Vida in luxe - Sardinien 2018

  • Wieder einmal - jedoch erstmals wieder seit 12 Jahren - verbrachten wir schöne Tage auf Sardinien. Es folgt ein Reisebericht, der jedoch in Gefahr laufen wird, bezüglich der Fotos auszuufern. Es gab mal wieder einige Situationen, in denen ich in einem Fotografierrausch geraten bin und so muss ich mich bemühen, streng zu selektieren. Ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird.


    Zu allem Überfluss beginnt das Ganze im Sinne von Wagners Ring mit einem


    Vorspiel auf dem Grunde des Rheins


    Nun ja, natürlich nicht direkt auf dem Grunde, sondern an der Quelle. Beziehungsweise: Unsere Reise beginnt mit einer Fahrt zu einer der Rheinquellen - der des Vorderrheins. Wir haben ja die Angewohnheit, schon auf der Anreise zur eigentlichen Destination den Urlaub beginnen zu lassen. Und so starten wir im bündnerischen Reichenau am Zusammenfluss von Vorderrhein und Hinterrhein.



    Ab hier folgen wir dem Vorderrhein und erreichen bald die Rheinschlucht.



    Hier gibt es schon einen Vorgeschmack auf enge sardische Bergsträßchen.



    Keine Straße, noch nicht einmal ein durchgängiger Wanderweg (dieser ist geplant) führt durch die Schlucht. Aber natürlich - schließlich sind wir in der Schweiz - eine Bahnlinie. Und so gibt es in der Schlucht drei Bahnhöfe (eher: Haltepunkte), zu denen man von den jeweiligen Ortschaften steil hinabfahren muss. Einen dieser Haltepunkte haben wir uns als Übernachtungsplatz auserkoren. Auf dem Parkplatz von Versam-Safien zahlen wir 5 Franken und können dafür 24 Stunden parkieren, wie der Schweizer sagt. Und die Toilette im schnuckeligen Bahnhofsgebäude nutzen.


  • Natürlich fahren wir nicht nur zum Übernachten hinunter. Geplant war eine Wanderung zur Aussichtsplattform "Il Spir", die einen tollen Blick in die Schlucht bieten soll. Aufgrund von einigen Staus sind wir jedoch zu spät und müssen uns auf eine kurze Besichtigung des Schluchtgrundes beschränken.





    Die Ruinaulta ist eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht. Der rätoromanische Name ist zusammengesetzt aus den beiden Wörtern Ruina (Geröllhalde) und aulta (hoch). Der "Grand Canyon der Schweiz", wie er auch genannt wird, entstand durch den Flimser Bergsturz vor ca. 9.500 Jahren, als um die 10 km³ Gestein in den Talgrund abrutschten. Der Vorderrhein konnte nicht mehr abfliessen und wurde auf einer Länge von circa 25 km aufgestaut. Im Laufe der Zeit schnitt sich der Fluss in die Bergsturzmassen ein konnte sie schließlich durchbrechen. Zurück blieb die Ruinaulta mit ihren steilen Schuttklippen und imposanten Erosionsformationen.

  • Auf dem Grunde des Rheines


    Grünliche Dämmerung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe ist von wogendem Gewässer erfüllt, das rastlos von rechts nach links zu strömt. [...] Überall ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf und grenzen den Raum der Bühne ab; der ganze Boden ist in ein wildes Zackengewirr zerspalten, so dass er nirgends vollkommen eben ist und nach allen Seiten hin in dichtester Finsternis tiefere Schlüfte annehmen lässt.
    (Anweisung Wagners zum Bühnenbild im "Rheingold")



    Hier am "Chrummwag". Die genannte Aussichtsplattform befindet sich oberhalb dieses größten Abbruches der Schlucht. Von unten ist sie, obwohl imposant groß (sie hat ihren eigenen Wikipedia-Eintrag), gerade so zu erkennen. Den "Chrummwag" sieht man im 3. Foto dieses Threads von oben.

  • Am folgenden Tag trennen wir uns. Die beste Ehefrau von allen fährt mit dem Kasten, ich mit dem Rad. Am Oberalppass treffen wir uns wieder.



    Anfangs folge ich dem Radweg, der jedoch meist über Schotter führt. Kein Problem mit dem Gravel-Bike.



    Immer wieder begegne ich der "Rhätischen Bahn" bzw. dem "Glacier-Express",



    Hier, kurz vor dem Oberalppass, der Abzweig zum Lai da Tuma, den wir noch erwandern werden.



    Am Oberalppass (2044 m)

  • Der Rein da Tuma gilt als die Quelle des Vorderrheins, ja sogar, gemäß Bundesamt für Landestopografie, als die des Rheins. Nur wenige hundert Meter nach der Quelle bildet er den malerischen Tomasee. Ihn kann man innerhalb von ca. 90 Minuten vom Oberalppass erwandern.





    Leider regnet es. Und unsere Hunde sind von den Murmeltieren sehr begeistert ....
    Hier auf 2345 m sind wir völlig allein. Das haben wir dem mäßigen Wetter und der fortgeschrittenen Tageszeit zu verdanken.


    Weiter geht es dann zum Lukmanier-Pass (1915 m). Einfach, weil wir sehr gerne auf Pässen übernachten und nicht schon wieder über den Gotthard wollten.


  • Wetterbedingt war es mit dem im Titel versprochenen 'luxe' (sardisch für 'Licht') bisher etwas mau. Das ändert sich aber, als wir weiter gen Süden fahren. Es wird sehr warm. Am Hafen von Livorno wollen 23 Wohnmobile auf die "Pascal Lota". Nur 4 von ihnen kommen nicht aus Dänemark.



    Ganz schön klein, unser Kasten zwischen all den Schiffen.


    Angekommen in Golfo Aranci ziehen wir gleich durch bis Baunei und weiter zur Pedra Longa. Dort ist zunächst baden angesagt.





    Unsere Kleinen - sie sind erstmals am Meer - entpuppen sich als Wasserratten. Oder eher Fischotter?



    ...aber komisch schmeckt das Wasser schon ...



    Wasser oder Schatten. Eine Alternative gibt es für Munk nicht. Zum Glück ist das mit dem Schatten an diesem sehr felsigen Strand kein Problem. Wir wissen, warum wir keine Sandstrände mögen.

  • Hallo "Wernersberger"


    Kompliment, super Aufnahmen von dieser wunderschönen Region.
    Als Einheimischer (nicht weit von der Rheinschlucht aufgewachsen) kenne ich die Gegend natürlich bestens, von Reichenau über die Ruinaulta bis zum Lai da Tuma.
    Immer wieder erstaunlich, welche Perspektiven und Motive andere Fotografen an den Tag zaubern.
    Gratulation, gefällt mir ausgesprochen gut !


    Gruss JohWe

  • Schwüles Gedünst schwebt in der Luft;
    lästig ist mir der trübe Druck.

    (aus "Das Rheingold")


    Auf den Fotos sieht das Wetter ja schön aus .... aber ich merke mal wieder, dass ich nicht für Hitze bestimmt bin. Schon gar nicht, wenn sie dazu noch so schwül ist wie hier. Ich laufe an der anderen Seite zur Pedra Longa hinunter um Fotos zu schießen.



    Ja, sieht schön aus. Als ich wieder hochlaufe, kann ich kaum etwas sehen, weil mir ständig der Schweiß in die Augen läuft.



    Andere sind hitzeresistenter und klettern in der Sonne. A propos: Im Hintergrund die Punta Giradili, die noch auf meiner To-Do-Liste steht. Die Route über den markanten grauen Pfeiler - "Wolfgang Güllich", 13 Seillängen, max. 7a, meist 6b - 6c. Aber nicht bei diesem Wetter. Wir warten bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet und klettern einige kurze Routen.



    Der Parkplatz an der Pedra Longa bei Sonnenaufgang


    Wir fahren weiter. Die vielen Kletterziele hier bringen uns nichts. Bei dem Wetter .....



    Auch diese Wand an der Straße von Baunei zur Pedra Longa ist uns zu sonnig. Übrigens, Straße: Diese wäre eine ideale Teststrecke für die hier im Forum so beliebten Bremsendiskussionen. Sehr steil, sehr kurvig, anhaltend 20%, Höhenunterschied ca. 350 m.


    Nächstes Ziel: Der sehr abgelegene Campingplatz Coccorocci südlich von Arbatax. Auf Satellitenfotos habe ich nördlich von ihm vielversprechende Buchten gesehen. Und ich warne vor: Hier fand Fotografierrausch #1 statt.

  • Südlich von Barisardo liegt eine Fels- und Meerlandschaft, in der man aus dem Staunen - ich aus dem Fotografieren - nicht mehr herauskommt: Der Küstenabschnitt zwischen Perdepera und dem Bergmassiv des Capo Sferracavallo nennt sich Marina de Gairo. Eine ziemlich einsame Stichstraße führt von Barisardo nach Süden, vorbei am leerstehenden Hotelkomplex "Su Sirboni" und endet nach ca. 16 km am Campingplatz Coccorocci. Die Bucht Marina de Coccorocci ist einmalig auf Sardinien: Ein vier Kilometer langer Kieselsand aus überwiegend schwarzen und grauen großen Kieseln, wenig Besucher. Die Highlights findet man jedoch einige hundert Meter nördlich: eine zauberhafte "Marslandschaft" aus roten Prophyrfelsen, märchenhaften Steinskulpturen, angenagt und zerfressen von Salzwasser und Winden gepaart mit kleinen Buchten, in denen das türkisgrün-blaue Wasser zum Baden lockt. Costa Smeralda? Ja, hier auch. Wir kommen recht spät an und machen einen Abendspaziergang.




    NB: Das ist kein "Dreck", keine Algen o. ä., sondern ausschließlich schwarze Kieselsteine.







  • Der Campingplatz ist zu etwa einem Viertel bis Drittel belegt. Er bietet einwandfreie - eher überdimensionierte - sanitäre Anlagen, ein Restaurant, einen kleinen Lebensmittelladen, ein Schwimmbad, Spielplatz, Boot- und Fahrradverleih. Dass man auch Quads leihen kann, unterschlage ich jetzt. Die nerven nämlich. Die Nachteile seien auch nicht verschwiegen: Es gibt (bzw. gab in der 1. Septemberhälfte) nicht nur Stechmücken, sondern auch Gnitzen (oder ähnliche kleine Plagegeister, bin kein Insektenkundler), auch ist der Schatten für Womos begrenzt, da die meisten Olivenbäume und Steineichen maximal einen Bulli unter sich dulden. Unterm Strich: Wir wundern uns, dass er so wenig frequentiert wird.


    A propos Schatten: Es ist heiß. Die Taktik für den morgigen Tag sieht folgendermaßen aus: Nach Sonnenaufgang an die Buchten, bleiben, solange wir (bzw. ich) es aushalten, zurück, frühstücken und dann schaunmermal. Die Fotos muss ich erst noch bearbeiten (fotografiert wird ausschließlich in RAW - bzw. NEF). Daher dauert es jetzt mit dem nächsten Update.

  • Wieder ein super Bilderbericht. :fingerh:


    Wir waren auch Anfang September auf der Insel.
    Auch in Marina di Gairo, ziemlich am Ende der Piste auf einem kleinen Platz mit Bar und rudimentären Sanitärs. Wirklich sehr schön dort.
    Pedra Longa kenne ich aus einer früheren Reise. Ebenfalls ein Traum.


    Bin gespannt, wohin es euch noch verschlagen hat und freue mich schon auf die nächsten Bilder. :)

    Gruß aus der Südpfalz, Martin
    Knaus BoxStar Road 540 mit Raumbad (Fiat Ducato 250, 130PS, Autom.) aus 6.2014. Ohne Werksbeklebung, Markise, Trittstufe, Remis-Verdunklung. Mit Sonderlackierungen, Fensterfolie, Trennvorhang, 2. Aufbaubatterie.

  • Am Stellplatz am Strand "La Spiagetta"? Der ist ca. 5 km nördlich des Coccorocci.


    Vorne an der Bar Cucamonga, direkt am Wasser. War genial. :D


    Auch schön zum Schnorcheln zwischen den Felsen links und rechts davon.

    Gruß aus der Südpfalz, Martin
    Knaus BoxStar Road 540 mit Raumbad (Fiat Ducato 250, 130PS, Autom.) aus 6.2014. Ohne Werksbeklebung, Markise, Trittstufe, Remis-Verdunklung. Mit Sonderlackierungen, Fensterfolie, Trennvorhang, 2. Aufbaubatterie.

  • Hier ein Foto vom Camping Coccorocci:



    Zwischendurch schwang ich mich noch auf's Rad und erkundete die Gegend etwas genauer.



    Im Hintergrund der Strand, der zum leerstehenden Komplex "Su Sirboni" gehört. Das Areal der Anlage ist eingezäunt und wird wohl bewacht, der Strand ist frei zugänglich, wenn man sich etwas durch die Macchia schlägt.

  • Am nächsten Tag sind wir bei Sonnenaufgang wieder an den Felsen und Buchten. Alleine.



    Hier das gleiche Motiv wie in Beitrag #11, aber mit Sonne.







    Selfie mit Hund







    Das soll's von der Marina de Gairo gewesen sein. Mir ist es hier zu warm - ich brauch' wieder Berge!
    Als wir zum Camping zurücklaufen, kommen uns die ersten Menschen entgegen.


    Noch was: In Anbetracht dieser Felsformationen ist es schon sehr kurios, dass die Quacken von Arbatax so bekannt sind. Sie finden sich in jedem Reiseführer.....OK, man kann auch direkt bis vor die Felslein fahren.

  • Der Weg führt uns zunächst nach Jerzu, dort in die örtliche Kooperative (Cannonau, Pecorino, Obst) und anschließend an eine der unter Kletterern sehr bekannten Felswände





    Am Sektor Palazzo d'Inverno (es ist der einzige, der ab Mittag im Schatten liegt) gibt es eine Musikabteilung. Nett für mich als Freund der sog. klassischen Musik.


    Weiter geht es über Ulassai...





    ... nach Gairo St. Elena, wo wir tanken wollen. Geschlossen. Wäre aber sinnvoll, da es nun wirklich in die Pampa gehen soll. Das Navi nennt als nächste Tankstelle eine in Lanusei, nur 6 km entfernt. Alter Verwalter! Was eine Straße ...... leider ohne Fotos. Das Navi kennt offensichtlich eine Abkürzung, die unsere Straßenkarte nicht verzeichnet. Weiter nun über die SS389 und kurz vor dem Lago Alto d Flumendosa links ab in die Pampa bis zum Pass Genna Flixi (978 m), dann über ein noch kleineres Sträßchen bis zum Ausgangspunkt zum Monte Perda Liana. Unterwegs treffen wir verschiedene Verkehrsteilnehmer:




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