Reisebericht Litauen, Lettland, Estland August September 2019

  • Die Grenzpassage in Narva ist, wenn man sich an die Spielregeln hält, unproblematisch. Auch uns hat Estland von den Dreien am besten gefallen aber der Höhepunkt unserer Reisen lag jenseits der Grenze. St. Petersburg ist einfach ein Traum. Es war ein sagenhaftes Erlebnis, nachts mit dem Fahrrad entlang der Newa zu fahren und das Öffnen der Brücken zu erleben.
    Euch wünsche ich weiterhin eine tolle Zeit und sage Danke für die Berichte und die schönen Bilder.

    Viele Grüße.
    Karsten

    2005 bis 2010 Pössl 2-WIN / 2010 bis 2015 Pössl Roadcruiser Nr. 1 / seit Juli 2015 Pössl Roadcruiser Nr. 2

  • der einzigen Autofähre der Gauja, handbetrieben!!!


    ...und genau DIE liegt in meiner derzeit geplanten Streckenführung.


    @skydiverulli
    Ullrich, meinst du, diese Fähre trägt auch unseren 5,40iger "Light"? (mit seinen knapp 3,5 to)
    Wahrscheinlich werde ich anschließend an das händische Rüberkurbeln wohl dringend ein Spa Hotel zwecks mehrtägiger Erholung brauchen.


    Wie ist die Strömungsgeschwindigkeit der Gauja? Von deinen Bildern her müsste das mit dem Kanadier doch auch entgegen der Strömung zu schaffen sein? *grübel*

    Ralph.
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    Knaus BoxStar Road, L.5,41m, Fiat 2,3L 130PS Multijet, Bj. 2015, Raumbad

    Einmal editiert, zuletzt von rosenzausel ()

  • ...und genau DIE liegt in meiner derzeit geplanten Streckenführung.


    @skydiverulli
    Ullrich, meinst du, diese Fähre trägt auch unseren 5,40iger "Light"? (mit seinen knapp 3,5 to)
    Wahrscheinlich werde ich anschließend an das händische Rüberkurbeln wohl dringend ein Spa Hotel zwecks mehrtägiger Erholung brauchen.


    Wie ist die Strömungsgeschwindigkeit der Gauja? Von deinen Bildern her müsste das mit dem Kanadier doch auch entgegen der Strömung zu schaffen sein? *grübel*


    Von wegen Gewicht sollte passen. Standen immer zwei PKW drauf von der Sorte mindestens 1,5 Tonnen pro KFZ.


    Gauja aufwärts, geht . Aber dann nur als sportliches Ausdauerorogramm! Hat dann NICHTS mehr mit gemütlichem Paddeln zu tun!

    Lieben Gruß von der Ostsee, Ulrich
    Fiat Ducato 290 Malibu 640 mit Alko ACS Umbau EZ: 5-2015 148PS

  • Danke Ullrich,
    also bleibt diese Fähre schonmal auf der von mir angedachten Wegstrecke.
    Und das mit der Strömung werde ich mir dann vor Ort anschauen müssen.
    Wäre allerdings auch nicht das erste Mal, wo uns Rufe entgegen schallten "Ihr fahrt voll in der falschen Richtung" :P

    Ralph.
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    Knaus BoxStar Road, L.5,41m, Fiat 2,3L 130PS Multijet, Bj. 2015, Raumbad

  • Naja, nicht alles "wo der Asphalt fehlt" und der Untergrund fest ist, ist damit auch gleich eine "Schotterpiste" ;)


    In Schweden sind solche "unbefestigten" Strecken Kreis oder Gemeindestraßen und sind größtenteils besser zu befahren als deutscher Schlaglochasphalt.

    Ralph.
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    Knaus BoxStar Road, L.5,41m, Fiat 2,3L 130PS Multijet, Bj. 2015, Raumbad

  • Naja, nicht alles "wo der Asphalt fehlt" und der Untergrund fest ist, ist damit auch gleich eine "Schotterpiste" ;)


    In Schweden sind solche "unbefestigten" Strecken Kreis oder Gemeindestraßen und sind größtenteils besser zu befahren als deutscher Schlaglochasphalt.


    Tschuldigung, dass ich auf die Schotterpiste hingewiesen habe.


    Mein Hinweis galt der Schotterpiste in Lettland, in Schweden waren wir lange nicht mehr;).


    Michael

  • Der eine und andere wird es vielleicht bemerkt haben dass sich meine Begeisterung bis hierher an manchen Tagen im Begrenzung gehalten hat. Es gab Sachen, die mir wirklich sehr gut gefallen haben wie Nationalpark Ausflüge , Gauja-Nationalpark, und anderes, aber es gab auch andere Dinge, wo sich die Begeisterung in Grenzen hielt. Das war z.b. völlig anders in Norwegen, wo wir aus dem Staunen überhaupt nicht mehr herauskamen. Oder auch im Baskenland, wo wir jeden Tag begeistert waren von dem was wir gesehen haben. Waren das hier immer wieder einzelne Spots die uns außerordentlich gut gefallen haben, waren daneben auch wieder Dinge die unserer Meinung nach nicht so berauschend waren. Selbstverständlich ist das unser ganz individueller Eindruck und Geschmack.


    Heute jedoch war ich mal wieder völlig begeistert von dem was wir gesehen haben. Sonia geht es genauso. Wir waren heute den ganzen Tag in Tallinn nachdem wir morgens hier am Hafen wach geworden sind. Tallinn ist einfach richtig cool. Richtig geil. Tallinn gefällt uns einfach nur gut. Natürlich sprechen wir hier nur über die historische Altstadt Tallinn. Auf der Fahrt von unserem Stellplatz am Segelhafen in dieser Altstadt haben wir das eine und das andere mit aufgenommen, hat uns aber nicht großartig beschäftigt. Wir sehen jedoch, dass Tallinn eine Stadt ist die dabei ist sich mächtig heraus zu putzen. Es tut mir jetzt schon leid zu sehen, das es Tallinn ganz bestimmt so gehen wird wie Dubrovnik, Barcelona und ähnlichen Städten. die Kreuzfahrtschiffe machen heute schon im Hafen Halt und werfen tagsüber ihre tausenden von Fahrgästen ab die dann abends wieder ihr Schiff besteigen. Ich durfte länger mit einer jungen Estin sprechen die sehr gutes Deutsch sprach weil in Deutschland studiert, und sie erzählte, wie es manchmal abgeht in Tallinn, wo man praktisch keinen Platz mehr hat um durch die Altstadt zu gehen. Gleichzeitig erzählt sie mir jedoch auch, dass ihre Familie gerade in Barcelona im Urlaub ist und sich dort die Stadt anschaut. Das ist die paradoxe Welt in der wir leben. Ansonsten staune ich immer wieder über die hohe Dichte von absoluten Edelkarossen. Dicke Mercedes sind langweilig, Bentley Maybach Ferrari, alles zu sehen hier. Es muss ja finanziell mächtig was abgehen. Ich hoffe nur, die Rechnung geht auf. Ich wünsche es den Esten sehr, dass sie alle gemeinschaftlich profitieren von dem Aufschwung ihres neuen jungen Landes. Wir fühlen uns hier richtig wohl!
    Wir waren übrigens Essen im veganen Restaurant


    https://www.plantfood.ee/


    was uns richtig gut gefallen hat. Klare Empfehlung!


    Am Segelhafen kann man wirklich gut stehen, mit dem Rad sind es 10 Minuten in die Altstadt. Kostet 20.-Euro die Nacht, Toiletten und Strom incl. - Duschen kosten drei Euro. :)
    Alternativ ist auch eine Möglichkeit direkt unterhalb der Altstadt, ein Bezahlparkplatz. Kostet 9.-Euro den Tag/24 Std. aber ohne jegliche Infrastruktur und bei weitem nicht so schön. Nur um eine Nacht zu stehen würde es mir aber ausreichen.


    Bilder folgen, bin kaputt!


    Heute gesehen in Tallin! Ab sofort bin ich Estland-Fan!!!


  • Ich will nicht weg von hier. Nachdem wir gestern ja schon einen sehr schönen Tag in Tallinn verbracht hatten und in Anbetracht der Tatsache, dass wir ja auch den Rückweg antreten müssen gedacht haben, dass wir uns heute schon ein Stück des Weges Richtung Süden aufmachen, haben wir uns heute doch von Tallinn überreden lassen, noch ein bisschen zu bleiben. So ist das wenn eine Sache ihren Reiz ausübt.


    Sonia hatte den Wunsch noch das Kunstmuseum kumu zu besuchen, und zum anderen wollten wir noch das Stadtteil Kalamaja uns ansehen. Beides war phänomenal. Das Kunstmuseum hat mich ein Stück weit erinnert an das Guggenheim Museum in Bilbao, und der Stadtteil Kalamaja hatte ein bisschen von Peenemünde und seinen alten Beton Anlagen aus dem 2.Wektkrieg, dies jedoch viel größer und viel spektakulärer. Hier verrotten ehemalige sowjetische militärische Hafenanlagen neben völlig neu hochgezogenen Penthouse Häusern direkt am Wasser. Völlig neue Stadtviertel entstehen, allerdings mit Sicherheiten nur für die Upper Class. Im Erdgeschoss befinden sich Art galleries und Juweliere, wo sicher kein Normalverdiener Kunde sein wird. So sehen wir immer wieder diese krassen Gegensätze in tallinn, auf der einen Seite Mega Reichtum, auf der anderen Seite eine Künstlerszene, die sich noch ihren Namen machen muss und Unterkunft in den noch Baracken sucht. 100 m vom Kunstmuseum renovierte Häuser für viel Geld(Millionen) auf der gegenüberliegenden Seite soziale Brennpunkt Wohnungen. Gegensätze sind selten so nah beieinander zu beobachten. Es ist für mich fast unglaublich zu sehen, was hier ganz offensichtlich an Geld in die Hand genommen wird und investiert wird. Alte Anlagen, die bei uns in Deutschland sofort abgesperrt sein würden weil man Angst hat dass sich jemand daran verletzt, sind hier alle noch frei zugänglich. Das macht die Sache sehr spannend. Uns hat Tallinn auf jeden Fall sehr gut gefallen und wir wünschen dieser Stadt, dasseie nicht von noch mehr Touristen überrannt wird und sie damit weniger attraktiv sein würde.


    Gegen 16 Uhr waren wir wieder am Auto, gegen 17 Uhr haben wir uns auf den Weg Richtung Süden gemacht und stehen jetzt in Rummu Quarry, etwa 30 km südwestlich von Tallinn, wo es ein im See untergegangenes ehemaliges Gefängnis gibt. Dies ist ein sehr begehrter Hotspot für Taucher.


  • Auf dem 4rten Bild von unten sieht man rechts am Rand ein Teil des Eesti Meremuuseum
    Der ehemalige Seeflugzeughangar
    http://meremuuseum.ee/en/estonian-maritime-museum/
    Auch einen Besuch wert, wenn man in Tallinn verweilt.


    Man könnte noch soviel machen, und wir würden es auch gerne, aber in 1 Woche müssen wir wieder "unten" sein...

  • Man könnte noch soviel machen, und wir würden es auch gerne, aber in 1 Woche müssen wir wieder "unten" sein...


    Genau DAS wird uns so dann auch auf unserer Ostseeumrundung im kommenden Jahr begleiten.
    Irgendwie locken dann AUCH die noch kommenden Ziele. Andererseits zieht das Gegenwärtige einem immer wieder die Backenbremse an, sich doch bitte noch tiefer und intensiver auf das Gegenwärtige mit seinen Menschen einlassen zu wollen. Kennenlernen ist eben mehr, als dies nur digitalisiert einpacken zu können.


    Das einzig störende an deinen letzten Bildern von Tallinn ist für mich diese "schwimmende Dopplehaushälfte" im Hintergrund.
    Als Bauwerk wäre solch ein Stahl-Plattenbau in Tallinn sicherlich nicht genehmigungsfähig, als bewegliches "Schiff" darf es dort liegen. Fährt ja auch wieder, nur das dann jeden Tag ein anderes.
    Bringt so ohne Zweifel auch etwas Geld in die Stadt, die Gastronomien werden es danken.
    Der Boom aus "ich muss mich zwar nicht groß bewegen und ich komme dennoch überall hin" (erst mit der Kerosinwaffe zum Pier, dann mit dem Ölverbrenner zu den "Hotspots" der Welt) erschreckt mich.


    Tausende finden das "gut", sonst gäbe es diese Stahlriesen nicht, die irgendwann in der Zukunft wohl niemand mehr auch wieder entsprechend komplett auseinander schweißen dürfte.
    Hier am Niederrhein sterben derzeit schier alle Amseln an einem Virus.
    Ebenso tausende, eine vielerorts schier unbemerkte Naturkatastrophe. Es ist still geworden in unserem Garten.
    Das betrübt mich sehr, macht mich nachdenklich, wie sehr alles in der Natur sinnig in sich verwoben ist, wie sehr wir heute wirklich noch naturverbunden sein können.
    Genau diese Gedanken werde ich auch mitnehmen auf unsere Reise durch das Baltikum und über den Norden Skandinaviens.
    Durch die dort "noch unberührten" Naturregionen dieser mir heute eher noch fremden Länder.


    *Danke für deine tollen, inspirativen Bilder und Kommentierungen*
    tippt

    Ralph.
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    Knaus BoxStar Road, L.5,41m, Fiat 2,3L 130PS Multijet, Bj. 2015, Raumbad

  • Im Schnelldurchgang: Von Tallin sind wir nach Rumm gefahren. Dort gibt es ein "versunkenes Gefängnis" in einem See. Wird als Tauchmöglichkeit gerne genutzt und wird auch gewerblich betrieben. Wir kommen abends und fahren morgens mit unserem Kanadier zum Gelände was von außen nicht zugänglich war. Haben ein super Glück mit dem Wetter! Wie wir Stunden später abfahren, Hagelregen.....



    Dann sind wir grobe Richtung Vilneus, wollen aber auf dem Weg diverse Punkte abfahren. Als erstes den Kreuzhügel bei Jurgaičiai,



    Dann sind wir nach Zarasai

  • Haben noch Halt gemacht in dem netten Örtchen Birzai. Hier kann man wirklich sehr schön verweilen. Nett! Wir fahren mit dem Rad eine Runde um den Ort mit seinem See und sind etwa 2 Stunden später wieder im Auto und fahren weiter! Prima Lokation war das.


  • Dann geht es weiter nach Zarasai, wo die Attraktion des Ortes ein sehr interessanter Seesteg ist. Cool gemacht! Sehr schön! Auch hier kann man gut stehen was wir für die Nacht auch tun. Direkt am See, versteht sich. Wasserski und diverse andere Freizeitaktivitäten sind auch hier möglich.





    Weiter Richtung Vilnius.....

  • Wie geht es weiter? Heute nach einer guten Nacht am See wach geworden, haben wir uns dann aufgemacht weiter Richtung Süden, suchen gerade den geographischen Schnittpunkt Europas auf. Zu bemerken an dieser Stelle für mich ganz klar ist, Litauen wo wir ja gerade sind, ist völlig unterschiedlich. Wie wir im Westen des Landes von Nord nach Süd bzw dann auch von West Richtung Ost gefahren sind, hatte ich zeitweise ein richtig genervtes Gefühl weil es so öde war.Um so weiter wir dann aber Richtung Osten kamen, umso attraktiver wurde es. Platte graue mehr oder weniger landwirtschaftlichen Flächen wurden durch grüne saftige Wiesen bzw Wälder mit richtigen Erhebungen mehr und mehr ersetzt. Zwei für uns völlig verschiedene Seiten Litauens. Nach den gewonnenen Eindrücken würde ich ganz klar sagen, dass der Osten von Litauen sehr viel attraktiver ist als der Westen Litauens.



    Was würdest du sagen? Wo liegt das Zentrum Europas? Ich würde es gefühlsmäßig irgendwie in Deutschland :) verorten, dann ist noch ein bisschen rechts und dann bisschen links ein bisschen drüber und ein bisschen drunter. Vielleicht geht es Dir ähnlich? Sind wir aber beide verkehrt. Ural-Gebirge und so haben wir in der Regel nicht auf dem Plan. Die Koordinaten des geographischen Zentrums Europas liegen unweit von Vilnius etwa 20-30 km nördlich von Vilnius. Und auch wenn etliche andere Länder sich eines geographischen Mittelpunktes rühmen, liegt das tatsächliche und einzige geographische Zentrum Europas in Litauen! Dies haben Messungen des französischen national Institut für Geographie ergeben. diese Tatsache findet sich auch wieder im Guinness-Buch der Rekorde. Der Besuch dieses geographischen Zentrum Europas empfinde ich jedoch als etwas ernüchternd. Völlig geschrottete Holzbrücken wo mehrere Planken komplett fehlen, überhaupt nicht gepflegte Rasenanlage mit zwei wahrscheinlich auch aus meinen Steuergeldern finanzierten Holzhäusern, wo mit weißen Buchstaben oben dran steht: "Europas geografisches Zentrum". Die beiden Holzhäuser sind von außen schön anzusehen, ich hätte sie zu Hause gern, doch ich werde sie weder besitzen noch kann ich sie betreten. Sie sind beide geschlossen.


    Um die gepflasterte Fläche wo überall der Rasen zwischen den Steinen hochkommt, gibt es eine Fläche von 100 Quadratmetern, wo bestimmt 25 Gewindestangen von 20 cm Höhe aus dem Boden ragen. Sollte dort sich ein Kind dran verletzen indem es mit dem Thorax drauf fällt, kann das u.U. zum Tode führen. Ich verstehe nicht, warum das an so offiziellen Plätzen sein muss. Drückt das den Stolz der Litauer aus, Europäer zu sein?




    Die Litauer, welche hier mit ihren Kindern einen Kindergeburtstag auf der Terrasse des "Europäischen Biographischen Zentrums" die für jeden frei zugänglich ist, feiern, erzählen mir, das es schon seit langem geschlossen hat. Ähnlich ging es uns vor etwa einer halben Stunde. Etwa 20 km nördlich von hier, hatten wir einen Hinweis gesehen auf ein Observatorium. Wir wussten nicht genau was sich dahinter verbirgt, sind dann den Hinweisschildern einfach gefolgt. Auf dem Weg dorthin dachte ich, dass sich niemand hierher verirren wird. Plötzlich trauen wir unseren Augen nicht. Ein völlig utopisches Gebäude taucht plötzlich auf. Ich meine sofort das es etwas militärisches sein muss. Es stellt sich heraus, dass es ein Museum ist für Raumfahrtgeschichte welches den Google Rezessionen nach, auch eine gut Ausstellung besitzen soll. Es ist geöffnet, aber es ist doch nicht geöffnet. Die Mitarbeiterin vorne an der Kasse sagt uns, dass sie nur Gruppen einlassen. Woraufhin ich ihr sage, meine Frau und ich sind eine Gruppe. :) Wir hätten uns zwei Stunden später einer angemeldeten Gruppe anschließen können. Dazu hatten wir keine Lust und sind dann weiter gefahren. Schade. Aber so geht Tourismus glaube ich nicht.


    Etnokosmologijos muziejus, Kulionys


    Auch an dieser Stelle muss ich leider sagen, dass mich die Unfreundlichkeit der Litauer, nicht der Esten (!), immer wieder ein wenig traurig macht. Egal ob es an einer Tankstelle ist, am Supermarkt, oder eben in diesem Museum. Bevor man irgend etwas an Informationen von diesem Menschen bekommt, braucht es eine ganze Weile. Vorhin an der Tankstelle, hat mich die Tankstellen Kassiererin 5 Minuten an der Zapfsäule allein an der Tankstelle probieren lassen, bis dann klar war, dass an der Zapfsäule nichts mehr passiert. Obwohl das Display an war. Erst ein anderer Kunde machte mich nachdem ich ihn angesprochen hatte und ihn dazu gefragt habe, darauf aufmerksam, dass diese Zapfsäule nicht funktioniert. Ich habe keine Ahnung wie die Litauer sind wenn ich dann abends mit ihnen am Biertisch setze. Aber die ganz normalen täglichen Zusammentreffen verlaufen für meine Begriffe unfreundlich. Und ich glaube nicht, dass es sich hier um eine vorschnelle Einschätzung handelt. Leider eine für uns völlig durchgängige Beobachtung. Ganz anders z.B. in Estland, sehr nette aufgeschlossene Menschen die wir getroffen haben.



    Trotzdem hat es wie gesagt Spaß gemacht, hier im Osten Litauens unterwegs zu sein. Es war immer wieder etwas Schönes zu sehen. Jetzt sind wir in Vilnius angekommen. Hier fand irgend einMarathon statt, weswegen der Verkehr, der wahrscheinlich schon sonst etwas chaotisch ist, noch chaotischer war. Wir konnten nicht wirklich vordringen zu dem eigentlichen Wohnmobilstellplatz. So finden wir uns jetzt wieder auf dem etwas außen vor gelegenen City Campingplatz. Völlig okay hier, 22 Euro. Vilnius, we're coming.



    Es ist abends 22 Uhr. Wir sind wieder am Campingplatz angekommen. Haben geduscht, gegessen haben wir in Vilnius. Wie fanden wir Vilnius? Die Antwort auf diese Frage ist doch sehr subjektiv. Der Grund ist, dass wir mit dem Rad etwas über 10 km Strecke hatten um in die Altstadt von Vilnius vorzudringen. Das Radfahren in Vilnius ist aber leider eine einzige Katastrophe. Ich glaube nicht, dass man es anders benennen kann. Eine wirkliche Infrastruktur für Radfahrer die zusammenhängend ist, gibt es leider überhaupt nicht. Es scheint niemanden zu geben, der sich wirklich damit beschäftigt, das es auch eine gewisse Notwendigkeit hat, den Radfahrern ihren Platz zu geben. Am laufenden Band enden ein eben noch wunderbarer Radweg an 30 cm hohen Bordsteinkanten oder ähnlichen Dingen. Mit dem Mountainbike wäre das alles kein Problem, wir aber mit unserem Tandem müssen dann immer aufwendig umherfahren bis wir irgendwo eine Möglichkeit sehen, auf die gegenüberliegende Straßenseite zu kommen. So sind wir dann auf dem Rückweg heute Abend einfach mit auf der Straße gefahren, was doch ein wenig Nervenaufreibend war. So macht Radfahren keinen Spaß. Und so könnt ihr euch vorstellen, dass unser Eindruck von Vilnius davon natürlich etwas getrübt war. Aber dennoch, Vilnius hat eine wirklich schöne Altstadt die es zu besuchen gilt. Dies haben wir dann heute Nachmittag / Abend zum Teil auch schon getan, und werden dies morgen noch fortsetzen. Definitiv werden wir uns morgen aber der Altstadt in Vilnius anders nähern als mit dem Rad. Wahrscheinlich nicht so Co2 neutral......

  • Sitze in Vilnius in einem schattigen Hinterhof. Sonia schaut sich um Souvenirläden in den sehr sehr schöne Leinen Artikel hergestellt werden. Wir sind jetzt etwa drei Stunden unterwegs in Vilnius nach einer Busfahrt vom Campingplatz zum Busbahnhof. , Von dort sind wir dann zu Fuß in die Stadt gelaufen dort trafen wir ein deutsches Ehepaar , welches wir bereits getroffen hatten am geografischen Zentrum Europas. Diese hatten Juliana zur Begleitung. Juliana kommt aus Vilnius, hat hier 37 Jahre an der Universität als Germanistin gearbeitet. Mit ihr durften wir durch das Gelände der Universität gehen und uns die i Gebäude ansehen. Wenn man dann jemanden dabei hat, der wirklich zu allem eine Geschichte zu erzählen hat, kann es schon sehr lang werden. Trotzdem ist es dann umso interessanter. Auf die Frage wie sich Juliana heute als Litauerin fühlt, sagt sie mir: ist es nicht ein großes Wunder, das es Litauen wieder auf der Landkarte gibt? Sie und die meisten Mitbürger ihres Landes wären sehr dankbar für die Veränderungen die in den letzten Jahrzehnten vonstatten gehen. Sie erzählte davon, wie die Kirche die heute wieder halbwegs hergerichtet ist, als Lagerstätte umfunktioniert wurde. Seit 1990 Stück für Stück wieder zurück gebaut als Kirche und steht heute neben der Aula der Universität von Vilnius. Sie ist eingerahmt in das Leben der jungen Litauer die hier ein und ausgehen und sich für das Leben ausbilden lassen. Man muss sich das ja klar machen, dass Litauen, ich glaube keine zwei Millionen Einwohner hat. Entsprechend ist es zu bewerten, das Vilnius hier eine eigene Universität betreibt.


    Gleichzeitig erzählt Juliana, dass sie in dem festen Bewusstsein lebt, dass sie die Korruption geerbt hätten als Volk der Litauer. Sie würde sich keine Hoffnung machen, dass dies irgendwann komplett ausgemerzt wird. Ich höre diese Bemerkung von Juliana, und frage mich, was das wohl damit zu tun hat, dass ich hier so viele Nobelkarossen auf der Straße sehe, wie glaube ich nie zuvor. Ich kann mich nicht erinnern, so viele Bentleys z.b. in Nizza gesehen zu haben. Der einzige Ort ziemlich viele dermaßen teure Autos gesehen zu haben, ist vielleicht das Spiel Casino in Monaco.



    Dennoch, Juliana ist froh und dankbar das ihr Land heute diese neuen Möglichkeiten hat. Sie lädt uns noch ein zu einem alten Mann aus Vilnius ein, der in russischen Arbeitslagern mehrere Jahre gesessen hat. Dieses lieb gemeinte Angebot würden wir eigentlich gerne wahrnehmen, denn wir wissen, dass diese Zeit-Zeugen übermorgen alle tot sein werden. Wir entscheiden uns aber dennoch, uns diverse andere Dinge in dieser schönen Stadt Vilnius anzusehen.


    Vilnius ist wirklich cool und interessant anzusehen. Es ist eine riesen Baustelle, eine Baustelle die wahrscheinlich zu vergleichen ist mit der Baustelle die wir vor 30 Jahren mit Ostdeutschland hatten.


    Wir besteigen den Aussichtsturm der Uni in Vilnius. Super Ausblick. Laufen durch die wirklich schönen Gassen und Straßen, sehen auch hier immer wieder die Gegensätze zwischen wirklich arm und wirklich steinreich. Manchmal kaum vorzustellen, wie dort die Menschen leben. Die armen wie die reichen.


    Dann steuern wir noch das "autonome Viertel" Utzopio an. Ein Künstlerviertel, welches ganz selbständig seine Selbstständigkeit ausgesprochen hat. Es gibt eine selbstverfasste Verfassung, die wirklich sehr interessant zu lesen ist. Überall werden Kunstwerke an zum Teil skurrilsten Orten die man sich vorstellen kann, ausgestellt. Sehr kultiges Viertel, was man auf jeden Fall besuchen sollte, sollte man den in vilnius sein. Just by the way haben wir auch den Wohnmobilstellplatz in Vilnius mitten in der Stadt gelegen im Vorbeigehen gefunden. Wer also Interesse hat, kann sich die Koordinaten bei mir gerne abholen.



    Vilnius es wirklich cool. Ich weiß momentan noch nicht, was mir besser gefällt. Vilnius oder Tallinn? Auf jeden Fall beides Städte, die ich jedem Stadt- Touristen empfehlen würde Sich an zu sehen. Bei beiden Städten würde ich empfehlen, Zeit mitzubringen.


    In Utzupio haben wir dann noch die Freude mit einer Dame aus Vilnius zu sprechen. Sie weist uns kurz in das Viertel ein, gibt uns noch ein paar Hinweise wofür wir sehr dankbar sind. Immer wieder, wenn wir mit den Menschen hier Kontakt haben, so habe ich das Gefühl, geht es sehr schnell um die erlangte Freiheit bzw die Zeit unter der russischen Besatzung. Etwas, worüber ich mir natürlich nie wirklich Gedanken gemacht habe. Würden wir doch nur begreifen, wie wertvoll es ist, unter den uns bekannten demokratischen und Freiheitlichen Spielregeln die wir gewohnt sind, leben zu dürfen. Und wie inflationär gehen wir als Gesellschaft, siehe unserer momentanen Wahlergebnisse, zur Zeit doch damit um…..passen wir doch drauf auf!



    Noch einmal zur vilnius. Die Stadt hat wirklich einen angenehmen jungen lebendigen Charakter. Dies resultiert bestimmt auch daraus, dass es hier eben eine Universität gibt, wo sich die jungen Menschen, übrigens auch offensichtlich aus vielen europäischen Ländern, treffen. Wir sehen aber auch viele Familien, viele schwangere Frauen, viele Kinderspielplätze in grünen Parkanlagen, das tut sehr gut.



    Wir werden uns jetzt weitermachen zur Bushaltestelle, etwa 2 km von unserem jetzigen Kaffee entfernt. Von dort werden wir dann wahrscheinlich wieder mit einem 30 Jahre alten elektrifizierten Autobus zu unserem Campingplatz fahren. Ich finde das schon verrückt, dass sich hier die Zeit offensichtlich wieder einholt. Ich freue mich schon auf die Busfahrt. :)



    Am Campingplatz angekommen. Es war ein richtig cooler Tag. Wir hätten gerne noch mehr Zeit in Vilnius verbracht und dort durch die Straßen gelaufen, in Cafes gesessen, und uns das eine und das andere Museum noch angesehen. Auf jeden Fall ist vilnius ein Platz, an dem ich gerne einmal wieder kommen würde. Danke vilnius für deine tollen Eindrücke.

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