist vollkommen sinnlos, weil unser Taschenknipser nicht über ein solchen weiten Weitwinkel verfügt um die Dimensionen auch nur annähernd rüberzubringen. Nicht weit davon liegt die Source du Lison, eine der größten Karstquellen Europas. Nur schwächelt sie gerade nach dem trockenen Sommer 2019 .




    Der kurze aber steile Spaziergang zum Wasserfall Creux Billard enttäuscht dann ganz. Ein riesengroßes Loch im Karstgestein zur Zeit vollkommen ohne Wasser.
    Seit Jahrhunderten versuchen die Menschen hier im Tal die Wasserkraft zu nutzen. In der Taillanderie unweit des Kleinen Dorfes Nans-Sous-St.-Anne wurden mit Wasserkraft seit Generationen Sensen geschmiedet. Die Anlage war bis in die sechziger Jahre in Betrieb und ist nun, fast vollständig erhalten, ein technisches Denkmal. Am Einlass sagt man uns, wir könnten allein alles ansehen oder noch eine Stunde warten, denn dann beginne auch eine Führung mit Inbetriebsetzung der Maschinen. Da warten wir doch lieber. Die Führung ist natürlich in Französisch. Wir haben Glück, unter den Besuchern ist eine junge Französin, die perfekt deutsch spricht und uns anbietet, alles zu übersetzen, was wir dankend annehmen.




    Es ist beeindruckend mit welcher Präzision und Qualität hier Sensen und Werkzeuge freihandgeschmiedet gefertigt wurden. Die Musterbücher und Musterausstellung, sowie die Kontorbücher mit Eintragungen zum Export nach allen Ländern Europas und in die USA bezeugen dies.
    Wir lassen die Blaue Zitrone in der Nähe der Schmiede stehen, laufen noch einmal ins Dorf und verbringen dann eine sehr ruhige Nacht hier.

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  • Sonntag, 8. September 2019.
    Wir kommen nach dem heutigen Start nicht weit, genau bis ins Straßendörfchen Les Arsures und stehen inmitten eines großen Flohmarkts. So etwas lassen wir uns nie entgehen. Wir verlassen den Flohmarkt jedoch ohne Beutegut. Die für uns interessanten Stücke waren alle etwas größer. Das Ganze hat uns zwei Stunden gekostet, deshalb steuern wir bei Poligny auf die Autobahn um endlich ein paar Meter zu machen. Bei Ambérieu verlassen wir sie wieder. Als wir über die Rhone fahren, verpassen wir kurz darauf den Abzweig der N75 nach links und kommen nach Crémieu. Dort ist gerade Mittelaltermarkt, was schon weiträumig vorher durch Plakate bekanntgegeben wurde. Wir finden keinen Parkplatz, das ist eigentlich auch gut so, es wird uns diese schwere Entscheidung abgenommen, denn wir wollen ja weiter ins Warme. Ein Durchkommen ist im Ort jedoch auch nicht möglich, alles zugeparkt oder gesperrt und so fahren wir wieder ein Stück zurück um auf kleinen Straßen über La Tour-du-Pin und Voiron nach Grenoble zu gelangen.

    Nach Vizille steigt die Route Napoleon auf nur 7 km um 700 Höhenmeter an und das ohne Serpentinen als Rampe an der Bergflanke. Wir fahren durch die Wolkendecke und können einen Regenbogen von oben sehen. Leider ist kein vernünftiges Foto möglich, weil es auf der vielbefahrenen Straße keine Möglichkeit zum anhalten gibt. Unsere Touren führten uns schon mehrmals hier entlang. Die Wasserflächen hier oben bei Laffrey hielten wir immer für Stauseen. Das schauen wir uns nun näher an, und biegen ab. An einer Informationstafel werden wir eines Besseren belehrt: Es sind Endmoränenseen, Gletscherendseen, die zu einer Zeit entstanden als das Tal, in dem heute Grenoble liegt, mit einer über 1000 m starken Eisschicht bedeckt war. Auf einem schmalen Weg fahren wir auf der Moräne, wie wir nun wissen, auf die andere Seite des ersten Sees und lassen uns auf einer sonnendurchfluteten Campingwiese nieder. Schnell sind Stühle und Tisch aufgebaut. Kaum haben wir uns niedergelassen, kommt ein Wind auf und treibt die Wolkendecke von unten den Berg aufwärts über den See. Innerhalb von Minuten stecken wir in einem dichten Nebel und die Temperatur fällt rapide von 19° auf 3°. Später öffnet sich der Nebel noch einmal kurz. Der Versuch eines Spaziergangs wird gestartet und wieder abgebrochen.


    Montag, 9. September 2019.
    Es ist eiskalt heute Morgen. Das erste Mal nach fünf Reisetagen eine Campingplatzdusche, das nutzen wir auch ausgiebig. Auch die gestern bestellten Croissants und das Baguette kommen uns sehr recht. Weiter auf der Route Napoleon sehen wir, als es aufklart, die Gipfel des Massiv Écrins dessen höchste Gipfel über 4000m messen, schneebemützt zu unserer Linken in der Sonne glänzen.
    Für uns ist das ultimative Tor zum Süden der Col Bayard. Hinter uns die Schneewelt der Alpengipfel, vor uns liegt das Tal von Gap in mildem Provenzalischen Licht. Warme Luft und Zikadengezirp dringen herauf, Mauereidechsen huschen umher. Wir sitzen noch lange und lassen die Sonnenstrahlen tief eindringen.

    Von den 1250 Höhenmetern des Col Bayard geht in steilen Serpentinen hinunter nach Gap. Riesige Apfelplantagen säumen unseren Weg.
    Für Fred und Maxi Wander ist in ihrer „Provenzalischen Reise“ die Stadt Sisteron das Tor zur Provence.
    Genau hier stehen wir kurze Zeit später, wie die beiden vor über vierzig Jahren, am „Schilderhaus des Teufels“. Wir vergleichen das Foto aus dem Buch mit der Wirklichkeit: Es ist erstaunlich, nichts hat sich verändert, die Brücke die gesamte Bebauung im Umfeld, selbst die Farbe der Häuser, alles ist geblieben. Ein Detail entdecken wir doch noch: Zwei Häuser der zweiten Reihe haben moderne Balkone vorgeblendet bekommen. Das der Fels inzwischen von einem Autobahntunnel durchdrungen ist, kann man von hier aus nicht sehen.

    Dieser Durchbruch, den die Durance im Laufe von Jahrmillionen in den Berg geschnitten hat, jeder der von der Dauphiné herunterkam in die Provence musste durch diese Pforte gehen und jeder der hier herauswollte. Jahrhundertelang haben in der Zitadelle, auf dem äußersten Grat, den man das Schilderhaus des Teufels nennt, die Posten der Herrschenden gestanden, als Wächter dieses Tores der Provence.
    Mehrmals schon haben wir auf unseren Reisen dieses Tor passiert.

    Es muss schon etwa fünfzehn Jahre her sein, als wir oben auf der Festung einem verwitterten Hinweisschild „Vers la Ville“ in einen Tunneleingang folgten. Der Treppenabstieg des zum Teil als Galerie in den Fels gearbeiteten Gangs war lang und steil. Unten angekommen versperrte dann ein schmiedeeisernes Gitter mit verrostetem Vorhängeschloss den Ausgang.
    Wir schlendern durch den erstaunlich verlassen wirkenden Ort, kaufen noch etwas ein und fahren weiter.

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  • Über die Brücke wechseln wir auf die andere Seite der Durance. In Malijai verlassen wir die Route Napoleon und parken auf dem weitläufigen Gelände unterhalb des Schlosses ein. Das Dorf wirkt wie ausgestorben, wir kaufen im kleinen Laden Lebensmittel ein und fahren weiter nach Le Mées.



    Die markante Felsformation Les Pénitents de Mées, die Büßer von Le Mées sahen die Wanders von der anderen Flußseite aus. Der alte Dorfkern drängt sich um die Südspitze der erosionsgeformten Konglomeratspitzen.



    Wir wandern durch schmale Gässchen bis hinauf, einhundert Meter über dem Talboden und werden mit einem weiten Rundblick über das Durancetal belohnt.



    Hier im Dorf geht es weitaus belebter zu, als in den Orten zuvor. Wir beschließen, zurückzufahren nach Malijai, auf den ruhigen Platz am Schloss. Dort treffen wir auf Sigrid und Eilert aus Schweden, die auch auf dem Weg nach Süden sind. Wir haben mit ihnen einen schönen Abend mit Wein und langen Gesprächen über das Reisen, Greta, und das Leben am Polarkreis.


    Dienstag, 10. September 2019.
    Wir verabschieden uns von den Schweden, tauschen die Adressen aus und vielleicht sieht man sich auch unterwegs noch einmal. Es regnet gerade unaufhörlich.
    Wir suchen den malerischen Ort auf der gegenüberliegenden Seite des Flusstales, den wir gestern von den Felszapfen aus erspäht hatten. Von dort aus müssen auch die Autoren der „Provenzalischen Reise“ auf die Gesteinsformation geblickt haben. Es dauert eine ganze Weile, bis wir ihn gefunden haben.



    Unser Weg führt uns erst einmal in die Irre, aber dafür durch malerische einsam gelegene Dörfer mit engen Gassen. Wir finden den Platz unterhalb des Dorfes Montfort mit bestem Blick auf das Durancetal und die Büßer. Aus dem ultimativen Foto wird nichts, es schüttet unentwegt wie aus Kannen.


    Gestern Abend ist unsere Toilettenspülung kaputtgegangen. Auf Knopfdruck gibt es nun statt im Becken, unter der Schüssel einen Wasserschwall. Frank hat die Schadstelle lokalisiert und stellt fest: Das gibt Arbeit. Unter dem Beckenrand hat sich innen der Schlauch hinter dem Ventil gelöst. Da ist schwer heranzukommen. Als Frank im Laufe des Tages die sinnvollste Demontagevariante hier im Forum recherchieren möchte, erfahren wir: Twister ist gestorben, schon vor einer Woche. Wir sind uns, außer hier im Forum, nur einmal persönlich begegnet, trotzdem sind wir sehr betroffen. Gerade hatten wir beschlossen, ihn nach unserer Tour zu kontaktieren um die Lieferung einer „Blauen Zitrone II“ zu verhandeln.

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  • Unterwegs zur Verdonschlucht kaufen wir an einem gut bestückten Straßenverkaufsstand frisches Obst und Gemüse. Auf unseren Touren vor über zehn Jahren säumten weitläufige Pfirsichplantagen diesen Weg. Wir haben damals hier die saftigsten, süßesten Pfirsiche unseres Lebens gegessen. Die Pfirsiche sind nun größtenteils anderen Kulturen gewichen.
    Wir kommen durch den sehr belebten Ort Gréoux-les-Bains. Nach der Staumauer des Lac d‘ Esparron durchquerten wir vor über zehn Jahren ein weitläufiges Gebiet, in dem jegliche Vegetation durch einen Waldbrand vernichtet war. Jetzt ist alles wieder grün. Nur an den größeren verkohlten Baumresten, die ab und an herausragen, kann man es noch ausmachen.



    Nach dem kleinen Ort Esparron finden wir sofort die Zufahrt zum „Le Soleil“ wieder. Damals haben wir mit unserer Tochter hier zwei entspannte Sommerwochen im Pinienwald am See verbracht. Legendär waren die Boule-Tourniere. Alles ist so wie wir es kennen, nur werden wir dieses Mal mit Starkregen empfangen.
    Am späten Nachmittag klart es auf und die Bäume dampfen in der Sonne. Am Abend machen wir einen Spaziergang und lassen den Tag enden mit einem wohlschmeckenden Abendessen in der Pizzeria am Platz.


    Mittwoch, 11. September 2019.
    Wir erwachen bei strahlendem Sonnenschein, es ist warm. Nach dem Frühstück mit frischen Croissants und Baguette sieht sich Frank die Schadstelle an der Toilettenspülung genauer an. Da die Schüssel für die Schadensbeseitigung komplett ausgebaut werden muss, beschließen wir die Reparatur auf nach der Reise zu verschieben und spülen nun extern mit der Handbrause, oder aus der Wasserflasche. Jetzt relaxen wir erst einmal und schreiben Postkarten. Zum Mittag kochen wir unser Marktgemüse vom Vortagseinkauf.
    Nachmittags laufen wir die zwei Kilometer um den Seezipfel nach Esparron. Das Pferd auf der natursteinummauerten Schlosswiese stand damals schon so in Positur, es wird jetzt schon der Nachfolger sein. Der kleine Ort mit seinen engen Gassen, manche Häuser etwas verfallen, andere liebevoll hergerichtet. Wir sitzen lange am Wasser bei den Bootsvermietungen.



    Unterhalb vom Schloss die Ruinen sehr alter Häuser in spektakulärer Lage, deren Verfall seit unserer vorhergehenden Anwesenheit hier, etwas gestoppt wurde. Wir beschließen, dies näher zu betrachten. Das Ganze ist inzwischen auch mit Gitterstegen und Stahltreppen begehbar gemacht worden. Leider hält eine verschlossene Gittertür uns von der geplanten Besichtigung ab.
    Wir laufen zurück, setzen uns unterhalb unseres Standplatzes auf eine der Felsterrassen und erleben einen sehr schönen Sonnenuntergang.



    Wir haben uns wieder im Restaurant, das heute sehr gut gefüllt ist zum Abendessen angemeldet. Wir sitzen außen, der Wirt findet für jeden persönliche Worte. Man fühlt sich wohl hier.


    Donnerstag, 12. September 2019.
    Wir stehen früher auf, als sonst. Wir kennen zwar schon alle Orte hier im Umfeld, aber in unserer Liste steht für heute: Wochenmarkt im Nachbarort Allemagne-en-Provence. Das Deutschland in der Provinz sozusagen. Auf den acht Kilometern der schmalen Landstraße dorthin begegnet uns gerade mal ein Fahrzeug. Als wir dort ankommen ist auch kein Markt. Unsere Liste gilt wahrscheinlich nur für die Sommersaison. So haben wir keinerlei Parkprobleme und die blaue Zitrone steht als einziges Fahrzeug statt den erwarteten Verkaufsständen auf dem Marktplatz. Trotzdem schlendern wir kurz durch den Ort, kaufen Gebäck. Zum Erwerb von Briefmarken für unsere Postkarten müssen wir am Rathaus klingeln. Die Sekretärin, die auch gleichzeitig Postbedienstete ist, kommt herüber, schließt die Post auf und verkauft uns die Marken. In Deutschland gäbe es in solch kleinen Gemeinden schon lange keinen Bäcker mehr, geschweige denn eine Post oder ein Rathaus.
    Wir fahren weiter nach Riez.



    Hier war gestern Markt. Aber es ist ein lebendiges Städtchen, ein Aufenthalt lohnt sich auf jeden Fall. Wir kaufen ein und versorgen uns mit Bargeld.
    Riez hat auch archäologische Schätze zu bieten.



    Wir laufen zu den Resten des römischen Tempels und zur frühchristlichen Kapelle aus dem 5. Jahrhundert. Vor der Kapelle schaufelt jemand mit Handy am Ohr gemütlich vor sich hin. Ein anderer siebt vorsichtig die ausgehobene Erde. Der Boden hat hier in archäologischer Hinsicht anscheinend noch viel preiszugeben. Ich denke wir müssen in zehn Jahren noch einmal zurück kommen.

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  • Nach fünfzehn Kilometern sind wir dann in Moustiers-Ste.-Marie, einem quirligen Touristenort in einem Felsspalt gelegen, mit einer Pilgerkirche, einhundert Höhenmeter hoch über dem Dorf.



    Es ist sehr heiß heute, deswegen erübrigt sich die Frage des Aufstiegs auf dem Pilgerpfad zur Kirche. Vor Jahren gab es schon einmal eine ähnliche Konstellation, da musste dann Frank alleine dort hochsteigen. Doch heute gibt auch er dieses Ansinnen schnell auf. Wir schlendern mit all den anderen Touristen durch den Ort, beäugen die vielen Souvenirshops mit Lavendelprodukten, Porzellan, Keramik und anderen Erzeugnissen der Region. Die um 1200 erbaute romanische Pfarrkirche des Dorfes fügt sich eng in die umliegende Bebauung ein. Der Innenraum der Kirche überrascht durch seine Schlichtheit und die durch die Buntglasfenster fallenden Sonnenstrahlen tauchen alles in ein besonderes Licht. Zum Mittagessen im Terrassenrestaurant am Felsspalt bestellt sich Frank eine provenzalische Spezialität: Pieds et Paquets, in Schafsmagen eingewickelte gekochte Schafsfüße.



    Den weiteren Verlauf der Verdonschlucht haben wir in den zurückliegenden Jahren schon zur Genüge erkundet. Deshalb schließen wir heute den Ring mit einer Fahrt nach Quinson auf der Route oberhalb des Lac de Ste. Croix mit wunderschönen Ausblicken auf Moustiers-Ste.-Marie und über den See.




    Hinter uns die Hochebene mit unendlichen Lavendelfeldern, alle schon abgeerntet.



    Die Winzergenossenschaft am Ortsrand von Quinson hat aufgerüstet und aus dem Lagerschuppen, mit Fässern und Zapfhähnen, aus dem wir in der Vergangenheit schon so manche Köstlichkeit herausgeschleppt haben, einen gestylten Verkaufsraum gemacht. Traditionell kaufen wir hier unser Traubenkernöl, wir nehmen auch einige Flaschen trockenen Weißweins mit. Die enge Ortsdurchfahrt des Dorfes ist mit Geländern und Pollern noch enger gemacht worden. Bei Begegnungsverkehr müssen wir zweimal ein Stück zurückfahren.
    Den Sonnenuntergang erleben wir schon wieder auf den Felsen am Lac d‘ Esparron, ich schwimme ein Stück, dann sitzen wir auf dem noch sonnenwarmen Gestein und leeren eine der eben erworbenen Flaschen.


    Freitag, 13. September 2019.
    Heute ist ein Tag zum Ausruhen angesetzt, morgen wollen wir weiter. Es ist noch angenehm kühl.
    Gleich nach dem Frühstück laufen wir ins Dorf zum Wochenmarkt. Der findet dann, überschaubar und klein, auch wirklich statt. Es gibt Gemüse, Käse, Wurst, Lavendelöl und Honig. Wir kaufen Lavendelöl und eine von den luftgetrockneten Würsten, die wie Schweißfuß riechen, aber hervorragend schmecken. Wir sitzen dann längere Zeit am See auf einer Bank, die von der Partnergemeinde Bad Krozingen gespendet wurde, und lassen die Seele baumeln.
    Zurück an der blauen Zitrone haben wir Nachbarn aus Paderborn bekommen. Es ist inzwischen sehr heiß geworden, deshalb ist dann Nichtstun angesagt. Später am Nachmittag genießen wir das herrlich kühle Wasser des Sees und nach dem Abendessen sitzen wir zum Sonnenuntergang auf den Felsen. Als wir mit unserer, dieses Mal nur halbgeleerten, Weinflasche zurückkommen quatschen wir uns bei den Paderbornern fest. Später bringe ich meinen Stuhl in Liegeposition und schaue in den sternenklaren Nachthimmel. In unserer Nähe wird im Dunklen ein Zelt aufgebaut. Es wird versucht mit einer laut wimmernden Pumpe Luftmatratzen aufzupumpen. Uns bietet sich ein sehr erheiterndes Hörspiel dar.
    Es ist sowieso heute Abend recht laut geworden. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt Einige junge Leute und Familien mit Kindern sind angereist.

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  • Samstag, 14. September 2019.
    Wir brechen auf, um weiter nach Süden zu fahren. Auf der Höhe über dem Canyon halten wir um nach Steinen zu suchen. Hier hatten wir vor Jahren welche gefunden, die in Farbe und Form täuschend echt Kartoffeln in verschiedenen Größen imitierten. Die hatten wir jahrelang in unserem Garten liegen. Nun sind sie überwuchert, oder anderweitig verloren gegangen. Wir finden leider keinen Ersatz.
    Nach einiger Zeit säumen Olivenplantagen unseren Weg, auch gibt es wieder richtigen Wald mit hohen Bäumen.



    Wir steuern den sonnabendlichen Wochenmarkt von Aups an. Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig. Nach mehrmaligem Kreiseln, können wir am Straßenrand in Zentrumsnähe parken. Es ist ein schöner großer Markt, die Stände ziehen sich vom Platz bis in die Gassen. Wir decken uns ein mit Ziegenkäse, Brot, Obst und Gemüse und einigen kleinen Geschenken. Zum Ersten Mal in unserem Leben, werden wir mit Käse in Leuchtfarben konfrontiert.



    An einem Grillstand ist außergewöhnlich viel Andrang, da muss es etwas besonders Gutes geben. Deshalb leisten wir uns ein sehr gut gewürztes gegrilltes Hähnchen zum Mittag. Der Grill-„Maître“ möchte uns noch eine Kelle des in eine Auffangschale abtropfenden Bratensafts zum Hähnchen in die Plastiktüte schöpfen. Das können wir gerade noch so verhindern. Das mag zwar gut schmecken, da wir aber zu Hause speisen möchten, befürchten wir Sauerei im Auto. Das Hähnchen „an frischem Baguette“ ist dann wirklich hervorragend.
    Nach Aups verlassen wir die uns bereits durch mehrmalige Reisen vertrauten Gegenden der Provence und begeben uns auf unbekanntes Terrain.



    Im kleinen Dörfchen mit dem martialischen Namen Tourtour packen gerade die Händler vom Wochenmarkt zusammen, als wir eintreffen. In den wenigen Gassen ist alles auf Tourismus ausgelegt: Restaurants, Pensionen, Kunstateliers. Vom Schloss und der Kirche aus hat man einen weiten Blick ins Land.




    In Sillans-la-Cascade kämpfen wir mit einem Parkscheinautomaten. Ein freundlicher Passant klärt uns auf, dass zuerst unser Autokennzeichen eingetippt werden muss. Wir wandern dann über sehr steinige, holprige Pfade. Das Naturschauspiel, was wir danach erblicken entschädigt uns für alles. Blaugrünes Wasser stürzt zwischen Büschen und Bäumen 40m in die Tiefe.



    Aus Wurzeln und Zweigen haben sich durch die Kalkablagerungen lange Travertinzapfen gebildet, an denen die Gischt herunterrinnt. Einige Leute überwinden die Absperrzäune, und klettern hinunter um in den Travertinbecken zu baden. Es ist drückend heiß, wir wähnen uns in den Tropen und quälen uns wieder den Weg hinauf.


    Am späten Nachmittag kommen wir in Cotignac an. Ein malerischer betriebsamer Ort unter einer Felskante mit Höhlenwohnungen.



    Der einzige einigermaßen ebene Platz ist für Wohnmobile gesperrt, alles andere dermaßen hängig und steil, daß es für eine Übernachtung nicht geeignet ist. Deshalb fahren wir drei Kilometer zurück, zum Camping Municipal oberhalb der Stadt. Der Platz ist klein und familiär. Eine Gruppe sehr fröhlicher Holländer ist bei unserem Eintreffen gerade mit Boule spielen, aber noch mehr mit ihren Rotweinflaschen beschäftigt.

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  • Sonntag, 15. September 2019.
    Wir bekommen das ofenwarme Sonntags-Baguette von Platzverwalter direkt ans Auto gebracht. Solch einen Service kennen wir eigentlich nur noch von Marokko.
    Dann geht es hinunter in die Stadt, die Höhlenwohnungen ansehen. Einen Parkplatz zu finden, ist kein Problem, wir stellen die blaue Zitrone gleich oberhalb der Altstadt ab. Alles ist so steil, dass wir vorsichtshalber quer zum Gefälle parken. Jedoch macht dadurch die Handhabung der Türen beim aussteigen Probleme. Der Verkauf der Weinkooperative an unserem Weg hat heute am Sonntag leider geschlossen. Wir steigen in den Gassen weiter nach oben und stehen in einem kleinen Freilichttheater. Es ist durch einige Hausruinen begrenzt. Hier hat vor etwa einhundert Jahren ein Felssturz dieses Viertel niedergerissen und hat auch einige der damals noch bewohnten Höhlenwohnungen oberhalb mit in die Tiefe gerissen, erfahren wir auf einer Informationstafel.



    Den Einstieg zu den Höhlenwohnungen finden wir schnell. Es sind zwei Euro pro Person zu berappen, eine preiswerte Sache also. Wir kraxeln die kleinen Stufen hinauf, dahin wo schon in frühester Zeit Menschen ihre Behausungen hatten. Aus einigen Felslöchern gibt es phantastische Sichten auf den Ort und in das Tal.




    Auf den Weg hinunter ergibt sich ein interessantes Gespräch mit einem Paar aus den USA. Der Mann stammt ursprünglich sogar aus Ägypten.
    Bei der ausgiebigen Ortsbesichtigung fällt uns ein dickes verrostetes Eisenrohr auf, das am Felsen herabkommt, durch Häuser geführt, an den Wein und Olivenpressen endet. Wahrscheinlich wurde von den Feldern auf der Hochebene die Ernte durch dieses Rohr in die Stadt geleitet um den mehrere Kilometer weiten Umweg um die Felskante zu sparen.




    Nach 45 Minuten Fahrt durch sonnendurchflutete hügelige Landschaften erreichen wir das Kloster Thoronet. Ab 1136 erbaut, ist es eine der drei Zisterzienserabteien der Provence. Uns bietet sich eine große weitläufige Anlage dar.




    Am beeindruckendsten ist die Kirche mit ihrer Größe und Schlichtheit. Im Inneren singen zwei Männer, es hört sich an wie ein Chor. Wir sind ergriffen von dieser Akustik.
    Auf kleinen Straßen überqueren wir das Küstengebirge Massiv des Maures bei La Garde Freinet und sind nach insgesamt 50 Kilometern in St. Tropez.
    Oh je, ein Verkehrsgewühl in solchen Dimensionen hatten wir dann doch nicht erwartet. Frank möchte zur Polizeiwache, dort wo Ende der 60er Anfang der 70er Louis de Funes in seinen Filmen als Gendarm von St. Tropez immer aufgeregt herausrannte. Wir stecken im Dauerstau und finden keinen Parkplatz.
    Am Ortsrand soll es einen Wohnmobilplatz geben. Als uns das Navi in einen mit Bambus überwucherten Weg schicken möchte, auf dem in der letzten Zeit garantiert keine Wohnmobile gefahren sind, steigt Frank aus, um die Lage zu Fuß zu erkunden. Der Platz ist definitiv geschlossen. Privé, Accès interdit – so lautet das Schild an der Kette, die über die Zufahrt gespannt ist.
    Deshalb wühlen wir uns wieder durch ganz St. Tropez zurück zur Hauptstraße. Wir versuchen es auf vier anderen Camping- und Stellplätzen in der Nähe, alles vollkommen überfüllt. Einmal versuchen wir es noch, beschließen wir. Wenn es da nicht klappt, fahren wir wieder weg von der Küste, ins Hinterland.



    So finden wir am Strand von Bonne Terrasse unterhalb von Ramatuelle noch einen Platz zwischen den dicht an dicht stehenden Mobilen.
    Unweit von uns steht ein Paar aus Münster. Mit Ihnen sitzen wir dann noch sehr lange vor unserem Auto, um unsere Weinvorräte etwas zu lichten. Kurz vor Mitternacht fühlen sich die neben uns Stehenden durch unsere Gespräche gestört und so lösen wir die Runde auf.

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  • Montag, 15. September 2019.
    Als wir nach dem Aufwachen nach draußen schauen haben in der Durchfahrt zwischen den Wohnmobilen viele Menschen eine lange Schlange gebildet. Nanu, gibt es jetzt eine Polonaise zwischen den Wohnmobilen und dem ausufernden Bambusdschungel? Die nächste, weit wichtigere Frage lautet: Müssen wir da mitmachen? Immer mehr Leute verlängern die Schlange. Wir beschließen mitzumachen als ein weißer Transporter heranfährt, sich an die Spitze der Polonaise setzt, die Türen öffnet und duftende Backwaren freigibt. Deswegen und sicherlich auch wegen der freundlich lächelnden jungen Bäckersfrau hat sich die disziplinierte Wartegemeinschaft in vorauseilendem Gehorsam gebildet.
    Eigentlich wollten wir weiterfahren, weil uns das Gedränge hier nicht gefällt, aber die Münsteraner haben uns für heute Abend zum Essen eingeladen. Ihre recht umfangreichen Markteinkäufe möchten verarbeitet werden.
    Da werden wir dann zum Leuchtturm laufen. Der Pfad an der Steilküste liegt in der prallen Sonne und ist auch mehr Kletterstieg als Wanderweg. Deshalb wählen wir den direkten Weg durch den Wald, dachten wir. Die gegenüberliegende Feriensiedlung zu durchqueren, ist nicht so einfach, ständig stehen wir in Sackgassen.



    Als wir endlich den Wald erreicht haben, erweist sich, auch jeder Waldweg endet vor einem Grundstückstor. Wir versuchen die Grundstücke quer durch den Wald zu umgehen, aber auch da stehen wir ständig vor weiteren Zäunen. Nach dem dritten Versuch geben wir entnervt auf. Es ist inzwischen sehr heiß geworden und wir setzen uns unter unser Sonnensegel.
    Am späten Nachmittag, als die Hitze etwas nachlässt, sind wir am Strand und baden im herrlich wohltemperierten Meer.
    Wir bekommen ein Vier-Gänge-Menü zum Abendessen und sitzen noch lange mit unseren Gastgebern vor deren Auto. Vorm Einschlafen müssen wir noch mit den Mücken kämpfen.


    Dienstag, 17. September 2019.
    Der Bäckerschlange wohnen wir heute nur als Zuschauer bei, denn unser Brotbestand muss abgebaut werden. Dann verabschieden wir uns von unseren lieben Nachbarn, uns treibt es weiter.
    Zuerst werden wir versuchen den nahen Leuchtturm mit dem Auto zu erreichen, weil wir dort einen schönen Aussichtspunkt vermuten. Dazu müssen wir uns 5 km landeinwärts bewegen, und dann wieder 5 km in Richtung Meer, weil es parallel zur Küste keinerlei Verbindungswege gibt.
    Den Leuchtturm kann man leider nicht besteigen, er ist als militärisches Sperrgebiet gekennzeichnet und eingezäunt. Es gibt jedoch einen Aussichtspunkt in der Nähe, der uns ein wenig entschädigt.



    Zurück unten in den von Ferienanlagen zersiedelten Weinfeldern sehen wir einen Supermarkt wo wir unsere Vorräte auffüllen können. Über das schöne Bergdörfchen Ramatuelle kommen wir nach Cogolin und dann auf endlich wieder verkehrsarmer Straße rollen wir Richtung Hyères. Je mehr wir uns der Küste wieder nähern, um so mehr nimmt auch der Verkehr wieder zu. Noch vor der Stadt biegen wir auf die Presqu'île de Giens ab. Durch endlose Feriensiedlungen und an Salzgärten vorbei fahren wir bis zur Spitze der Halbinsel, nach La Tour-Fondue.



    Wir haben nicht viel Hoffnung hier einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir begeben uns auf einen sehr steilen und ausgefahrenen Weg. Das limitiert schon mal die Klientel solcher Orte. Unverhofft haben wir unmittelbar am Strand ein Paradies gefunden. Bewachsen mit Bambus Feigen, Pinien, Zyperngras.



    Wir baden und machen danach einen Rundgang direkt über die Klippen in den kleinen Ort La Tour- Fondue. Die Festung kann man leider nicht besichtigen. So sehen wir nach wo der Bäcker ist, und wann die Fähren auf die Insel Porquerolles gehen, unser Plan für morgen.
    Abends sitzen wir in der lauen Meeresbrise und trinken den letzten Wein aus der Kooperative Quinson.

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  • Mittwoch, 18. September 2019.



    Früh am Morgen wandern wir schon über die Klippen zum Hafen von La Tour- Fondue. Heute werden wir uns eine der drei Hyèreninseln ansehen, die Ile de Porquerolles. Die Das Schiff dorthin ist eine reine Personenfähre, privater Autoverkehr ist auf der Insel nicht erlaubt. Vorm Eingang zum Ticketschalter des Fähranlegers ist eine Sicherheitskontrolle. Nicht unbedingt gründlich, aber es gibt sie. Nur eine sehr große Bombe hätte man im Rucksack erkannt. Zwanzig Minuten dauert die Überfahrt.



    Ankunft ist im sehr lebendigen Ort Porquerolles mit großem Jachthafen. Es gibt viele Möglichkeiten zum Wandern es ist alles gut ausgeschildert. So holen wir uns einen Plan in der Touristinformation geholt und entscheiden uns für einen Rundweg zum Leuchtturm auf der anderen Seite der Insel. Es geht vorbei an unzähligen Restaurants und Souvenirläden, dann wird es ruhiger, nur noch Olivenplantagen, Pinienwald. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir wieder am Meer.
    Auch diesen Leuchtturm kann man nicht besteigen. Dafür lockt ein Wanderweg nahe der Klippenkante mit weitem Blick über die Felsenbuchten. Zurück schlängeln sich die Pfade durch verwunschenes Buschwerk.



    Zurück im Ort erwerben wir süße Gebäckteilchen, sitzen beim Verzehr derselben an einem lauschigen Platz, beobachten das Treiben und warten auf die Fähre.
    Am späten Nachmittag sind wir zurück auf unserem Paradiesplatz, Baden im Meer und hängen faul herum.
    Abends nach Einbruch der Dunkelheit beobachten wir eine Gruppe russischsprachiger Leute, die im Dunklen Tauchübungen machen. Es mutet schon sehr seltsam an, wenn eine Menge Gestalten in schwarzen Taucheranzügen mit Stirnlampen ausgerüstet unter Anweisungen eines dicken Mannes mit kurzen knappen russischen Kommandos ins nachtschwarze Wasser gewiesen werden. Ihr Ziel scheint ein ebenfalls schwarzes Schlauchboot in der Nähe der aus dem Wasser ragenden kleinen Klippen zu sein. Der Lichtschein der Stirnlampen irrt eine Weile unter Wasser umher und verschwindet dann langsam in der Tiefe. Wir harren noch eine ganze Zeit aus und starren aufs Wasser. Vielleicht werden wir Zeuge einer russischen Invasion der Mittelmeerküste?


    Donnerstag, 19. September 2019.
    Der russische Geheimdienst ist schon sehr früh am Morgen aktiv. Als wir uns an unseren Tisch zum Frühstück niederlassen, watscheln schon schwarz befrackte und mit Flossen versehene Menschen mit voller Ausrüstung ins Wasser und es kommen auch welche aus dem Meer zurück. Eine Hütte, etwas oberhalb von unserem Standplatz scheint die Zentrale zu sein. Ein Transporter mit lettischem Kennzeichen und der Aufschrift „Diving school“ steht davor - Alles nur Tarnung.
    Heute möchten wir eine weitere Strecke wandern, den kleinen Pfad an der Felsenküste entlang nach Giens.



    Es ist schon sehr heiß, aber wunderschön hier an den Klippen. Immer neue, einsame Buchten verstecken sich hinter jedem Felsenzipfel. Man kann hier wunderbar baden. Gestern von der Fähre aus sahen wir, daß eine Jacht auf ein vorgelagertes Riff gelaufen ist und festsitzt. Jetzt kommen wir in der Nähe vorbei. Die Bergung ist bereits angelaufen. Mit Schwimmkörpern versucht man das Boot höherzudrücken. Nach vielen Auf und Ab in den Felsen auf Treppchen und kleinen steilen Pfaden stehen wir an einem kleinen Hafen vor einer Wanderkarte. Oh, es ist noch sehr weit, wenn wir auf diesem Weg bleiben und hier ist die einzige Möglichkeit zwischendrin aus dem Felsenstieg auszusteigen. So entschließen wir uns die kleine Straße durch den Wald und verlassen wirkende Bebauung mit Ferienvillen zu laufen. Fertig und verschwitzt kommen wir im kleinen Altstadtkern von Giens an, setzen uns in ein Café und bestellen Kaffee und heißen Schokoladenkuchen mit Schlagsahne. Die mürrische Kellnerin passt allerdings nicht zu diesem schönen Lokal.
    Wir erkunden den Ort. In der Ortsmitte oben in den Resten einer Burg ist ein schön angelegter Park mit prima Aussicht.



    Zurück nehmen wir den Bus, denn unser Kilometersoll ist für heute erfüllt.
    An unserer blauen Zitrone angekommen bemerken wir: Der KGB hat anscheinend Versorgungsprobleme. Eine Frau aus der Gruppe hat den Feigenbaum in unserer Nähe entdeckt und versucht an dessen noch unreife Früchte zu kommen. Alles recken, strecken und an den Ästen schütteln hilft nichts und so bricht ein hinzugeeilter Mann aus einem nebenstehenden Bambusbusch einen langen Stab und versucht Früchte herunterzuschlagen. Die sind aber noch zu unreif um loszulassen. Immer mehr Leute von der Tauchergruppe kommen hinzu. In kurzer Frist ist an dem Bambusstab mit Klebeband eine leere Konservendose befestigt und mit Zinken versehen worden. Nun wird der Baum unserer Gastgeber restlos abgeerntet.
    Auch heute sitzen wir am Abend lange am Strand
    Die russische Frau vom Feigenbaum ist auch da und spricht intensiv mit einem hier streunenden großen Hund.
    Frank probiert mit seinen wenigen übriggebliebenen Russischkenntnissen einen zaghaften Kontaktversuch: „Это француз, он не понимает по-русски.“ Sie blickt nur kurz auf „Это ваш?“ und wendet sich dann ab. Der russische Geheimdienst ist sehr verschwiegen. Aber wozu braucht der ausgerechnet unreife Feigen? Wir werden es nie erfahren.


    Freitag, 20. September 2019.
    In La Capte ist heute Markttag. Wir eilen über den uns nunmehr schon sehr bekannten Felsensteig zum Hafen und erreichen nahtlos den Bus in Richtung Festland. Der Nahverkehr ist hier eng gestrickt und auch recht preiswert. Deshalb ist der Bus auch gut gefüllt. Nach nur fünf Kilometern sind wir da. Entlang einer Nebenstraße sind über eine lange Strecke beidseitig die Marktstände aufgebaut. Die Rückfahrt treten wir mit prall gefülltem Rucksack und Taschen an.



    Auf dem Weg von der Bushaltestelle zur blauen Zitrone zurück, beschließen wir, Plätze im lauschigen Restaurant auf den Klippen für heute Abend zu reservieren. Das große Bestellbuch ist voll, auf der Terrasse ist nichts mehr zu haben, nur im Hintergrund eine „Büßerbank“. Nein, diese nicht, aber ein wenig abseits, direkt an der Felskante, zwischen Bambus und Gesträuch steht noch ein Zweiertischchen. Genau das nehmen wir.
    Der Nachmittag ist ausgefüllt mit Planungen für morgen, Reisenotizen vervollständigen, Baden im Meer. Wir wandern auch noch einmal ein Stück an den Klippen entlang, um zu schauen, ob die gestrandete Jacht schon von den Felsen freigeschleppt wurde. Ja, sie ist nicht mehr zu sehen.
    Um 19°° Uhr stehen wir im feinsten Ausgeh-Zwirn wie abgemacht am Restaurant und werden freundlich platziert an das Tischchen mit freiem Blick aufs Meer. Wir sind vorerst die einzigen Gäste. Die Kellner sind witzig und locker. Der Blick in die Speisekarte verrät uns sofort, dass heute ein größeres Loch in unsere Reisekasse gerissen wird. Der Abend wird für uns ein dreistündiges kulinarisches Erlebnis werden.
    Als wir schon gut am Speisen sind, füllt sich das Lokal bis zum letzten Platz. Eine große rote Katze kommt zu uns und verspricht sich wohl auch etwas von unserem Mahl. Wir sind hartherzig und geben nichts. Als der Kellner die Tafel mit der Dessertauswahl neben unseren Tisch stellt, müssen wir schwer überlegen, ob noch etwas reingeht. Mit etwas Abstand geht auch das.
    In der noch lauen Nachtluft tasten wir uns vorsichtig auf unebenen Wegen zu unserem Lagerplatz.

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  • Samstag, 21. September 2019.



    Nachts ist Sturm aufgekommen. Das Wetter ändert sich. Zum Frühstück können wir noch draußen sitzen, aber es ist Regen angesagt. Wir werden der Regenfront ins Landesinnere ausweichen. Also verabschieden wir uns von den Nachbarn und steuern aufs Festland zu. Wir versuchen die Salzgärten, anders als zur Herfahrt, auf der westlich gelegenen Straße zu umfahren und übersehen geflissentlich ein Sperrschild, weil auch die Einheimischen einfach daran vorbeifahren. Über den Salinen schweben unzählige Gleitschirmflieger im starken Wind. Weit entfernt und nur schemenhaft zu erkennen sind die Flamingoschwärme. Dann kommen uns doch Bedenken, weil schon einiges Wasser auf die Straße getrieben wurde. Wir kehren um und benutzen bis Hyères die westliche Straße auf der Landzunge. In der Stadt herrscht Zähflüssigkeit und Dauerstau. Die Hauptstraße mündet automatisch auf die A57, die wir schon an der nächsten Abfahrt wieder verlassen. Auf gemütlicher ruhiger Straße begeben wir uns in die Berge.
    In Belgentier lockt ein „Brocante“ in einem alten weitläufigen Haus. Die Schätze sind zahlreich und sehr sortiert präsentiert. Wir schauen uns in Ruhe um, immer von der Besitzerin verfolgt. Wir wissen: Die ordentlichen Brocantes sind die teuren. Es ist nichts dabei, was wir unbedingt haben müssen.
    Die Weinkooperative La Roquebrussanne liegt an unserem Wege, so werden die Vorräte ergänzt.
    Schon von weitem sehen wir eine mächtige Kirche die Altstadt von St. Maximin-la-Ste. Beaume überragen. Durch endlose neue Reihenhaussiedlungen gelangen wir ins Zentrum. Die Basilika Ste. Madelaine ist die größte Kirche der Provence und eine der ältesten. Jahrhundertelang wurde an ihr gebaut. Sie sieht immer noch unfertig aus. Es sind kaum Besucher in der Kirche.



    Aber als für eine kleine englischsprachige Reisegruppe eine Seitentür aufgeschlossen wird, folgen wir einfach. Wir stehen im Kreuzgang des angeschlossenen Konvents. Wir staunen darüber, dass der Innenhof als Restaurantgarten gestaltet ist. Der gesamte Klosterkomplex ist ein Hotel. Als wir an der Tür zur Kirche rütteln, ist diese wieder sorgfältig verschlossen, wir müssen uns durch die verzwickten Gänge des Kloster-Hotels, durchs Restaurant und die Lobby mogeln, um wieder auf die Straße zu kommen.
    Wir umrunden den Komplex außen und begeben uns erneut in die Kirche, um die Besichtigung fortzuführen. In der Krypta unter dem Hauptschiff sind verschiedene Reliquien, unter anderem der aus dem 4.Jh. stammende Marmorsarg mit den Gebeinen der Maria Magdalena. Als wir wieder nach draußen kommen, regnet es. Wir kommen durch sehr verfallene Altstadtgassen wieder zum Auto.
    Nach der Stadt rollen wir über eine lange ziemlich unbewachsene Hochebene und fahren ein Stück am Canal de Provence entlang, der die großen Städte an der Küste mit Wasser aus dem Verdon versorgt. In Jouqués und Puyvert kaufen wir Olivenöl direkt beim Erzeuger. In dieser Region soll es Frankreichs bestes sein.
    Als wir in die Berge des Luberon einfahren, kommt eine dunkle Wolkenwand und es schüttet wie aus Kannen. Bonnieux ist ein malerisches Bergdorf, doch leider kommt zu viel Wasser von oben. Oberhalb des Ortes stehen wir, schauen auf die steilen Gassen und warten ob es denn mal nachlässt.



    Lässt es nicht, aber drüben am anderen Berghang sind kleine Sonnenareale zu sehen, also fahren wir dorthin. Nach wenigen Kilometern sind wir in Lacoste. Die erwarteten Sonnenabschnitte sind weitergezogen, aber es regnet nicht mehr so stark. Auf dem Baumbestandenen unbefestigten Parkplatz unterhalb des Ortes sind wir das einzige Fahrzeug. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit wird es auch unser Übernachtungsplatz sein. Deshalb machen wir auch trotz Sturm und mit Regenkleidung ausgerüstet einen Rundgang durch den Ort bis oben zum Schloß.



    Überall hängen Plakate: Am 22.9. ist großer Flohmarkt in Lacoste. Das ist morgen. Auf den Gassen und Plätzen sind Standplätze aufgezeichnet und zwar eine erhebliche Menge. Auch einige Händlerfahrzeuge stehen schon in der Zufahrt zum Dorf. Da werden wir bleiben, und hoffen, dass das Wetter besser wird.

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  • Sonntag, 22. September 2019.
    Der Wind hat sich inzwischen gelegt, aber es regnet immer mal wieder heute Vormittag. Ein Blick ins Internet sagt uns: Heute kein Wetter vor 11°° Uhr.
    Am anderen Ende des Parkplatzes hat nachts ein norwegischer Pickup mit Aufsetzkabine eingeparkt. Die krabbeln jetzt gerade mit ihren Kaffeepötten aus dem Auto.
    Für die meteorologischen Unwägbarkeiten gerüstet schreiten wir auf den Antique & Brocante zu. Wegen eben dieses schlechten Wetters sind nicht so viele Händler gekommen. Zwei Drittel der auf dem Boden angebrachten Standmarkierungen bleiben leer. Die, die da sind bauen gerade erst auf.



    So gehen wir noch einmal hinauf zum Schloss des Marquis de Sade, dass sich, so wie viele weitere alte Gebäude hier in Lacoste, im Besitz des hochbetagten Modeschöpfers Pierre Cardin befindet. Hinter einigen Fenstern der größtenteils unbewohnten Häuser sind Arbeiten seiner Schüler der hier ansässigen Akademie ausgestellt.



    Inzwischen präsentieren die Antikhändler ihre Angebote. Es sind wirklich schöne Sachen dabei. Von den größeren Stücken würde uns etwas schon gefallen. Aber die haben ihren Preis und wir auch nicht die Transportkapazität.
    Auf dem Weg nach Roussillon kommen wir an der Pont Julien, einer gut erhaltenen römischen Brücke über den Calavon vorbei.


    Die ersten Ockerfelsen erscheinen schon vor dem Ort. Wir haben Glück, heute ist der Tag des nationalen Kulturdenkmals in Frankreich. Man zahlt heute keinen Eintritt und auch die Parkautomaten sind aus diesem Grund außer Kraft gesetzt. Wir erkunden zuerst den Ort mit seinen engen Gassen und den weiten Ausblicken von der Terrasse an der Kirche.




    Roussillon gehört zu den touristisch gut vermarkteten Orten der Provence. Dies merken wir am Eisverkauf: Das Eisangebot ist unter anderem auch in Russisch und Chinesisch angeschlagen. Wir bezahlen 2,80 € für eine kleine Kugel Lavendeleis im Waffelbecher.




    Der Rundweg durch die Ockerbrüche ist wirklich ein Erlebnis. Felsen in Weiß, Gelb, Orange, Rot, Braun und allen Zwischenfarbtönen. Es fallen mir sofort Namen wie van Gogh, Cézanne, Gauguin, Renoir, Monet, Matisse, ein. Sie alle werden wohl genau diese Pigmente von hier für ihr Schaffen genutzt haben.
    Wir besuchen dann den vom Besucherstrom zum Glück noch verschonten sehr schönen Friedhof des Ortes. In der „Provenzalischen Reise“ von Fred und Maxie Wander, ist das Eckhaus in der Gasse vor der Kirche mit einem Farbfoto verewigt. Auf dem Parkplatz am Ortseingang ist das Übernachten mit dem Wohnmobil zwar ausdrücklich erlaubt, aber wir suchen ein idyllischeres Fleckchen. Das finden wir einige Kilometer abseits auf einem kaum belegten Campingplatz in einem Pinienwald.
    Das Wetter hat sich auch inzwischen gebessert, wir können draußen sitzen.


    Montag, 23. September 2019.
    Nachts hat es noch einmal kräftig geregnet. Aber zum Frühstück mit frischen Croissants und Baguette aus der Rezeption, sitzen wir schon wieder draußen. Die Sonne scheint, wir schwatzen mit den Nachbarn.



    Nur zehn Kilometer weiter parken wir die blaue Zitrone an der Windmühle von St. Saturnin-lés-Apt und laufen den mit gelben Punkten markierten Weg auf den Felsen zu den Ruinen der Festung und des alten Dorfes. Auf naturbelassenen Felsensteigen ohne Geländer, dann über die Mauer eines Wasserspeichers in einer Felskluft erreichen wir eine Sehenswürdigkeit von Rang. Die Burg wurde schon im 15. Jahrhundert verlassen und zerstört. Die Bewohner des Dorfes siedelten vor 200 Jahren von hier oben an den Fuß des Felsens um, als die Wehrhaftigkeit des Dorfes nicht mehr gefordert war, die Mühsal des Aufstieges aber überwog. Alles ist verlassen und verfallen, nur die Kirche aus der Mitte des 11. Jahrhunderts am oberen Ende, hat sich über fast eintausend Jahre erhalten.
    Wir sind die einzigen Besucher. Nur eine große rote Katze streift über eingestürzte Mauern.


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  • Am frühen Nachmittag nähern wir uns Gordes.



    Vorerst werfen wir nur einen Blick auf die am Steilhang liegende Stadt denn wir wollen weiter zum Kloster Sénanque. Vom der am Berg klebenden Straße aus hat man spektakuläre Ausblicke auf das von Lavendelfeldern umgebene Kloster. Davon müssen wir auf dem Rückweg noch Fotos machen. Als wir auf dem Klosterparkplatz sind, merken wir, das wird nichts. Die schmale Straße auf der wir kamen, ist in Bergaufrichtung gesperrt. Vor über 800 Jahren suchten die Zisterziensermönche die absolute Abgeschiedenheit und Einsamkeit dieses Tales um ihre Abtei hier zu errichten. Von dieser Ruhe ist heutzutage nichts mehr zu spüren. Der enorme Besucherandrang hat hier zu einigen Regulierungsauswüchsen geführt. Die Klosterkirche ist leider wegen Sanierungsarbeiten geschlossen und im Klostermuseum herrscht starker Besucherandrang mit Schlangen an der Kasse. Auf einer Panoramastraße mit vielen Weitblicken kommen wir zurück nach Gordes.



    Auf dem Parkplatz nahe dem Zentrum nervt der Parkscheinautomat. Das Zeitfenster für den Münzeinwurf ist so knapp bemessen, dass wir den angebotenen Wohnmobil-Übernachttarif von 8,- € erst beim vierten Anlauf und auch nur mit durch-choreografierter Zweimannbedienung entrichten können. Mit großen Werbebannern wird über den Straßen und an den Fassaden für eine Fotoausstellung von Gilbert Garcin geworben. Wir besuchen die Ausstellung dieser eindrucksvollen Fotocollagen im Schloss. Auch die anderen Räume des festungsartigen Gebäudes im Zentrum von Gordes können wir mit dem Ticket besichtigen.
    Die weiteren Streifzüge durch den Ort führen uns in verschiedene Galerien, in die Kirche und auch zu einem interessanten Gespräch mit einer Gruppe junger Amerikaner, die in einer der abgelegenen Gassen mit ihren Weinflaschen auf der Stadtmauer sitzen.



    Einen Platz in einem Restaurant zu finden ist heute Abend trotz den sehr zahlreichen Lokalitäten gar nicht so einfach. Doch ein wenig abseits vom Zentrum bekommen wir auf einer Gartenterrasse einen Platz in den letzten Strahlen der Abendsonne. Das Essen ist vorzüglich und wir betrachten das Beutegut des vorhergegangenen Shoppingrundgangs. Eine gusseiserne Eidechse und eine Eule für unseren Garten.


    Dienstag, 24. September
    Schon recht früh brechen wir auf, fahren aus Gordes heraus und laufen dann zum Village des Bories.
    Schon auf dem zwei Kilometer weiten Fußweg dorthin sieht man vereinzelt diese eigenwilligen Steinbauten, teilweise vom Bewuchs überwuchert, die vollkommen ohne Mörtel vom Grund an bis zur Dachspitze aus den Kalksteinplatten aufgeführt wurden, die man hier unmittelbar findet.
    Am Ziel unserer Wanderung sind einige dieser Bauten restauriert und zugänglich gemacht worden.



    Diese mörtellose Bauweise ist schon aus dem Neolithikum bekannt. Um so rätselhafter erscheint es, warum Menschen diese hier noch vom 14. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert errichteten und bewohnten.
    Wir werden heute weitere kleine Dörfer im Umkreis erkunden. Auf halbem Wege nach St. Pantaléon steht eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Ölmühle Frankreichs. Leider ist heute Dienstag, und damit Ruhetag, wie wir lesen können. Auch ein Stück weiter das Museum für Glas und Glasmalerei hat sich dieser Ruhetagsregelung angeschlossen.
    An der kleinen Kirche von St. Pantaléon herrscht im näheren Umkreis starker Mangel an Erde, in die Verstorbene zur letzten Ruhe gebettet werden können.



    So schlug man die Gräber, körpergerecht geformt, in den blanken Fels. Es sind überdurchschnittlich viele Kleinkindgräber dabei. Dies wird durch die Legende vom heiligen Pantaleon erklärt, der totgeborene Kinder wieder zum Leben erwecken konnte, jedoch nur solange, bis sie die Taufe empfangen hatten. Deshalb wurden auch aus weiten Entfernungen diese Kinder hierhergebracht.
    Die Kirche von innen zu besichtigen ist uns nicht vergönnt, sie ist verschlossen.



    Hier wie auch im nächsten Ort, Goult, sind außer uns keinerlei Besucher unterwegs. In den Weinfeldern unterhalb von Goult steht ein langer Tisch mit Menschen, die fröhlich tafeln. Den Ortskern erkunden wir ausgiebig. Der alte obere Kern ist noch mit Stadttoren versehen. Von den Resten der Burg aus sieht man den Mont Ventoux, weit am Horizont, in der Sonne liegen. Außerhalb der Mauern steht am oberen Dorfausgang eine Windmühle, die zum Observatorium umgebaut wurde.
    Wir schauen auch kurz im nächsten Dorf, Lumiers; vorbei, bevor wir in Les Beaumettes einen steilen Weg bis unter den Felsüberhang hinaufwandern, zu den Höhlenwohnungen. Das Ganze ist nicht zugänglich, weil privat und noch bewohnt.



    Der Kreis schließt sich wieder in Gordes, und zwar mit einem, recht teuren, Einkauf in einem Feinkostladen. Über Nacht stehen wir auf dem Parkplatz, von dem aus heute unsere Wanderung zu den Bories begann.

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  • Mittwoch, 25, September 2019.
    Es war eine sehr ruhige Nacht. Wir verlassen den Parkplatz unterhalb von Gordes und rollen auf schmalen Landstraßen durch kleinteilig zersiedeltes Gebiet nach Westen.

    Die erste Station für heute ist Taillades. Der alte Ort wurde sozusagen aus dem Berg herausmodelliert. Hier wurde Stein als Baumaterial gewonnen. Stadtmauern, sogar ganze Häuser wurden als Skulptur stehengelassen und ausgehöhlt. Vom Vorplatz der Kirche aus hat man einen guten Überblick. Auch die Wassermühle am Ortsrand, aus den Anfangszeiten der Industrialisierung ist sehenswert.



    Das unmittelbare Umland von Cavaillon ist von starkem Verkehr und Industriegebieten geprägt.
    Erst in den Alpillen wird es wieder beschaulich. Wir durchqueren St. Remy. Wir möchten die Ausgrabungsstätte Glanum besuchen. Auf dem Parkplatz werden wir eingewiesen auf ein Extra-Areal für Kleinbusse und Wohnmobile 24,- € sind am Automaten zu berappen und das auf einem unbefestigten Rasen und Sandplatz. Gerade bekommt ein Wohnmobil, das anscheinend nur ein PKW-Ticket hat, eine Radkralle angelegt. An anderer Stelle wird lautstark mit Polizei und Parkplatzpersonal diskutiert. Hier bleiben wir nicht. Aber leider sind auch die zunächst kostenlosen Plätze im Halte- und Parkverbotsbereichen schon lückenlos dicht belegt.



    Wir überqueren die Alpillen und fahren nach Les Baux-de-Provence. Schon weit vor dem Ort stehen an der Zufahrtsstraße Parkscheinautomaten und der Fahrbahnrand ist dicht besetzt. Wir berappen 6,50 € für dreieinhalb Stunden und steigen hoch in den Ort. Im Dorf selbst ist alles auf Tourismus ausgelegt, es herrscht dichtes Menschengedränge und Stimmengewirr in Sprachen aller Länder. An den vielen Restaurants, Souvenirläden und Herbergen schlendern wir vorbei. Unser Ziel ist das Felsplateau mit den Ruinen der einst gewaltigen Burg, die sich im Besitz der Familie Grimaldi befindet. Die fürstliche Flagge weht hoch über dem Berg.



    Im Museum entrichten wir 20,- € für uns beide, bekommen einen Audioguide und dürfen auf das weiträumige Areal. Hier verläuft sich der Besucherstrom deutlich und man kann die einstige Größe, die Mystik des Ortes erspüren. Was ist hier natürlich, was ist bearbeitet? Man kann es kaum unterscheiden, es fügt sich organisch. Wir steigen auf und ab, in die Keller und hoch oben auf den letzten Ausguck. Der große Garten der Provence liegt uns zu Füßen.



    Viele Dichter waren hier, Reiner Maria Wilke beschrieb die Magie dieses Ortes. Auch die Autoren der „Provenzalischen Reise“ besuchten in den Siebzigern diesen Ort, nachdem ihnen in Marseille ihr VW-Käfer aufgebrochen und das Reisegepäck gestohlen wurde.
    Unten am Auto spricht uns ein französisches Paar an. Sie hätten das gleiche Fahrzeug und wären sehr zufrieden damit.
    In Maussane-les-Alpilles finden wir einen schönen Campingplatz.
    Auf unserem Stadtrundgang entdecken wir ein Geschäft mit regionalen Produkten. Mehrere alte Gebäude einer Häuserzeile wurden zusammengefasst und liebevoll ausgebaut. Auf großzügiger Fläche werden Obst und Gemüse, Käse, Fleisch und Wurstwaren, Wein und Öl angeboten. Alles sehr gut präsentiert, und zu vernünftigen Preisen.
    Als wir danach wieder am Campingplatz eintreffen, sind die Zugänge mit Eisengittertoren verschlossen. Der der Zettel mit dem Zugangscode liegt im Auto, weil wir dachten es ist nur für die Schranke. Einem wenig später dazugestoßenem holländischem Paar geht es ebenso. Auf Klingeln reagiert niemand und so biegen wir mit vereinten Kräften den Torflügel soweit, daß immer einer sich durchquetschen kann, zum Glück sind alles schlanke Personen.


    Donnerstag, 26. September 2019.
    Frühmorgens sind wir auf Straßen mit phantastischen Aussichten unterwegs. Weit schweifen die Blicke über die Landschaften der Alpilles. Lamanon ist unser erstes Ziel. oberhalb dieses Ortes liegt die Felsenstadt Grottes de Calés. Ebenso wie Les Baux gestern ist dies ein magischer mystischer Ort, aber ganz ohne Menschenmassen und Eintrittsgebühren. Wir sind allein hier.



    Langsam müssen wir uns in Richtung Norden halten. Wir streifen die Vororte von Avignon. In der Stadt waren wir schon, in Orange auch. Doch da halten wir am Arc de Triomphe für ein paar Fotos. In Mornas werden wir endlich auf die Festung steigen, das haben wir uns schon jahrelang vorgenommen, immer wenn wir im Rhônetal daran vorbeikamen. Voriges Jahr auf dem Wege von Marokko hätten wir es beinahe geschafft. Auf halber Höhe waren die Öffnungszeiten angeschlagen, so dass uns damals die Enttäuschung erspart blieb kurz vor Schließung oben anzukommen.



    Vor dem Ort ist der Parkplatz neu gestaltet und frisch asphaltiert. Das war voriges Jahr noch nicht.
    Auf dem neuen Asphalt liegen an verschiedenen Stellen einige Häufchen der typischen Kristalle von Autoglas. Während wir im Auto sitzen und essen fällt uns ein abgeranzter weißer Renault Rapid mit vollkommen unkenntlichen verbogenen Nummernschildern auf. Das mit zwei Männern besetzte Auto parkt auf dem wenig belegten großen Platz mal hier mal dort ein und umkreist uns die ganze Zeit. Wir warten noch ein wenig, fahren dann vom Parkplatz weg, in den belebten Ort und stellen die blaue Zitrone in die kleine Geschäftsstraße vor der Fleischerei ab, dann steigen wir zur Festung hoch. Es ist sehr heiß heute und der Weg wird uns echt sauer. Oben angelangt werden wir vom schönen Burgfräulein im Kostüm empfangen und mit einem Übersichtsplan in Deutsch ausgestattet. Von hier oben hat man einen weiten Überblick über das Rhônetal.



    Ganz in der Nähe kennen wir einen Übernachtungsplatz in Mondragon. Dort können wir abends noch in der Sonne sitzen.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
    Unsere Reisen:
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  • Freitag, 27. September 2019.
    Am heutigen Tag müssen wir ein paar Kilometer mehr schaffen und nehmen ab Boulene die Autobahn. In Lyon fahren wir die Route durch die Tunnel in der Stadt. Vor Chalon nehmen wir die Abfahrt von der A6 und kaufen in Lux in einem riesigen Leclerc Hypermarché. In der letzten Zeit haben wir uns nur in kleinen Geschäften und auf Märkten versorgt. Da wirkt das hier doch ein wenig beängstigend und man investiert eine Menge Zeit um das Richtige zu finden. Dem Supermarkt angeschlossen ist auch eine große Tankstelle die, wie vorhergesehen, nur markteigene Karten an den Selbstbedienungszapfsäulen akzeptiert. Doch dann gibt es wider Erwarten eine Spur mit einem Kassenhäuschen, mit einem echten Menschen drin, bei dem sogar Barzahlung möglich ist. Das wir hier nicht volltanken, wird sich später als Fehler erweisen.
    Auf dem altbewährten Wohnmobilplatz in Seurre scheitern wir. Den alten schön gelegenen Platz gibt es nicht mehr. Der neue Platz ist näher am Ort, aber mit einer Schranke gesichert. Man muß vorher an einem Automaten eine Menge persönlicher Daten eingeben, eine Mitgliedskarte des Stellplatzkettenbetreibers erwerben, dann öffnet sich vielleicht die Schranke. Es steht nur ein Fahrzeug auf dem Platz. Wir fahren weiter nach Dole hier ist auch kein uns genehmer Übernachtungsplatz zu finden. Wir sind zu anspruchsvoll geworden auf dieser Reise. An der Loue werden wir etwas finden. Wir kommen wieder in sehr ländlich geprägte Regionen. Ein malerisch gelegenes Restaurant mit Stellmöglichkeit hat leider geschlossen. In Arc-et-Senans sehen wir ein großes Gebäude mit außergewöhnlicher Architektur, wenige Meter danach auch einen Übernachtungsplatz. Der Platz ist gut besucht und wir kommen auch gleich mit einem Mann aus Dresden ins Gespräch. Er ist mit seiner Frau auf dem Weg nach Spanien. Wir entscheiden uns für eine abendliche Ortserkundung. Es fängt an zu regnen. Der Ort ist nicht sehr sehenswert, aber dafür die königliche Saline um so mehr.



    Die hat schon geschlossen, also dann ein Abendmenü. Das Essen ist lecker und das Restaurant später auch sehr gut besucht. Uns fällt auf, dass wir hier in Frankreich zum Abendessen fast immer die Ersten Im Lokal sind.


    Samstag, 28. September 2019.
    Gleich nach Öffnung der Museen treten wir an zur Salinenbesichtigung. 1775 bis 1779 wurde im Auftrag des französischen Königs Ludwig XV von dem visionären Architekten Claude Nicolas Ledoux diese Salzstadt errichtet. Ein in sich geschlossenes Ensemble von Gebäuden beherbergte die Produktionsstätten und auch die Wohnungen der Arbeiter und Angestellten.



    Nicht nur die Salzherstellung selbst, auch an alle Versorgungs- und Nebengewerke wie Bäcker, Fleischer, Böttcher, Schmiede war gedacht. Die Siedesalzherstellung wurde jedoch schon bald nach der Eröffnung unrentabel und eingestellt. Es ist ein Wunder, das die Gebäude fast vollständig bis heute erhalten sind. Sie beherbergen jetzt einige Museen, Ausstellungen und ein Hotel. Mit einem Ticket kann man alles besichtigen, die Ausstellung über den Architekten Ledoux mit eindrucksvollen Modellen seiner Bauten, die Ausstellung über die Salzgewinnung in aller Welt, die Jules-Verne-Ausstellung, 50 Jahre Woodstock, die Mustergärten und anderes mehr.



    Kurzfristig entscheiden wir uns, nicht über Muhouse nach Deutschland zu fahren, sondern hier in Frankreich einfach quer durch.
    Wir treten die Weiterfahrt an über Quingey, Besançon, Épinal, Baccarat und Sarrebourg an. In Epinal sind die Gelbwesten aktiv sie haben Straßensperren aufgebaut, und verteilen Flugblätter.
    Abends stehen wir am Marne-Rhein-Kanal bei Niderviller. In dieser Gegend waren wir noch nie.
    Wir sitzen vorm Auto, beobachten die Jachten und Hausboote auf dem Kanal und trinken Wein aus der Provence. Von gestern zu heute sind wir in eine andere Klimazone geraten. Das Laub an den Bäumen färbt sich, es ist kälter, der Sommer ist zu Ende.



    Sonntag, 29. September 2019.
    Die Marina am Kanal, wo wir gerade stehen, gehört einer deutschen Firma aus Waren an der Müritz, lesen wir an der Informationstafel. Sie betreiben hier den Bootsanleger und den Wohnmobilplatz, auch Zimmer sind im Angebot.
    Bei Arzviller kann man einen Blick in den mehrere Kilometer langen Kanaltunnel werfen. Wir haben Glück es kommt gerade ein Boot herausgefahren.



    Beschauliche kleine Dörfer liegen an unserer Strecke. Und dann haben wir ein Problem. Wir finden keine Tankstelle. Die kleinen Tankstellen am Wegesrand haben alle für immer und ewig geschlossen, wie man deutlich sehen kann. Die Supermärkte haben am Wochenende nur Selbstbedienung mit Kundenkarte. Eigentlich hatten wir vorgestern wegen des hohen französischen Preises nur so viel getankt um über Mulhouse nach Deutschland zu kommen. Als wir die Strecke umdisponiert haben, rechneten wir nicht damit, in dieser Gegend keinen Sprit zu finden. Inzwischen sind wir auf der A 35, Anspannung macht sich breit. Wir trauen uns auch nicht mehr von der Autobahn abzufahren um für die Suche noch mehr zu vergeuden. Endlich kurz nach der Grenze in Kandel die rettende Zapfsäule. Es gehen 119 Liter in unseren Tank, das war knapp.
    In Gleiszellen schauen wir noch bei unserem Lieblingswinzer vorbei, es ist leider niemand da.
    So sind wir dann am späten Nachmittag in Mainz auf dem Wohnmobilstellplatz, weil morgen ein Termin in der Uniklinik ansteht. Leider wird es nichts mehr mit draußen im Klappstuhl sitzen. Ein fieser, kalter Herbstregen geht nieder.

    Pössl Roadcamp Citroën, seit 12/2011, ab 7/2020 das Gleiche nochmal, mit etwas Fahrwerksoptimierung
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